Futurepop ist tot – allerdings zucken die Nervenstränge ab und zu noch, so auch im Fall Eisfabrik. Während die meisten Genre- Projekte längst blutleer dahinsiechen, gelingt es den „Newcomern“ mit ihrem Debüt Album When Winter Comes wirklich ganz ordentlich, einen Versuch der Wiederauferstehung zu unternehmen, auch wenn man sich fragt, warum ein Album mit diesem Titel im Frühling erscheint 😉 Die Beats stampfen erweckend monoton, werden aber geschickt mit abwechslungsreichen Sounds angereichert, so dass es nie wirklich langweilig wird. Denn auch Atmosphäre kommt bei Eisfabrik nicht zu kurz. So entsteht ein Cocktail aus verschiedenen Genrezutaten, von denen ich insbesondere VNV Nation, Rotersand (deren Krischan Jan-Eric Wesenberg auch When Winter Comes produziert hat), Seabound und diverse Schweden-Synthiehäppchen herausschmecke. Der einzige deutschsprachige Track Vor langer Zeit sticht allerdings ausgerecht zum Abschluss etwas heraus, geht er durch seine Sprachwahl und den Wechselgesang aus männlicher Stimme und dem hinzugefügten weiblichen Gesang der „Eisfee“ doch leicht in Richtung kitschiger Vertreter a la Blutengel, zum Glück passt hier aber der synthetische Unterbau mit atmosphärischen Flächen und rettet so den Song vor der Beliebigkeit. Insgesamt ist die Qualität der Songs durchweg gut, was zum Durchbruch nun noch fehlt, wäre ein richtiger Hit, der aus dem Album-Gefüge etwas ausbricht und so für besondere Aufmerksamkeit sorgt. Das Zeug dazu hat wohl am ehesten das zeitgleich ausgekoppelte Ice Crystal, von dem es auch schon einige Remixe anderer Szenebands gibt. Hier könnte eine Dauerrotation in den Clubs, dem heimischen Wohnzimmer oder den diversen (Online-)Radiostationen sicher helfen, dann steht der Wiederbelebung vielleicht nichts mehr im Wege. Ganz unbekannt dürfte dieses Prozedere den Jungs von Eisfabrik jedenfalls sowieso nicht sein, denn den Begriff Newcomer hatte ich zu Beginn absichtlich in Anführungszeichen gesetzt. Hinter den drei Pseudonymen Dr. Schnee, Der Frost und °Celsius verbergen sich nämlich Musiker, die bereits mit anderen Szenebands durchaus einige Erfolge feiern konnten, hier jedoch (zunächst noch) ungenannt bleiben wollen, um die Eigenständigkeit des Projekts zu unterstreichen. Mal sehen, wie lange es ihnen gelingt, diesen Mythos beizubehalten.
Tracklist Eisfabrik – When Winter Comes:
01. Eisfabrik (2:29)
02. Ice Crystal (4:11)
03. Friends (4:20)
04. Free (5:18)
05. Always Continue (5:04)
06. Don’t be afraid (6:03)
07. Polar Night (4:10)
08. A Million Lights (3:49)
09. Sometimes (3:48)
10. Without you (4:04)
11. Unreal (3:48)
12. Vor langer Zeit (4:00)