POTOCHKINE – Sang d’Encre

POTOCHKINE - Sang d'Encre POTOCHKINE - Sang d'Encre
Potochkine - Sang d'Encre
Lesedauer: 2 Minuten
Unsere Wertung
POTOCHKINE - Sang d'Encre8,5 / 10

Wie? Nur sieben Songs? Und das nach viereinhalb Jahren Wartezeit? Ja, bei bloßem Anblick der Tracklist des neuen Potochkine-Albums könnte der eine oder andere Fan des französischen Electro-Wave-Duos etwas enttäuscht werden. Doch so kurz ist „Sang d’Encre“ (zu deutsch: Tintenblut) gar nicht. Denn hinter dem abschließenden Stück „La Source“ versteckt sich eine 16,5-minütige Ambient-Chillout-Klangreise. Diese ist sehr entspannend, mit Ausnahme von wenigen verhallten Choralgesängen gänzlich instrumentaler Natur und womöglich nicht Jedermanns Sache – oder manchen schlicht und ergreifend ein wenig zu lang geraten.

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So oder so wird damit ein glasklarer Kontrapunkt zu den Liedern gesetzt, für die Pauline Alcaïde und Hugo Sempé sonst bekannt sind. Mit Hits wie „Pogo“, „Possedée“ oder „Je deteste attendre“ und hochenergetischen Live-Performances machten sich Potochkine insbesondere nach überstandener Corona-Krise in der Dark-Wave- und Electro-Szene einen guten Namen.


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Das wird sich mit „Sang d’Encre“ keineswegs ändern. Schon der seit etwas mehr als einem Jahr bekannte Opener „Bi“ pumpt richtig rein.  Ein düsterer Bass, ein zunächst pochender Beat und Paulines Säuselstimme bauen in trauter Dreisamkeit Spannung auf, die sich nur wenig später in Dancefloor-Euphorie entlädt. Der Track wird in den Düsterdissen und bei kommenden Konzerten ähnlich gut funktionieren wie die nachfolgenden „Endorphines“ und „Partir“ mit ihren mächtigen dröhnenden Knarz-Sounds.

Klänge „made in France“, nicht zu knallige Bassdrums und Snares, blubbernde Bässe und eine gewisse Laszivität und „Sexyness“ im Sound – da denken Kenner direkt an die großen Jahre des Electroclash rund um die Jahrtausendwende mit all den Hymnen von Miss Kittin & The Hacker & Co. Wenn dann noch eine verspielte Melodie wie bei „Tristesse Fantasmée“ hinzukommt, könnte man denken, der Sound wäre aus der Zeit gefallen. Doch in der Musik kommt bekanntlich alles irgendwann zurück – und Acts wie Dina Summer, Rue Oberkampf, SIIE oder Emmon beweisen ja ohnehin mit steigender Popularität, wie toll Electroclash-nahe Sounds im Jahr 2025 klingen können. Von daher liegen Potochkine mit einem Großteil ihrer Songs doch wieder voll im Trend. Manche mögen das Adjektiv „zeitlos“ bemühen …

Potochkine - ENDORPHINES

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Der Versuch, das Duo in eine Schublade einzusortieren, scheitert aber schon beim folgenden „Bonnie“ krachend. Hier stehen düstere, schleppende Cold-Wave-Sounds à la Lebanon Hanover im Vordergrund, intensiv und packend klingt dies trotzdem. Das absolute Highlight der Platte haben die Hörerinnen und Hörer allerdings noch vor sich: An sechster Stelle startet auch „Pénurie de Larmes“ zunächst noch schleppend, eruptiert aber nach gut 90 Sekunden. Ein irre treibendes Gemisch aus House, EBM, Trance und Dark Wave mit der besten Gesangs-Hook der Platte, das man als Reminiszenz an die Großtaten des leider viel zu früh verstorbenen DJ Tomcraft interpretieren könnte.

Wie schon die Vorgänger „Potochkine“ und „Sortilèges“ vermag auch „Sang d’Encre“ zu begeistern. Wenige Acts kombinieren aktuell die Gefühle Liebe sowie Wut in Sound, Texten und Stimme mit Tanzbarkeit derart gekonnt, zudem sind die Live-Performances über jeden Zweifel erhaben. Bis es in Deutschland wieder soweit ist, dauert es allerdings noch etwas. Aktuell sind Festivalgigs im April (11.4. Blacktron in Chemnitz), Mai (2.5. Electronic Westbound Night in Krefeld) und Juli (26.7. Amphi in Köln) bestätigt – hoffentlich kommt da noch mehr.

Weblinks POTOCHKINE:

Bandcamp: potochkine.bandcamp
Facebook: potochkine
Instagram: potochkine

 

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