Metal kann doch so zahm sein. Schreckt man vor der Schar Lederjackentragender und zumeist schwarzgekleideter Konzertgänger anfangs noch zurück, ist es doch letztlich nur eine optische Täuschung. Denn dahinter stecken ganz normale Personen, die vielleicht böse gucken – aber lieber böse gucken, als böse denken, wie die meisten Besucher bekannter Chartgrößen es vielleicht tun. Nein, hier wird noch mal in sich gekehrt, ein lockeres Gespräch geführt oder die letzte Capri Sonne ausgepackt.
Der Abend wurde zubereitet mit etwas Hardrock von Smash Into Pieces, einer Prise Death Metal von Deals Death und Amaranthes Melodic Metal.
Den Anfang machten die schwedischen Mannen von Smash Into Pieces, welche gar keine Probleme zu haben schienen, gute Stimmung aufkommen zu lassen. Da das Underground mal wieder voll war, kommt die Stimmung von ganz allein, eines der besonderen Markenzeichen des Kölner Clubs. Und auch diese Schweden klangen recht stark und forderten die Menge oftmals heraus, denn der Abend war noch lang und hatte einiges zu bieten. Zwar passten sie vom Genre her nicht so ganz zu den zwei nachfolgenden Bands, doch Hauptsache es hat gerockt. Hatte es allemal mit ihren von sichtlich begeisterten Musikern dargebotenen Songs. Während die Gitarristen und der Bassist sich über die direkte positive Resonanz freuten und ihnen wirklich anzumerken war, dass es ein guter Abend wurde, konzentrierte sich Sänger Chris Adam Hedman Sörbye größtenteils auf seine Vocals. Denn wie sie sagten, war es ihre erste richtige Tour durch Europa, ihr erster Besuch in Deutschland und mit dabei ihre erst vor wenigen Wochen erschienene Debütplatte Unbreakable. Chris schien bei seinen Vocals, die aus klaren rauen Vocals und Screamingparts bestehen, sehr angestrengt. Er deutete es bereits an, aus welchem Grund er nur Wasser trinkt, doch wie vermag seine Stimme sich zu entwickeln wenn dies erst der Anfang der Tour und der Anfang ihrer Bandkarriere ist? Hoffen wir mal nur das Beste!
Gefolgt von einer kurzen Umbaupause, es wurde nur lediglich das Banner des Bandnamens ausgetauscht, welches auf der Bühne ausgebreitet wurde, waren Deals Death an der Reihe. Frontmann Olle Ekman kam kurz vorbei und bot den Leuten der ersten Reihe sein Becks an: „Hier, trinkt! Ich brauch nachher nicht soviel!“. Und ehe man sich versah, wedelte auch schon seine Mähne auf und ab und die Bassdrum schepperte nur so vor sich her. Der Raum des Undergrounds wurde zur Sauna und die Arme blieben fast dauerhaft oben. Nicht schlecht für eine Band, die sich nicht als Headliner präsentieren sollte. Doch waren die einstudierten Abläufe zwischen Gitarrist und Bassist so offensichtlich zu erkennen, so dass es irgendwie schon fast albern wirkte. Immer wieder die selbe Pose, bei der die Flying-V während eines Solos auf dem Oberschenkel abgelegt wird… und Soli gab es reichlich. Und dazu immer wieder der selbe Blick und die selbe Abfolge. Haare zurückwerfen, Kopf möglichst gerade lassen und nicht nach unten schauen, es könnten ja Haare ins Sichtfeld fallen und los geht es zur immer wieder gleichen Position des Solospielens. Dabei muss jedoch der Bassist Platz machen, welcher hin und wieder die Bühne für sich beansprucht und teilweise im Weg steht und das ganze Konzept durcheinander bringt. Aber es zählt doch nur die Musik und die war ziemlich respektabel.
Während die einen in der nächsten Umbaupause darüber diskutierten ob Smash Into Pieces nun Nickelback waren oder Support für Nickelback sein sollen, konnten andere ihre Vorfreude nichtmehr für sich behalten und starteten die ersten Amaranthe-Sprechchöre. Natürlich ist es schwer mit für Smash Into Pieces mit Hardrock unter Metalfans zu gewinnen, aber jedem sein Geschmack. Nun war aber Amaranthe an der Reihe. Schnell huschten alle Bandmitglieder auf die Bühne und bei sechs Leuten wusste man gar nicht wo man zuerst hinschauen sollte. Da wäre zum einen Jake E. Lundberg, Leadsänger und zusammen mit Gitarrist und Keyboarder Olof Mörck ebenfalls Gründungsmitglied der Band. Bekannt für seine klare Stimme übernimmt er einen Großteil des Gesangs, welcher aber meist mit der charismatischen Sängerin Elize Ryd geteilt wird. Die Mischung beider Stimmen ist das Markenzeichen der Band. Wo andere Musiker sich für 1-2 Songs Gastsänger/innen holen gibt es diese Variante bei Amaranthe dauerhaft. Vor allem ist Elize wegen ihrer Nähe zu den Fans sehr beliebt und tut auch selbst einiges um bekannter zu werden. Von ihr gibt es auf Facebook für unzählige Länder oder Kontinente extra Fanpages.
Neben Schlagzeuger Morten Løwe Sørensen und Bassist Johan Andreassen, wurde ihre Besetzung seit 2013 mit einem dritten Sänger namens Henrik Englund Wilhelmsson bereichert, welcher nun Andreas "Andy" Solveström ersetzt. Dieser bestückt die Songs mit der nötigen Aggressivität in Form von Shouts und Screams als Kontrast zu Jakes und Elizes klaren Stimmen.
Viel war von der Bühne selber nichtmehr zu sehen und stand man an der Seite, verdeckten sich alle gegenseitig. Trotzdem ging es unter die Haut wenn der Gesang unter drei verschiedenen Leuten im Song aufgeteilt wird. Bestes Beispiel, wenn auch im anderen Genre, sind die drei Schwestern von Haim die nicht ohne Grund ihren Song The Wire seit Jahren als den Favorit ihrer Fans nennen, wo 3 verschiedene Stimmen zur Geltung kommen. So auch bei Amaranthe, nur eben durchgängig. Dazu die ihnen deutlich anzumerkende Freude und die Energie ihrer Songs, welche sich zumeist aus Melodic/Power-Metal zusammensetzen, brachten dem Ganzen die nötige Vollendung. Es war mit Sicherheit aus Sicht vieler eines der besten Konzerte des Jahres und verdient in Zukunft eine noch größere Halle für solch ein Event.
Setlist Amaranthe:
01. Future On Hold
02. 1.000.000 Lightyears
03. Leave Everything Behind
04. Infinity
05. Automatic
06. Razorblade
07. Theory of Everything
08. Drum Solo
09. Burn With Me
10. Afterlife
11. Mechanical Illusion
12. Hunger
13. Electroheart
14. Amaranthine
15. Call Out My Name
16. Invincible (Z)
17. The Nexus (Z)
Autor: André Techert