Asp ist Bücherfan, interessante Romane faszinieren ihn, das merkt man. Kein Wunder, dass er auch immer wieder mit Künstlern wie Kai Meyer Lesungen veranstaltet und zu deren Romanen sogar Songs oder ganze Alben schreibt. So auch im vorliegenden Falle, bei dem sich Asp vom Roman „Das Fleisch der Vielen“ von Kai Meyer hat inspirieren lassen und im Rahmen eines Zweiteilers wieder seine Künste als Geschichtenerzähler unter Beweis stellt. Auf Verfallen nehmen ASP den Hörer mit auf eine große, abenteuerliche Reise. Und dies ist sogar wörtlich zu verstehen, denn der Protagonist macht sich zu Beginn von Folge 1: Astoria in der Tat auf den Weg in das wunderschöne Leipzig, wo sich sein bis dahin recht trostloses Leben rasant verändern wird. Asp weiß wie man Spannungsbögen formt und so ist der erste Teil exakt wie ein guter Roman aufgebaut: zunächst wird der Hauptdarsteller vorgestellt und der Hörer in die Geschichte eingeführt, die dann -genau wie die zugehörige Musik- immer wieder an Fahrt aufnimmt, Ruhephasen einlegt und seinem dramatischen Höhepunkt immer näher rückt, um dann eher melancholisch zu werden und Ausblicke auf das weitere Geschehen zu geben. Und so heißt der abschließende Track auch passenderweise Fortsetzung folgt. Das Ganze wirkt schlüssig und durchaus spannend, besitzt allerdings einen Nachteil: die Musik ordnet sich auf Astoria vollkommen der erzählten Geschichte unter. Wer hier also ein typisches ASP Hit-Feuerwerk erwartet, wird sicher enttäuscht sein, denn auch wenn sich wieder der eine oder andere durchaus gute und auch eingängige Song wie Loreley findet, können diese, allein für sich betrachtet, beiweitem nicht mit den Klassikern der Band mithalten. Hier zählt vor allem die Geschichte in Ihrer Gesamtheit und darauf muss sich der Hörer einlassen (können).
Fans seiner bisherigen Trilogien und diejenigen, die bereit sind sich auf diese Albumart tatsächlich einzulassen, sollten Verfallen unbedingt eine Chance geben, alle anderen, denen die reinen Songs wichtiger sind als anspruchsvolle Texte, sind womöglich mit anderen Alben des Meisters besser bedient. Hier lohnt es sich dann, erst einmal ein Ohr zu riskieren. Allerdings sollte man dabei auch nicht zu vorschnell urteilen, denn das Album entwickelt sich mit mehrmaligem Hören. Von den Arrangements her, ist Verfallen: Folge 1 – Astoria sicher anspruchsvoll und durchaus hochwertig ausgefallen, ein musikalischer Hochgenuss ist es jedoch wie schon angedeutet nur bedingt, was eine objektive, gerechte Bewertung schwierig macht, da sie sehr vom persönlichen Zugang abhängt.
Tracklist ASP – Verfallen: Folge 1 – Astoria:
01. Himmel und Hölle (Kreuzweg)
02. Mach’s gut, Berlin
03. Zwischentöne: Ich nenne mich Paul
04. Zwischentöne: Baukörper
05. Begeistert (Ich bin unsichtbar)
06. Zwischentöne: Lift
07. Astoria verfallen
08. Souvenir, Souvenir
09. Zwischentöne: Blank
10. Dro[eh]nen aus dem rostigen Kellerherzen
11. Alles, nur das nicht
12. Loreley
13. Fortsetzung folgt …