Jetzt war es also da, Trouble will find me, das sechste Studio-Album der Band und auch The National sind wieder da, auf deutschen Bühnen. Für zwei Konzerte, in Berlin und in Düsseldorf hat die Band auf ihrer Europa-Tournee bei uns Halt gemacht, nachdem sie zuletzt in 2011 für Einzelkonzerte in Deutschland waren. Im Sommer hatten sie noch auf dem Southside und Hurricane gespielt, dieses Mal waren es die Max-Schmeling-Halle in Berlin und die Philipshalle Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf.
Viel Zeit war also vergangen, seit dem letzten Album, seit den letzten richtigen Konzerten, und entsprechend hoch waren die Erwartungen. Das neue Album hatte mich bereits überzeugt, jetzt hieß es abwarten, wie sich die Band live präsentieren würde.
Als Vorgruppe hatten sich The National die englische Band This Is The Kit eingeladen. Angenehmer, ruhiger Folk-Pop-Rock, nicht mehr und auch nicht weniger.
Um kurz nach 21 Uhr war es dann soweit, The National betraten nach einem kurzen Intro die Bühne und I should live in salt vom neuen Album eröffnete die Zeremonie. Gefolgt von Don´t swallow the cap, einem der Hits des neuen Albums. Matt Berninger mit Bart, Brille, Anzug ist nicht der typische Frontmann einer Rockband, aber was ist schon typisch bei The National? Mein erstes persönliches Highlight war dann auch direkt Mistaken for Strangers, ein Song, den ich geradezu verehre…
Und da war sie wieder, diese unverwechselbare Stimme, die jedem Track seine unverwechselbare Stimmung verleiht. Es begann ein vorsichtiger Flirt mit dem Publikum, mal zurückhaltend, mal offensiver. The National sind keine reine Rockband, dafür gibt es im Repertoire einfach zu viele ruhige Nummern. The National lege ich im Herbst auf, Musik für die gemütlichen Stunden, zu Tee und Kaffee. Zumindest war das bisher immer mein Eindruck und es hat auch immer funktioniert. Vielleicht ist das ein Geheimnis der Band, was auf Platte (oder CD) noch so ruhig wirkt, entwickelt auf der Bühne eine unglaubliche Dynamik, einen unglaublichen Sog, der das Publikum packen kann. Es wurde nicht viel getanzt, es wurde nicht viel gehüpft, aber es wurde viel zugehört und sehr viel genossen.
Die Band hatte sich auch diesmal wieder mit zwei Bläsern (Posaune und Trompete) verstärkt, was den Sound sehr verdichtet hat, so war zum Beispiel England von High Violet auch musikalisch ein Genuss.
Eine besondere Erwähnung verdient das Licht: Fast schon dezent, aber unglaublich effektiv, hat es nie von der Band abgelenkt, sondern das Geschehen auf der Bühne kongenial unterstützt.
Am Ende der regulären Setlist war es dann soweit, Fake Empire. Und im Gegensatz zu Obama, dessen Popularität gerade in den letzten Monaten doch durchaus gelitten hat, wurde der Song, der seinen ersten Wahlkampf so effektiv begleitet hat (wie im Übrigen auch die Band selber) vom Publikum (immer noch) frenetisch gefeiert.
PS: Trouble will find me ist großartig geworden, ein Album voller fantastischer Momente und grandioser Songs.
Setlist The National:
01. I Should Live in Salt
02. Don’t Swallow the Cap
03. Mistaken for Strangers
04. Sorrow
05. Demons
06. Sea of Love
07. Heavenfaced
08. Afraid of Everyone
09. Conversation 16
10. Squalor Victoria
11. I Need My Girl
12. This Is the Last Time
13. Daughters of the Soho Riots
14. Bloodbuzz Ohio
15. Available
16. England
17. Graceless
18. Fake Empire
19. Learning (Perfume Genius Cover) (Z)
20. Humiliation (Z)
21. Mr. November (Z)
22. Terrible Love (Z)
23. Pink Rabbits (Z)
Autor: Andreas Viehoff
Fotos: Frank Güthoff