Gegen 21 Uhr erschien ?Sigur Rós?-Sänger Jónsi mit Federjacke und Akustikgitarre auf der düsteren Bühne und gab quasi á capella ?Stars in still water? zum Besten. Die große Bühne wirkte in diesem Moment klein und intim, was sich aber recht schnell änderte. Nach dem stimmigen Intro betraten peu á peu die restlichen Musiker bei ?Hengilás? die Bühne. Drummer Þorvaldur Þorvaldsson spielte im Hintergrund mit Geigenbogen wassergefüllte Gläser und währenddessen wurde nun der grau melierte Vorhang mit schönen, im wahrsten Sinne des Wortes ?tierischen? Projektionen bestrahlt. Schon fühlte man sich ein wenig in ein Fantasyland versetzt, was auch am Gesang Jónsis lag, denn der Sänger intonierte seine Songs in Englisch, Isländisch und (so sollte man meinen) sogar in einer vergessenen indianischen Sprache. (Deshalb vielleicht auch das Indianer Outfit?) Dann kamen die seitlichen Bühnenelemente ins Spiel, nun wurden auch sie mit Projektionen beschienen und durch das geschickte Licht wurde schemenhaft sichtbar, was sich hinter dem Vorhang befand. Die perfekte Lightshow gab der Bühne nun eine gigantische Tiefe. ?Kolniður? machte sich im Gehörgang breit und hatte wahrhaft Elemente von ?Coldplay? und ging so richtig gut ab, während nun endlich im Hintergrund des Geschehens eine Ruinenlandschaft zu sehen war. Das Intro von ?Tornado? wurde von Orgel, Piano und Vibraphon bestimmt, bevor der Song richtig groß wurde und das Publikum entzückt tanzte. Jónsi begleitet sich nun selbst mit seiner Falsettstimme an der Orgel, während erneut das Vibraphon wie trippelnde Regentropfen in den Song tropfen. ?Saint naive? überzeugte durch seine schöne Atmosphäre und Þorvaldur spielte nun die Orgel. Grundsätzlich spielte jeder Musiker fast jedes Instrument, was der Show eine Dynamik gab, wie sie selten bei Konzerten anzutreffen ist. Bassist Úlfur Hansson, dem man den Spaß am Besten ansehen konnte, bediente z.B. sitzenderweise den Synthesizer und grinste vergnügt vor sich hin. Fast unglaublich, aber wahr: der schüchterne Jónsi begrüßte mit dem Charme eines Daniel Brühls die Fans, bevor der geniale Song ?Go do? ertönte, und am Ende mit offenem Applaus beklatscht wurde. Bei ?New piano song? wurde die Atmosphäre on Stage wieder enger, persönlicher, was am dezenten weißen Licht der Filmlampen lag. Der Song begann sanft und sphärisch, bis die Lautstärke anschwoll und das Arrangement breiter wurde, bis sich das Stück am Ende gewaltig entlud, Jónsi an Boden kniend das letzte aus sich herausholte und schließlich die Bühne verlas. Natürlich lies sich das begeisterte Publikum nicht so schnell vertreiben und so klatschten und riefen sie die fünf isländischen Jungs für zwei Zugaben zurück auf die Bretter. Und das lohnte sich, denn der indianische Tanz bei ?Animal arithmetic? erwirkte rege Begeisterung und zuckende Glieder kamen in Bewegung, bevor Jónsi sich zu einem Gewitterschwall bei ?Grow till tall? in beeindruckender Weise endgültig beim Kölner Publikum verabschiedete.
Setlist:
01. Stars in still water
02. Hengilás
03. Icicle sleeves
04. Kolniður
05. Tornado
06. Sinking friendships
07. Saint naive
08. Go do
09. Boy lilikoi
10. New piano song
11. Around us
12. Animal arithmetic (Z)
13. Grow till tall (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Concert-Pictures Sektion (für Bildkommentare muss man aus Spamverhinderungsgründen leider angemeldet sein) oder direkt hier durch Anklicken des Fotos:
Autor: Frank Stienen
Fotos: Michael Gamon