VNV Nation – Köln, Palladium (16.12.2015)

Fotos: VNV Nation
VNV Nation, © Tanja Schilling
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Compendium 1995 – 2015. 20 Years of work – So titelt die aktuelle Mini-Tour von VNV Nation.

Mitbegründer des Future Pop, Wegweiser im Genre, ausgestattet mit der Gabe, sich immer neu zu erfinden und dennoch immer einen hohen Widererkennungswert zu bewahren. Unzählige Dancefloor Evergreens, wahnsinnig emotionale Electro-Balladen, sowie eine Live-Performance, die in diesem Genre seinesgleichen sucht. Nur wenige Bands aus der Future Pop-Szene können sich auf Augenhöhe messen. Dafür stehen VNV Nation. Zusätzlich haben sie schon 2012 einen Bogen in die klassische Musik gespannt, als im Gewandhaus zu Leipzig das erst Mal einige der wichtigsten Songs aus der langjährigen Geschichte orchestral aufgeführt wurden. Daraus resultierend gab es dann das 2015 erschienene Klassikwerk Resonance – Vol. 1 zu bewundern. Selbige Tour ist gerade erst abgeschlossen und wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Da passen zwischenzeitlich vier Compendium-Shows zum 20 jährigen Jubiläum des ersten Albums Advance and Follow sehr gut ins Programm.

Marsheaux eröffnen den Abend im Palladium Köln

Support-Band des Abends waren Sophie Sarigiannidou und Marianthi Melitsi, zwei junge Damen aus Griechenland, besser bekannt als Marsheaux. Ziemlich genau um 19:15 Uhr begannen Marsheaux ein 30 minütiges Set, begleitet von zwei Keyboardern. Sehr gefälliger und melodischer Future Pop, dessen Human League- und Depeche Mode-Einfluss nicht geleugnet werden konnte. So wurden unter anderem mit Leave in Silence und The Meaning of Love zwei Songs von Depeche Mode neu interpretiert, was auch im Publikum nach etwas genauerem hinhören wohlwollend aufgenommen wurde. Sehr ungewöhnlicher und eigenständiger Gesang, stark melodische Synthies sowie eine kräftige Baseline zeugen vom Potenzial der Beiden. Sicherlich wird es Marsheaux zugutekommen, als Support bei VNV Nation aufgetreten zu sein, um vor einem größeren Publikum Gehör zu finden.

Die Galerie des Palladiums war nicht geöffnet, der Innenraum selbst allerdings gut gefüllt, so wurde dann um ca. 20:00 Uhr mit dem gesprochenen Foreword, dem Intro des 2001 erschienen Albums Future Perfect, die Compendium-Show eingeleitet. Bestens gelaunt erschienen auf der Bühne die beiden Keyboarder, Mister Mark Jackson, der seit eh und je die Electro-Drums bedient, sowie Ronan Harris, der Kopf und Sänger von VNV Nation. Mit Space and Time wurde das Publikum direkt in Bewegung gesetzt und in der Gesangspause während des Songs checkte Ronan, wie sehr er die Leute mitnehmen konnte, in dem er erst mal alle Hände in die Höhe gereckt sehen wollte. Das ging schon mal gut los. Für „die hard“-Fans von VNV Nation gibt es ja praktisch nur Hits, sei es Darkangel oder Carbon, den ersten emotionalen Song des Abends. Das eine oder andere Taschentuch wurde hervorgekramt und die feuchten Augen wurden abgetupft. Zusammen mit Ronan im Chor schallte es „… a million points of lights ascending to the sky…“.

VNV Nation Fronter Ronan Harris hat sein Publikum im Griff
VNV Nation Fronter Ronan Harris hat sein Publikum im Griff

Gänsehaut-Musik in Perfektion. Es muss nicht erwähnt werden, dass fast alle Balladen aus dem Repertoire VNV Nations vorgetragen wurden. Den Refrain von Illusion ließ Ronan vom beseelten Publikum singen, auch wenn dabei doch merklich klar wurde, dass viele Fans nicht ganz textsicher sind. Zwischenzeitlich hielt Ronan auch noch eine kleine 20 Jahres-Ansprache und war dabei ein kleines bisschen stolz auf sich selbst, weil VNV Nation nun schon so lange im Musik Business eine feste Größe sind. Darf er auch, immerhin wurde bis heute kein Deal bei einem Major Label unterzeichnet. Das ist umso bemerkenswerter, als dass VNV Nation auch ohne Major Label sehr erfolgreich sind und zeugt von der großen Fanbasis. Neben den angesprochenen Balladen gab es natürlich auch Evergreens wie Epicentre und Standing sowie das erst zum zweiten Mal überhaupt aufgeführte Verum Æternus. Ein starker Song, der im Vergleich zu den anderen Hits sonst immer im Hintergrund steht.

Nach ziemlich genau 2 Stunden war das Hauptset vorbei, allerdings kam die Band nach nur ca. 5 Minuten wieder auf die Bühne zurück, um mit Frika und Procession zwei Songs der ersten beiden Alben und wirklich seltene Perlen der Electro-Szene zu spielen. In der zweiten Zugabe, die insgesamt sechs Titel beinhaltete, wurden mit Nova und Beloved noch mal zwei absolute Schwergewichte aufgelegt. Den eigentlichen Höhepunkt bildete zwischen den beiden Songs dann allerdings die Coverversion von Apoptygma Berzerks Kathy’s Song, unter großem Applaus von Stephan Groth vorgetragen, dem Sänger von Apoptygma Berzerk. Der Song ist ein echter Leckerbissen der Darkelectro Szene und VNV Nation verpasste diesem im Jahre 2000 einen Remix, womit der Song kaum noch von den Plattentellern der einschlägigen DJ’s wegzudenken war. Stephan Groth hatte ebenfalls spürbar ziemlichen Spaß an diesem Auftritt, wenn auch er tatsächlich nur für diesen einen Song anwesend war. Mehr ging eigentlich nicht und nach unglaublichen 3 Stunden und 17 Minuten,  sowie dem derzeit obligatorischen Perpetual endete ein wirklich gutes Konzert.

Apoptygma Berzerks Stephan Groth als Special Guest bei VNV Nations Version von Kathy’s Song

Was nach dem Konzert offen bleibt ist die Frage, was nun in Zukunft kommt. Neben dem während des Konzertes angekündigten Special-Gig am 25. Februar 2016 in Kleve, auf dem tatsächlich die kompletten Alben Automatic und Empires (!!) gespielt werden, wurde auch ein weiteres Konzert aus der klassischen Reihe bekannt gegeben, auf dem die Songs des noch ausstehenden Resonance – Vol. 2 Albums exklusiv aufgeführt werden. Ein echtes elektronisches Album steht sicherlich aber auch auf der Wunschliste vieler Fans.

Setlist VNV NATION @ Köln, Palladium (16.12.2015):
Foreword (vom Band)
01. Space & Time
02. Tomorrow Never Comes
03. Darkangel
04. Nemesis
05. Carbon
06. Epicentre
07. Legion
08. Streamline
09. The Great Divide
10. Control
11. Verum Æternus
12. Sentinel
13. Gratitude
14. Testament
15. Illusion
16. Standing
17. Homeward
18. Everything
19. Farthest Star
20. Frika (Z)
21. Chrome (Z)
22. Procession (Z)
23. Nova (ZZ)
24. Kathy’s Song (Come Lie Next To Me) (Victoria Mix) (Apoptygma Berzerk cover) (Gastauftritt von Stephan Groth) (ZZ)
25. Beloved (ZZ)
26. If I Was (ZZ)
27. Resolution (mit Snippet von Two Months Off von Underworld) (ZZ)
28. Perpetual (ZZ)

Fotos: Tanja Schiling

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