PETER HEPPNER (Akustik) – Bochum, Christuskirche (16.11.2014)

PETER HEPPNER (Akustik) - Bochum, Christuskirche (16.11.2014)
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Heppner akustisch. Was wird dieser Abend bringen? Nimmt das akustische Arrangement den Liedern den letzten Funken Heiterkeit, oder werden die entschärfen Versionen ein unvergessener Ohrenschmaus? Mit zwiespältiger Meinung und ohne eine Thermoskanne starken Kaffee zum wach halten verlässt man das Haus.

PETER HEPPNER (Akustik) - Bochum, Christuskirche (16.11.2014)Nicht nur das Publikum, sondern auch der Sänger, nebst Band, nimmt Platz. Die am Nachmittag angekündigte Tasse Erkältungstee wird am Abend gegen ein Glas Rotwein ausgetauscht. Vielleicht sind es aber auch Messwein-Restbestände aus vergangener Zeit, die im Keller dieses stillgelegten Gotteshauses in Ruhe ihr Aroma reifen ließen.

Mit dem Notenständer auf der Bühne, sieht es wie in alten Wolfsheim Zeiten aus. Während dieser dunklen Ära genügte nur ein Synthie als Musikinstrument. In seinem Solo- Leben wird Peter Heppner von einer ganzen Band begleitet. Jeder einzelne Musiker fügt seine Handschrift in die stromlos geformten Stücke mit ein. Den meisten Platz benötigt der Flügel von Dirk Riegner, der bei seinem Projekt Schattenherz -mit Marianne Rosenberg an der Seite- ebenfalls die (allerdings) synthetischen Tasten spielt. Übertönt wird dieses imposante Instrument von Schlagzeuger Achim Färber, der dem akustischen Abend einen kraftvollen Rhythmus verleiht. Im Hintergrund sitzend gleiten die Finger von Carsten Klatte über die Saiten. Die Klänge der Akustischen bleiben bis zum Schluss verhalten.

Mit Charme und Witz werden die Songs vorgetragen. Bewegung vor und auf der Bühne wird es heute nicht geben, jeder bleibt auf seinem Sitzplatz kleben.

PETER HEPPNER (Akustik) - Bochum, Christuskirche (16.11.2014)Für den akustischen Abend, laut Heppner der erste in seiner Karriere, werden nicht nur Stücke seiner Soloalben umgekrempelt. Dem Wolfsheim Liedgut wird ebenfalls der Strom entzogen. And I steht gleich am Anfang und erweitert mit Care For You um ein weiteres die Erinnerung an das Hamburger Duo. Ein paar Lieder weiter malt sich Peter Heppner seine Meine Welt. Die melancholische Stimme verbündet sich mit der pianolastigen Melodie und bringt das Publikum zum Träumen. Gerade sang Heppner noch „Ich mach das so wie´s mir gefällt“ und schon glimmt die erste Kippe in seinem Mund. Regeln sind bei diesem amüsanten Auftritt tabu.

Als Peter Heppner wieder in die Tiefe seiner Vergangenheit greift, bekommt man bei Annie und This Time die Kälte des alten Gemäuers zu spüren. Der eisige Atem der Songs krabbelt durch den Körper und verursacht eine Gänsehaut. Auf gleich zwei Lieblinge der Vergangenheit war das Gemüt nicht vorbereitet.

Trotz Schwermut liegt die Stimmung nicht im Keller. Im Gegenteil. Mit dem Indie- Dauerbrenner The Sparrows And The Nightingales kommt mit der Bossa Nova Version Schwung unters Kirchendach. Dass niemand was gegen die Umwandlung zu nörgeln hat, bestätigt der Applaus. Als sich in diesem Zuge alle vier Künstler vom Publikum verabschieden wird das Händeklatschen etwas stärker.

Ohne Zugabe gehen die Herrschaften natürlich nicht von der Bühne der Christuskirche. Als Abschiedslied gibt es eine Coverversion von Marlene Dietrich. Natürlich wird dieser Oldie aus der Sicht eines Mannes umgedichtet. So beschließt Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre den Abend nicht tieftraurig, sondern mit einem Lächeln in den Gesichtern der Fans.

Setlist PETER HEPPNER:
01. And I (Wolfsheim Cover)
02. Care for you (Wolfsheim Cover)
03. God smoked
04. Meine Welt
05. Being me
06. Noch nicht soweit
07. Heroin she said (Wolfsheim Cover)
08. Wherever
09. Annie (Wolfsheim Cover)
10. Twelve
11. Künstliche Welten (Wolfsheim Cover)
12. Easy
13. Deserve to be alone
14. This time (Wolfsheim Cover)
15. Die Flut
16. Cry tonight
17. Wir sind wir
18. Kein Zurück (Wolfsheim Cover)
19. Leben… I feel you (Schiller) (Z)
20. The sparrows and the nightingales (Wolfsheim Cover) (Z)
21. Ich weiß nicht zu wem ich gehöre (Marlene Dietrich Cover) (ZZ)

Fotos: Martina Peitz

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