DARK STORM FESTIVAL 2015 – Chemnitz, Stadthalle (25.12.2015)

Fotos: DARK STORM FESTIVAL 2015 – Main Stage - Chemnitz, Stadthalle (25.12.2015)
Eisbrecher © Thomas Bunge
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Das Dark Storm Festival in Chemnitz ist für viele Anhänger der schwarzen Szene noch einmal eine Gelegenheit, auch im Winter ein Festival zu erleben. Der 1. Weihnachtsfeiertag ist somit schon fest im Kalender eingeplant. Mit 11 Bands aus den Bereichen Dark Wave, Gothic, Elektro, Industrial und Metal blieb das Line-Up auch 2015 einerseits überschaubar, andererseits konnten viele Genres abgedeckt werden.

Bei milden Temperaturen fanden sich bereits vor 16:00 Uhr zahlreiche Gäste vor der Chemnitzer Stadthalle ein. Pünktlich um 16:15 Uhr begann der Einlass. Die Vorhallen waren mit Bäumen und Weihnachtssternen geschmückt. Für Essen und Getränke war gesorgt. An zahlreichen Ständen konnten die Besucher noch Kleidung, Schmuck oder CDs kaufen. Viele Bands hatten eigene Merchandising-Stände.

Pünktlich um 16:45 Uhr startete das diesjährige Dark Storm Festival mit Unzucht aus Hannover. Die Band existiert seit 2009 und ist stilistisch zwischen Gothic Rock und Dark Rock einzuordnen. 3 Alben sind bereits erschienen, zuletzt Venus Luzifer (2014). Bereits im Laufe der ersten Songs füllte sich der große Saal. Mit deutschen Texten und hartem Gitarrensound gelang es Unzucht sogleich das Publikum in die richtige Stimmung zu versetzen. Langeweile blieb aus. In den 30 Minuten durften die Gäste gleich richtiges Festivalfeeling erleben. Die Mittelalter-Industrial-Band Tanzwut stand als nächstes auf dem Programm. Die Band existiert seit 1999 und ist hervorgegangen aus Corvus Corax, wobei Tanzwut jedoch mehr elektronische Elemente in ihre Musik einfließen lassen. Auffällig sind dennoch die Verwendung von mittelalterlichen Instrumenten wie Dudelsäcken, Marktsackpfeifen und Schalmeien. Letztes Jahr erschien ihr 9. Album Freitag der 13.. Tanzwut hat hierzulande eine große Fangemeinde und somit war es für die Band auch nicht schwer, die Besucher in ihren Bann zu ziehen. Der Saal war voll. Begeistert riss das Publikum die Arme hoch und winkte im Takt. Zu den deutschen Texten konnten die Besucher auch gut Mitsingen. Abwechslungsreiche Melodien untermalten den Auftritt. Nun wurde es Zeit für den ersten Auftritt im kleinen Saal. Die Hamburger Band Eisfabrik bewegt sich stilistisch zwischen Dark Electro und Future Pop. 2 Alben sind dieses Jahr erschienen: When Winter Comes und Eisplanet. In den vergangenen Wochen waren sie als Support von Project Pitchfork auf Tour. Die Bandmitglieder und Keyboards waren weiß gekleidet. Doch die Stimmung während der Show war alles andere als eisig. Zahlreiche Gäste wollten Eisfabrik sehen und die durchweg tanzbaren Songs begeisterten die Fans. Eine halbe Stunde später trat die Mannheimer Symphonic-Metal-Band Beyond The Black auf die große Bühne. Die Band konnte mit ihrem im Februar 2015 erschienenen Debütalbum Songs of Love and Death bereits beachtliche Erfolge erzielen. Vor einigen Monaten folgte eine Clubtour sowie Auftritte bei diversen Festivals. Neugierig versammelten sich nun viele Gäste vor der Bühne. Harter Metal-Sound gepaart mit der kraftvollen Stimme von Sängerin Jennifer Haben sorgten für ein gewaltiges Klangerlebnis.

Im kleinen Saal blieb es anschließend elektronisch. Noisuf-X war nun an der Reihe. Das Rhythm ’n’ Noise Projekt ist ein Nebenprojekt des X-Fusion Kopfes Jan L. 2005 erschien das erste Album Antipode, im letzten Jahr erschien das bereits 7. Album Invasion. Die Bühne war nun in Nebel gehüllt und im Hintergrund gab es eine Videoleinwand. Die Tracks von Noisuf-X waren durchgängig tanzbare Instrumentalstücke. Genau das Richtige für Fans experimenteller Musik, die sich nun dicht vor die Bühne drängten. Um 19:40 Uhr trat die Hamburger Band Lord Of The Lost auf die große Bühne. Die Band wurde 2007 von Sänger Chris Harms 2007 zunächst als Soloprojekt gegründet. Stilistisch kann Lord Of The Lost dem Dark Rock zugeordnet werden. Mit Swan Songs, einem Akustik/Klassik-Werk, veröffentlichte die Band dieses Jahr das 5. Studioalbum. Lord Of The Lost erfreuen sich weiter zunehmender Beliebtheit und so sicherten sich die vielen treuen Fans schon frühzeitig einen Platz in den vordersten Reihen. Die Bandmitglieder waren wie gewohnt bei Liveauftritten speziell geschminkt. Voller Energie legten sich die Männer von Lord Of The Lost gleich ins Zeug und präsentierten in 50 Minuten einen guten Querschnitt ihrer Songs. Gegen 19:55 Uhr trat Faderhead auf die kleine Bühne. Hinter Faderhead steckt der deutsche Musiker Sami Mark Yahya. Seit 2006 wurden zahlreiche Alben veröffentlicht, zuletzt Atoms & Emptiness (2014). Faderhead vereinigt viele Stiele, so unter anderem Aggrotech, Electro Pop und House. Live wurde Sami Mark Yahya an den Keyboards unterstützt. Wieder war Tanzen angesagt und Faderhead gaben nun alles. Mit ihren abwechslungsreichen Songs brachten sie die Fans so richtig in Fahrt. Im großen Saal folgte anschließend das Minimal-Elektro-Projekt Welle: Erdball aus Hannover. Die Band setzt vorwiegend auf deutsche Texte und verwendet u.a. elektronische Hilfsmittel wie den Commodore 64. Unlängst erschien die EP 1000 Engel, dessen Titeltrack heute auch der Eröffnungssong war. Lady Lila stand hierbei mit riesigen ausgebreiteten Engelsflügeln auf der Bühne. Weitere Ohrwürmer wie Arbeit Adelt, VW Käfer sowie Schweben, Fliegen und Fallen mit abwechselndem Gesang durch Frontmann Honey und Lady Lila folgten. Bei der Performance wurden Fahnen geschwenkt und Ballons in das begeisterte Publikum geworfen.

Auch für die Fans des härteren Elektro hat das Dark Storm Festival 2015 wieder etwas zu bieten. Die deutsche Elektro-Band Agonoize ist neben provokativen Texten auch für die spektakulären Bühnenshows mittlerweile legendär. Letztes Jahr erschien das neue Album Apokalypse. Dichte Nebelschwaden zogen nun über die kleine Bühne. Dicht gedrängt standen die Gäste bis in die hinteren Reihen. Sänger Chris L. trat zunächst mit geheimnisvoller Maske an ein Pult. Beim 2. Song legten Agonoize dann so richtig los. Neben harten Beats gab es auch eine ordentliche Portion Kunstblut, welches direkt auf das Publikum gespritzt wurde. Die Fans tanzten nun zu Titeln wie Glaubenskrieger, Bis das Blut gefriert und Staatsfeind. Nun wurde es im Großen Saal Zeit für Goethes Erben. Das Projekt von Oswald Henke ist den Fans der Dark Wave und Gothic-Szene seit vielen Jahren bestens bekannt. Hauptmerkmal von Goethes Erben ist der Sprechgesang. Stilistisch kamen in späteren Jahren Avantgarde- und Rockelemente dazu und auch live haben Goethes Erben viel zu bieten. Neben klassischen Streichinstrumenten gibt es Chorgesang und Tänzerinnen. Der Auftritt glich passend zum Musiktheaterkonzept Menschenstille bei vielen Songs einer Theateraufführung. Das Publikum stand nun dicht gedrängt am Bühnenrand und genoss diese einzigartige Darbietung. Zwischendurch wurden sogar Eintrittskarten für Konzerte verlost, die nächstes Jahr stattfinden werden. Headliner auf dem Dark Storm 2015 waren Eisbrecher. Im Januar des letzten Jahres veröffentlichten sie ihr 6. Studioalbum Schock. Eisbrecher vereinigen in ihrer Musik harte Gitarrensounds und klangvolle elektronische Elemente. Die Band um Alexander “Alexx” Wesselsky hat mit diesem Konzept seit einigen Jahren eine bemerkenswerte Fangemeinde bilden können. Das konnte man auch an diesem Abend spüren. Der große Saal war nun komplett voll. Die Zuschauer warteten gespannt auf die Eisbrecher-Crew. Die Bühne war dunkel. Frontmann Alexander Wesselsky betrat die Bühne in Kapitänsuniform. Blaues und weißes Licht erstrahlte nun. Volle Kraft Voraus war der Opener, der den Saal gleich zum Kochen brachte. Eisbrecher fesselten das Publikum von Anfang an. Ganze 70 Minuten dauerte die Show. Mit vielen Ohrwürmern, krachendem Sound und viel Sympathie waren Eisbrecher dann ein würdiger Abschluss für das Festival.

Mit abwechslungsreichen Line-Up sorgte auch das 19. Dark Storm Festival für zufriedene Kundschaft. Die 11 Bands waren gut gewählt. Somit konnte ein großes Spektrum der Musikstile abgedeckt werden. Das Festival dürfte somit für viele Gäste ein unvergesslicher Abend und gelungener Jahresabschluss gewesen sein.

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