Aber bevor die Paradiesvögel aus dem Herzen des Ruhrgebietes die Bühne stürmen, dürfen erst einmal drei Vorbands in den Gehörgängen der Zuschauer Platz nehmen. Genau – richtig gelesen. Drei Vorbands und kein früherer Beginn bedeuten, dass dieser Abend nicht so schnell enden wird. Die Auswahl der Gruppen ist jedoch wirklich gut gewählt. Mit To the Rats and Wolves wurde eine Band gewählt, die ähnlich dem Hauptact des Abends klingt. Im Gegensatz dazu sind Her Bright Skies schon fast als ruhig zu bezeichnen. Hier herrschen eindeutig die Clean-Vokals über die geshouteten Parts und die Instrumente werden auch wesentlich stärker auf harmonische Melodien getrimmt. Auch wenn man bei The Bright Skies nun wahrlich nicht von Schmuserock reden darf, würde der Sänger im Battle gegen die Sängerin der nächsten Band ganz klar den Kürzeren ziehen. Courtney LaPlante schafft es mit ihrer Stimme die letzten Staubkörner aus den Boxen in der Matrix zu shouten. Eine wunderbare Energie steckt in ihrem Organ. Man muss aber auch sagen, dass am heutigen Tag die Besucher der Matrix außerordentlich empfänglich für die Support-Acts sind und wirklich ständig mitgehen, pogen und einfach brennen.
Schon wunderbar verschwitzt empfangen nun alle einen riesigen weißen Vorhang, der zwischen Bühne und Publikum vom Kellergewölbe der Matrix hängt. Auf eben diesem läuft zu Beginn des Sets ein kleiner Film über den Jungs ab, der schon ordentlich von den durchaus weiblichen und jungen Fans auf ihren Handys mitgefilmt wird. Ebenso hallen die ersten „Eskimo“ – „Callboy“ Chöre durch die Matrix. Die Spannung steigt und der fallende Vorhang entblößt ein Bühnenbild in Form eines Ghettos – dem Castrop Rauxel Ghetto – sowie eben die Musiker von Eskimo Callboy. Auf der anderen Seite blicken Eskimo Callboy in entfesselte Gesichter. Clever starten die Jungs aus dem Ruhrgebiet mit ihrem Krachersong We Are The Mess aus dem aktuellen Album. Sofort wird klar, dass sie einiges vorhaben und wirklich niemanden mit einem trockenen Hemd nach Hause schicken wollen. Auch wenn die beiden Sänger Sushi und Kevin sich nach jedem Song in einer Art „Erzähl-Battle“ duellieren und so doch sehr die aufgenommene Fahrt etwas drosseln. So lockern sie zwar einerseits sehr die Stimmung in der Matrix auf, zaubern so auch einige Schmunzler in die Gesichter der Besucher eines Metalcore-Konzertes, aber auf Dauer gestaltet sich dies vor allem gemessen an dem bis dahin schon sehr langen Abend eher nervig. Man könnte sonst eher die Handbremse abreißen und eine Schussfahrt vom allerfeinsten hinzulegen, so bleibt der letzte kleine Kick in der Bochumer Matrix aber leider etwas auf der Strecke. Aber dies ist meckern auf höchstem Niveau. Mission Tourauftakt mit Sternchen, Bravur und Fleißkärtchen geglückt.
Setlist Eskimo Callboy:
01. Cstrp
02. We Are The Mess
03. Blood Red Lips
04. 5$ Bitchcore
05. Muffin Purper-Gurk
06. Voodoo Circus
07. Jagger Swagger
08. Hey Mrs. Dramaqueen
09. Wondabra Boulevard
10. Cinema (Skrillex Cover)
11. Party At The Horror House
12. Never Let You Know
13. Broadway’s Gonna Kill You
14. Monsieur Moustache vs. Clitcat (Z)
15. Interlude (Z)
16. Is Anyone Up (Z)
Fotos: Michael Gamon