Den Startschuss im sehr gut besuchten Dortmunder FZW gaben Monuments. Die mit einer gehörigen Portion Math-Core ausgestatteten Progressiv-Metaller aus der britischen Hauptstadt zeichnen sich durch extrem komplexes Songwriting aus. Der versierte Fan braucht ein paar Umdrehungen im CD-Player, um die Musik zu verstehen. Spielerisch auf jeden Fall ein großes Ding, einige Passagen fallen da schnell unter „wie kann der das spielen“, denn mind-banding und fingerbrechende Gitarren-Riffs lassen das Publikum staunen. Ehrlicherweise muss man aber auch festhalten, dass viele der Karnivool-Fans mit der Musik der jungen Briten ein wenig überfordert waren, andererseits waren aber auch einige Leute extra der Band wegen gekommen. Bei mehreren Songs war richtig Bewegung in den vorderen Reihen und auch ein „setzt euch alle hin und springt gemeinsam mit mir hoch“-Aufruf des Sängers Chris Barretto wurde artig und wohlwollend befolgt. Grundsätzlich ist die Band eine Bereicherung der Metal-Szene und war sehr sehenswert.
Gut, besser, Karnivool. Über diese Steigerungsform kann man diskutieren, aber über die bestens ausgesteuerte Anlage des FZW lief Karnivool zur Bestform auf. In drei Abschnitte geteilt gab die Band der Reihe nach die Songs der drei Alben Themata, Sound Awake und Asymmetry zum Besten. Das ruhige C.O.T.E zu Anfang lässt spätestens beim Refrain „…have you heard? It’s a silent dream“ den ersten Erpelparka entstehen. Stimmlich ist Ian Kenny unglaublich gut drauf. Gerade in den ruhigen Passagen nahezu sensationell, aber auch in den schier unendlichen Strophen, in denen er hoch oben aus dem Kehlkopf seine Refrains schmettert. Einfach unvergleichlich. Zwischenzeitlich merkt Ian Kenny an, dass der letzte Auftritt im FZW noch im kleinen Nebenraum stattfand. So schnell ändern sich die Zeiten. Gute Musik füllt große Hallen, und die werden in absehbarer Zeit noch größer werden. Nach 4 Liedern aus Themata wandert man rüber zum Sound Awake-Album, vermutlich der Einstieg vieler Fans in die Karnivool-Welt, um hier mit All I Know und New Day zwei der absolut bekanntesten Hits vorzubringen. Das für Karnivool-Verhältnisse recht zurückhaltende Publikum geht spätestens hier sehr gut mit. Zwischendrin muss als Highlight auch noch Deadman erwähnt werden. Diesen Song live zu erleben, ist aufgrund dessen Komplexität etwas ganz besonderes. Steve Judd an den Drums und die beiden Gitarren (Mark Hosking & Drew Goddard) spielen hier teilweise so unglaublich disharmonisch und doch perfekt passend miteinander, wie es schöner kaum sein könnte. Dazu klopft das „…I needed to know“ von Ian Kenny erbarmungslos aber genial an die Hirnrinde. Auch die fantastische Bassline von John Stockman darf nicht unerwähnt bleiben. Fans der progressiven alternativen Musik kommen hier voll auf ihre Kosten. Vielleicht auch ein Grund, warum im Publikum viele Steven Wilson- und Procupine Tree-Shirts zu sehen sind? Schlussendlich und als 3-Song lange Zugabe geht es zum aktuellen Album Asymmetry, wo es mit We Are und The Refusal nochmal sehr krachig zur Sache geht, um dann mit dem unvergleichlichen Aeons einen Schlussstrich unter einen fantastischen Gig zu setzen. „…Chemical fires will signal we’re dead and gone“ schallt der Refrain Aeons dann nochmal aus vielen Kehlen eines zufriedenen Dortmunder Publikums.
Setlist Karnivool @ Dortmund, FZW (15.03.2015):
01. C.O.T.E.
02. Shutterspeed
03. Themata
04. Roquefort
05. Goliath
06. Set Fire to the Hive
07. Umbra
08. All I Know
09. Deadman
10. New Day
11. We Are (Z)
12. The Refusal (Z)
13. Aeons (Z)
Fotos: Dirk Wirtz