In letzter Zeit fällt es mir zugegebenermaßen immer schwerer, mich mit neuen Platten des Synthie Pop Genres anzufreunden, der Acker scheint weitestgehend abgegrast und die verbleibenden Triebe oft eher bitter. So hielt sich meine Begeisterung auch erst einmal in Grenzen, als mit Fall[out] eine vermeintlich neue Single von Noyce™ den Weg zu uns fand. Hoffnung machte da höchstens, dass die Band um Mastermind Florian Schäfer seit jeher eher zu den innovativeren Bands des Genres gehört. Der Song Fall[out] selbst ist, wie einige vermutlich schon wissen, übrigens gar nicht so neu, denn die Band veröffentlichte ihn bereits Mitte 2013 als kostenlosen Download. Da sich die Aufnahmen für das schon damals in Aussicht gestellte neue Album aber verzögerten, dauerte es doch noch eine ganze Weile, bis der Track jetzt als Vorbote zum in diesem Jahr wohl endgültig kommenden Album Love Ends tatsächlich offiziell als Single erscheint. Dass dies trotzdem keine Verschwendung von Polycarbonat (bzw. heutzutage vielleicht eher Bandbreite) ist, wird schon nach wenigen Augenblicken deutlich, denn Fall[out] fetzt wirklich!
Die Single beginnt untypischerweise gleich mit der X10DED-Version, vielleicht auch weil die reguläre Singleversion wie erwähnt schon länger im Umlauf ist. Eine gute Wahl jedenfalls, denn die verlängerte Version kann gleich mit allem aufwarten, was Synthie Pop auch heute noch spannend machen kann. Da wird der Song langsam aufgebaut, steigert sich in bester (an frühere Covenant erinnernde) Manier immer weiter und bietet Breaks und interessante Dynamikwechsel ebenso wie straffe Beats und hypnotische Klangteppiche. Der feine Gesang von Florian Schäfer passt sich entsprechend jeweils der unterschiedlichen Dynamik an, wirkt mal treibend, mal eher verträumt. Das Rad wird bei Fall[out] vielleicht nicht unbedingt gleich neu erfunden, aber zumindest endlich mal wieder runderneuert. Ich jedenfalls erwische mich immer wieder beim Mitsummen, -nicken und -wippen. Ein wirklich toller Song, der sicher auch auf den Tanzflächen der dunklen Electrotempel funktionieren wird.
Überraschend ruhig fällt der von Produzent und Rotersand-Soundtüfftler Krischan Wesenberg erstellte Rotersand Re-Work aus, der zurückhaltender und dadurch auch weniger eindringlich daherkommt. Hier stehen die Strophen weiter im Vordergrund und der Sound wirkt fast Soundtrackartig. Der nachfolgende Dominatrix RMX ist dann aber wieder Tanzflächenfutter und etwas direkter, dafür auch etwas weniger verspielt als die X10DED Version. Bevor die Single-Version von Fall[out] die neue EP abschließt, gibt es mit der gefühlvoll verspielten Ballade Love Ends noch den Titeltrack und damit einen weiteren Appetizer zum neuen Album, das hoffentlich bald erscheinen wird. Die Synthie-Szene wartet lechzend auf eine Frischzellenkur…
Tracklist:
01. Fall[out] X10DED
02. Fall[out] Rotersand Re-Work
03. Fall[out] Dominatrix RMX
04. Love Ends
05. Fall[out]