Beim Betrachten der Tracklist fällt zunächst auf, dass sich ohGr wie schon auf den Alben zuvor und wie bei Skinny Puppy nicht lange mit auswuchernden Songtiteln aufhalten und stattdessen auf kurze, prägnante Namen setzen. Prägnant und auf den Punkt beginnt dann auch der Eröffnungstrack "Shhh", der anders als der Titel vermuten lässt, alles andere als um Ruhe bittet und gleich ein richtiges Brett darstellt. Hier treffen von Ministry bekannte Rhythmen auf harte Beats einer Band wie Nine Inch Nails, allerdings in ihrer besten Epoche, als sie Hits wie "Head Like A Hole" kreierten, an das man auch gleich denken muss. Ebenfalls kommt einem angesichts des shoutigen Gesangs Kevin’s ein Track wie "Jesus Built My Hotrod" unweigerlich in den Sinn. Es gibt sicher schlechtere Einflüsse, zumal es ohGr gerade im Mittelteil versteht, dem Track seine eigene Seele einzuhauchen und ein klangliches Horrorszenario zu entwickeln, welches sich auch auf den Folgetitel "Eyecandy" ausweitet und später übers gesamte Album hinauswuchert. Dabei bleibt es aber stets spannend, denn Abwechslung wird hier groß geschrieben. Mal stehen schnelle Gitarren im Vordergrund, dann wieder wird es düster um uns herum und wir fühlen uns den klaustrophobischen Sounds komplett ausgeliefert.
Angereichert werden die terrorbeeinflussten Horrorscapes neben Ogre’s unverkennbarem Gesang bei "Whitevan" passenderweise durch einen Fachmann des Gruselgenres, denn Bill Moseley liefert hier einige gesprochene Fragmente, die perfekt in die geschaffene Atmosphäre passen. Moseley ist vielen vielleicht durch die Rolle des Chop Top aus Texas Chainsaw Massacre 2 bekannt und spielt auch neben Nivek Ogre und Paris Hilton in Rob Zombie’s neuem Horror Spektakel "Repo! The Genetic Opera", welches Anfang November released wird. Das hier vorliegende Album hätte sicher auch einen guten Soundtrack zu diesem Film abgegeben. So aber erscheint es als reguläres ohGr-Album und nach Angaben von Kevin konnte er dieses Mal seine persönlichen Stimmungen und Vorstellungen perfekt umsetzen, da keine strikten Vorgaben vorlagen und er keinen Druck verspürte, Songs mit Hitpotenzial zu erschaffen. Vielleicht um diese Einstellung zu untermauern, wurde dann auch mit "Timebomb" ein Track als Single veröffentlicht, der nur bedingt melodiöser ist, als der Rest des Albums und somit ebenfalls abseits des Mainstreams beheimatet ist. Stattdessen erhält man beim Anhören dieses Werks den deutlichen Eindruck, dass es ohGr gelungen ist, genau das umzusetzen, was sie sich vorgestellt haben bzw. was durch das Fehlen von festen Vorgaben entstehen sollte. ohGr haben hier im weitesten Sinne ihren eigenen Soundmovie abgemischt, der den Hörer rau an die Hand nimmt, ihn ins innere Empfinden der Hauptakteure zieht und immer weiter mit sich reißt. So entsteht eine psychologische Tour De Force, der man sich nur schwer erwehren kann, aber auch eigentlich nicht will.
Ein bemerkenswert anderes Album wie es heute kaum noch möglich zu sein scheint. Ogre weiß seinen Stellenwert in der Electro-Szene erneut zu untermauern und sich von anderen Veröffentlichungen komplett abzuheben. Hörer die mit Kevin Ogre’s bisherigen Arbeiten für ohGr und Skinny Puppy etwas anfangen können, sollten auch beim neuen Album hellhörig werden, aber auch Horrorfilm-Fans finden hier eine vollkommen andere Art ihrem Hobby zu frönen, nämlich in Kevin Ogre’s eigenem Mindmovie "Devils In My Details".
Tracklist:
01. Shhh
02. Eyecandy
03. Three
04. Feelin’ Chicken
05. Pepper
06. D.Angel
07. Psychoreal
08. Whitevan
09. Timebomb
10. Smogharp
11. Witness
Autor : Michael Gamon