Ein Konzert von Heather Nova ist stets wie ein kleiner Ausflug in eine andere Welt, in ein paradiesisches, emotionsgeladenes Paralleluniversum, das das eigene, meist durch banale Alltagssorgen eingefahrene Hier und Jetzt gehörig auf den Kopf stellt. In diesen Genuss kommen wir in Krefeld in der zweiten Februarhälfte und ahnen noch gar nicht, wie perfekt die gewählte Location, die Friedenskirche, der begnadeten Sängerin, die ihr aktuelles Album The Way It Feels mit im Gepäck hat, und ihrem Bruder Mishka, der sie auf ihrer Tour durch Deutschland musikalisch unterstützt, auf den Leib geschnitten ist.
Das bestuhlte, evangelische Gotteshaus füllt sich an dem wettertechnisch eher kühlen und ungemütlichen Sonntagabend in Windeseile und lässt uns bereits zu früher Stund eng aneinander rücken. Für eingefleischte Heather Nova Fans ist es Ehrensache, auch den Voract mitzunehmen, immerhin handelt es sich hierbei um niemand Geringerem als ihren Bruder Mishka, der wie sie musikalisch ebenfalls emotionale Statements setzt. Kurz vor Beginn der Show um 20 Uhr schleicht sich der gebürtige Bermudianer, seine Gitarre fest auf dem Rücken angeschnallt, beinahe unbemerkt durch die Menge und sucht sich ein Schlupfloch hinter der Bühne, das ihn wenig später auf der anderen Seite auf selbige leitet. Der sympathische Singer und Songwriter, dessen Kopf eine schwarze Wollmütze ziert, schafft es schnell, das aufmerksam lauschende Auditorium für sich zu gewinnen. Auf den Stühlen der wohlig aufgeheizten Steinmauern sitzend brauchen wir nun nicht lange, um die Augen zu schließen und uns bei dem Klang seiner Stimme gedanklich in eine andere Welt zu träumen und uns voll und ganz auf Mishka einzulassen. Auch er interagiert stets mit der Menge und animiert die volle Belegschaft zu einem gemeinsamen „na na na“…. immerhin sind wir in einer Kirche und was passe da besser als auch hier gemeinsam zu singen. Ein schöner Auftakt!
Wenig später schallen Vogelgezwitscher und Naturgeräusche von der Szene und fesseln erneut unsere Aufmerksamkeit, die sich vollends entlädt, als Heather Nova samt ihrer Live-Musiker das Podium betritt. Mit ihren langen, blonden Haaren erscheint sie uns wie ein Engel aus einer fernen, anderen Welt, der uns mit seiner glockenhellen Stimme in andere Sphären lockt. Ein Gänsehautschauer jagt den nächsten und die mal gesäuselten, mal ausdrucksstarken Klänge der Bermudianerin dringen tief in unser Inneres. Ein wirklich überwältigendes Gefühl, das jeder der hier Anwesenden heute in irgendeiner Art und Weise zu spüren bekommt! Natürlich lebt das mit Liebe Dargebotene nicht nur von der fesselnden Stimme und der verzaubernden Art Heather Novas, sondern auch vom stilvollen Arrangement der zahlreichen Instrumente, der herzlichen, familiären Stimmung innerhalb der Live-Band und nicht zuletzt natürlich auch von der andächtigen und außergewöhnlichen Location. „Danke, dass ihr diesen Ort gefüllt habt!“, bedankt sich das Goldkehlchen, das im Vergleich zur Tour 2011 offenbar keinen Tag gealtert ist, uns und allen ist klar, dass wir vor allem ihr zu danken haben, denn mit ihrer außergewöhnlichen körperlichen und stimmlichen Präsenz könnte dieses zarte Persönchen mit Gewissheit die größten Locations dieses Erdballs füllen. Musikalisch bietet die Protagonistin einen Rundumschlag, der sich wirklich sehen lassen kann. Ob neuere Stücke wie I’m Air, Girl On The Mountain und The Archaeologist oder alte Klassiker wie Island, London Rain, Winterblue oder Heart and Shoulder, das wir ihr unter anderem kurz vor Schluss in einer Zugabe noch entlocken können, verfehlen ihr Ziel nicht und ergänzen sich grandios. Vor allem merkt man stets autobiographische Züge in ihrem Schaffen und das ist es, was uns alle noch mehr begeistert und dieses stimmliche Mysterium für uns greifbar und spürbar macht. Als krönenden Abschluss haben sich die Powerfrau und ihr Bruder Mishka allerdings etwas ganz Besonderes überlegt: ein gemeinsames Cover von David Bowies Starman. Emotion pur! Gelungener hätte man diesen ohnehin schon wunderbaren Abend gar nicht beschließen können.
Setlist HEATHER NOVA @ Krefeld, Friedenskirche (21.02.2016):
01. Treehouse
02. I Wanna Be Your Light
03. Girl on the Mountain
04. Island
05. Sea Glass
06. Paper Cup
07. The Archaeologist
08. Winterblue
09. Walking Higher
10. Moon River Days
11. London Rain (Nothing Heals Me Like You Do)
12. Women’s Hands
13. Fool for You
14. Sea Change
15. I’m Air
16. Like Lovers Do
17. This Humanness (Z)
18 Heart and Shoulder (Z)
19. Starman (David Bowie cover) (fest. Mishka) (ZZ)
Fotos: Michael Gamon