EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN – Köln, Philharmonie (03.05.2017)

Fotos: EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN
Einstürzende Neubauten, © Michael Gamon
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Der erste Nordrhein-Westfalen-Gig der Einstürzenden Neubauten seit Mai 2008 war innerhalb von knapp zwei Stunden komplett ausverkauft. Schauplatz war diesmal die edel eingerichtete Philharmonie Köln, in der Blixa Bargeld und Co. das darboten, was sie selbst schelmisch “Greatest Hits” nennen. Von einer regulären Best-Of ist diese Veröffentlichung doch recht weit entfernt, ignoriert sie das Werk der Berliner Industrial-Gruppe aus den 80ern und 90ern doch fast gänzlich. So hieß das Motto in Köln wie bei allen Neubauten-Shows der letzten Jahre Silence Is Sexy anstelle von Hören mit Schmerzen.

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Immerhin: Mit The Garden und dem ewig genialen Haus der Lüge kredenzten die Einstürzenden Neubauten dem kleidungs- wie alterstechnisch gut durchmischten Publikum direkt zu Beginn zwei wahre Klassiker. Dann folgten allerdings so gut wie nur noch Stücke neueren Datums. Wobei sich natürlich auch dabei die ein oder andere Perle finden lässt. Unvollständigkeit beispielsweise, welches über acht Minuten auf seine scheppernde Klimax zusteuert, bei der N.U. Unruh mit fast maschineller Präzision die Metallstifte aus einer Höhe von mehreren Metern genau so zum Fallen bringt, dass der letzte blechige Klang parallel mit der letzten Textzeile ins weite Rund schallt.

Krach war gestern, komplette Stille ist heute

Und sonst? Sonnenbarke, LKW-Reifen, Spiralen, extralange Rohre, Maschinenbohrer, eine angezündete Zigarette – halt alles, was man von Neubauten-Konzerten gewohnt ist. Selten durchbrechen lärmige Momente die Ruhe – bei Silence Is Sexy herrscht passend zum Titel sogar mehrmals für einige Sekunden komplette Stille im Saal. Es folgt mit Die Interimsliebenden ein dritter und letzter Schwank ins alte Jahrtausend, getoppt nur noch vom episch-fulminanten Schlusspunkt Redukt. Bei gutem, wenngleich manchmal ein wenig verhallt wirkendem Sound kreierte das Sextett eine beeindruckende Atmosphäre, stellenweise aufgelockert von witzigen Anekdoten und Zwischenansagen des an diesem Abend gut gelauten Blixa Bargeld. Der sich die Stimmung auch nicht vermiesen ließ, als zwischenzeitlich die Bühnenbeleuchtung ausfiel. Schließlich gibt es für solche Situationen ja Smartphone-Taschenlampen – Blixa entfuhr beim Blick ins erleuchtete weite Rund nur ein kurzes “Wow!”. Im Übrigen ist dies wohl auch das passende Wort, um den Gesamteindruck dieses Konzerts zu beschreiben. Ihre Einzigartigkeit haben Einstürzende Neubauten jedenfalls ins vierte Jahrzehnt ihres Bestehens herüberretten können.

Setlist EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN @ Köln, Philharmonie (03.05.2017):

01. The Garden
02. Haus der Lüge
03. Let’s Do It A Dada
04. Dead Friends Around The Corner
05. Unvollständigkeit
06. Youme & Meyou
07. Die Befindlichkeit des Landes
08. Sonnenbarke
09. Halber Mensch/Von Wegen
10. Sabrina
11. Susej
12. How Did I Die?
13. Silence Is Sexy (Z)
14. Die Interimsliebenden (Z)
15. Total Eclipse Of The Sun (Z)
16. Ein leichtes leises Säuseln (ZZ)
17. Redukt (ZZ)

Fotos: Michael Gamon

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