Beginnen wir also am Anfang … Donnerstag, 09.06.2011:
Natürlich haben sich die Veranstalter für das Jubiläum etwas Besonderes einfallen lassen. Denn in diesem Jahr fand die offizielle Eröffnung nicht erst am Freitag, sondern bereits am Donnerstag vor Pfingsten statt, so dass das WGT2011 ganze 5 Tage dauerte! Und die Bands für den Eröffnungstag waren handverlesen, denn in der Agra geben die Teilnehmer des ersten WGT-Festivals überhaupt ein erneutes Stelldichein.
Als erste stehen Das Ich [GALLERY] auf der Bühne, allerdings leider nicht komplett, denn ein kurz zuvor die Runde machendes Gerücht stellt sich nun zum Entsetzen vieler als wahr heraus: Stefan Ackermann, Frontmann der Band ist schwer erkrankt, liegt seit zwei Wochen auf der Intensivstation und die Aussichten auf eine vollständige Genesung sind noch unklar. Dies wird dem Publikum auf einer großen Leinwand mitgeteilt und kurz darauf wendet sich auch Das Ich Mitbegründer Bruno Kramm an das Publikum und erklärt, dass man sich trotz dieses traurigen Umstandes dazu entschlossen habe aufzutreten und versuchen möchte, Stefan mit allerlei positiver Energie von Band und Publikum zu beglücken und so eine Besserung seines Zustandes heraufzubeschwören. Die Gesangsperformance übernehmen heute Abend Gastsänger/innen, zum einen die Lettin Vic Anselmo, zum anderen die beiden Wave-Urgesteine Myk Jung (The Fair Sex) und Oswald Henke (Henke, Goethes Erben). Das Set besteht aus Hits der Das Ich Geschichte wie „Gottes Tod“ oder „Destillat“, sowie einem Instrumental, das Stefan besonders viel bedeutet, wie uns Bruno mitteilt. Auch wenn man eine Lichtgestalt wie Stefan Ackermann sicher nicht ersetzen kann, machen die spontan eingesprungenen Künstler ihre Sache richtig gut und dank der Musiker und der Fans, die durch laute Rufe immer wieder dem erkrankten Stefan gedenken, wird es ein fürwahr denkwürdiger Auftritt. An dieser Stelle wünschen wir Stefan Ackermann noch einmal alles Gute und eine baldige Genesung!
Als nächstes sind die etwas unbekannteren Sweet William [GALLERY] an der Reihe. Der Dreier aus Kerpen kann auf fast zwanzig Alben zurückblicken und stellte im letzten Jahr sein aktuelles, selbstvertriebenes Album „Brighter Than The Sun“ vor. Eine stilistische Eingrenzung ist bei Sweet William kaum möglich, zu abwechslungsreich war ihre musikalische Wandlung bisher und so bedient sich die Band beim WGT-Auftritt ebenfalls in allerlei Szenetöpfen. Leider ist die Performance selbst etwas statisch, die Musiker bewegen sich kaum, dafür aber ihre Fans, die ausgiebig vor der Bühne tanzen. Nicht besonders spektakulär das Ganze, aber es ist ein durchaus routinierter Auftritt, der uns zum nächsten Höhepunkt im heutigen Programm überleitet.
Denn als nächstes beglückt uns Oswald Henke zusammen mit seiner aktuellen Formation Henke. Erst vor kurzem hatten wir Henke im Bochumer Zwischenfall live gesehen und waren vom Auftritt begeistert. Dort reicherte die Band das Material ihres aktuellen Albums „Seelenfütterung“ schon mit einigen Goethes Erben [GALLERY] Klassikern an, heute verzücken uns die Musiker ausschließlich mit Material der Neuen Deutschen Todeskunst Vorreiter. Oswald Henke lebt seine Musik und das stellt er auch heute wieder eindrucksvoll unter Beweis. Auch seine Begleitmusiker verstehen ihr Handwerk und hauchen den alten Songs neues Leben ein und die anwesenden Fans sind restlos begeistert. Sie singen die Texte aus voller Brust mit und setzen diese besonders anschaulich in Gebärden um. Es ertönt Klassiker auf Klassiker und Oswald gelingt, ganz der Auffassung eines Musiktheaters folgend, eine perfekte Symbiose aus Musiker und Schauspieler, dem sein Publikum beeindruckt zuschaut.
Im Anschluss verlassen wir die Agra, und damit leider auch die Auftritte von Age Of Heaven, The Eternal Afflict und Love Like Blood, um einer liebgewonnenen Gewohnheit weiter zu frönen: Der Donnerstagabend Besuch in der Moritzbastei, wo sich die WGT Elektro All Stars [GALLERY] zum EBM Karaoke versammeln. Auch wenn hier kein freies Karaoke geboten wird, ist es immer wieder ein Spaß den Künstlern bei ihren Neuinterpretationen von alten und neuen Hits zuzuhören und gerne auch mal selbst aus dem Publikumsbereich heraus mitzusingen. Neu dabei ist in diesem Jahr Haujobb-, Destroid- und Architect-Mastermind Daniel Myer, der ja auch mittlerweile fester Bestandteil von Covenant geworden ist und heute auch seinen dortigen Livepartner Daniel Jonasson (Dupont) begrüßen kann, mit dem er später gemeinsam Erasures „A Little Respect“ performt. Dies allerdings leider ohne Daniel Graves (Aesthetic Perfection), der seine Unterstützung laut Myer zuvor avisierte, im entsprechenden Moment aber nicht in der Halle war, um den Daniel-Index auf drei zu erhöhen. Mit von der Partie sind dafür (wieder) Torben Wendt (Diorama), Sven Friedrich (Solar Fake, Dreadful Shadows & Zeraphine), Boris May (Klangstabil), Kolja Trelle (Soman) und einige andere. Schnell wird deutlich, dass hier der Spaß klar im Vordergrund steht und so muss man beizeiten schon über gute Ohrstöpsel verfügen, will man das Dargebotene genießen, denn das ein oder andere Mal ist das in diesem Jahr wirklich eher Karaoke als All Stars 😉 Aber sei es drum, denn natürlich gibt es auch tolle Interpretationen und der Funke springt ohnehin von Beginn an auf das Publikum über, das bis in die frühen Nachtstunden eine ausgelassene Party mit den Künstlern feiert.
Es gibt in diesem Jahr bei uns natürlich auch Besucherfotos [GALLERY] vom Wave-Gotik-Treffen 2011. Die ersten haben wir jetzt online gestellt, von den anderen Tagen kommen aber noch deutlich mehr hinzu. Die kompletten Fotosets zu den Bandauftritten erreicht ihr über die [GALLERY]-Links (Bildkommentare sind in der Gallery durch Anklicken der gelben Sprechblase möglich), Infos und Fotos zu den anderen Tagen folgen in Kürze. Wer zudem Interesse an gedruckten Bildern hat, kann auch einen Blick in die aktuelle Ausgabe des Orkus werfen (07-08/2011), in der neben einigen unserer Fotos auch Fotos anderer Fotografen enthalten sind.
Autor & Fotos: Michael Gamon
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