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?And you came? beginnt mit einem Klingeln und das soll dem Hörer signalisieren: Reizstrom ist da! Stakkatohafte Basslines, peitschende Beats, leicht verzerrte Stimme und das Motto ?Vorwärts immer, rückwärts nimmer? sorgen für kurzweiligen Spaß. Besser kann man eine CD nicht beginnen.
Bei ?Hello? kann Sänger ME zum ersten mal zeigen, was in ihm steckt. Melancholie und Schmerz stecken in jeder Harmonie und Pore seines Körpers. Schön programmierte Rhythmen und sperrige Flächensounds bilden ein überzeugend packendes, harmonisches Gesamtbild, welches stark an das ähnlich gelagerte ?Klangstabil?-Projekt erinnert. Der erste ?Aha-Effekt? stellt sich ein, als Reizstrom sich an einen absoluten Klassiker wagen: ?Wütendes Glas? von ?Grauzone?. Man fragt sich oft, ob es Sinn ergibt, wenn eine Elektronikband eine andere covert, denn zu oft ist das Ergebnis klanglich eher ein Remix, als eine Coverversion. Dennoch kann sich das Ergebnis recht gut Hören lassen, hat man sich doch ohne viel Sperenzen nah am Original gehalten und eine Prise clubtauglichkeit mit in den wohlschmeckenden Teig gerührt. Wahrlich keine Popmusik ist ?Deep Breath?. Freunde elektronischer Experimentalmusik kommen bei dem Track voll auf ihre Kosten: hier fiept und piept es an allen Ecken und Kanten, und der Song hat zudem unter anderem auch düster eindringliche Vocals zu bieten. Zum ersten Mal kommen hier auch kindlich anmutende Leadsounds ins Spiel, welche durchaus ihren naiven Charme besitzen und ein absolutes Stilmittel von SKIP INTRO sind.
Für ?24 Hours? konnten Reizstrom niemand anderen als Claus Larsen aka Leaether Strip für sich gewinnen, der im Wechsel mit ME den Song bestreitet. Retro-romantische Gefühle beginnen heraufzusteigen, wird hier eine wohlig-schöne Atmosphäre erzeugt, die den Hörer in vergangene Zeiten entführt und lange nicht mehr loslässt. Während ?March of the Jerks? mit Sägezahnsounds und schrägen Sounds präsentiert wird, erinnert ?Dynamo? an einen ?Kraftwerk?-Titel auf Speed. Nicht nur textlich gesehen (hier sprießen ironische Wortgebilde aus der statisch aufgeladenen Muttererde) kann man sich den Track gut auf dem Trauerfloor vorstellen. ?Dynamo? macht einfach Spaß! ?Forward? geht es nun mit dem gleichnamigen Track: Sperrig, eindringlich und bassdominant. Das ist Minimalismus pur. Eine kleine Verschnaufpause gewährt uns das scheinbar aus den 80ern stammende ?Helpless? mit einleitenden Filmsamples und nachdenklicher Stimme. Keine Ballade zum Kuscheln auf dem Sofa. ?Built on Stone?, die Zusammenarbeit mit Klangstabil könnte Nitzer Ebb- und D.A.F. Fans gefallen, schielt man hier mit drei Augen mit zackigen Beats und Shout-Sprechgesang auf den Dancefloor. Operation gelungen, Patient gesund! In die gleiche Kerbe schlägt auch der Song ?Second choise?. Vielleicht hätte man an dieser Stelle die Tracklist einmal überdenken sollen. Der kurze Song ?Strom aus? beschließt den Hauptteil des Debütalbums. Die zusätzlichen Remixe von SPARK, STAHLFEQUENZ und GLOBAL CITIZEN sind nett anzuhören und tun niemandem weh. Das beachtliche Debut der Herren von Reizstrom macht Mut und man darf gespannt sein, welche Perlen uns die Künstler künftig präsentieren, denn wenn ihre Musik ungehört bleiben sollte, wäre das wirklich Perlen vor die Säue!
Diese CD könnte euch gefallen, wenn ihr COLD-BIT und KLANGSTABIL mögt.
Tracklist:
01. And You Came
02. Hello
03. Wütendes Glas (Coverversion von GRAUZONE)
04. Deep Breath
05. 24 Hours feat. LEAETHER STRIP
06. March Of The Jerks
07. Dynamo
08. Forward
09. Helpless
10. Humanity Killer
11. Built On Stone (A KLANGSTABIL Corp.)
12. Second Choice
13. Strom Aus
14. Forward (SPARK REMIX)
15. Dynamo (STAHLFREQUENZ REMIX)
16. Hello (GLOBAL CITIZEN REMIX)
Autor : Frank Stienen