Eingeläutet wird der verheißungsvolle Abend von der Dreampop-Formation Coctail Twins, die uns bei Nebel und nur durch ein paar farbige Lichter geschmückte Dunkelheit in andere Sphären entführt. Düster, melancholisch, verträumt – so dringen die mitreißenden Klanglandschaften der Kölner an unsere Ohren. Mit Nerd Brille und hochgeschlossenem schwarzen Kleid klammert sich die rothaarige Frontdame Box an ihr mit Blumenranken und Lichterketten geschmücktes Mikrophon, während sie mal leise hinein flüstert, mal etwas ausdrucksstärker und deutlicher wird. Den Herrschaften macht das Spielen ihrer bemerkenswerten Stücke sichtlich Spaß, was ebenfalls zu uns überschwappt und uns mit Beinen und Köpfen wippen lässt.So liefern die Coctail Twins die perfekte Einstimmung in einen großartigen Abend.
Setlist Coctail Twins:
01. Big nothing
02. Perfume well
03. Sometimes the waves
04. Waiting for the birds (Dreamed)
05. Rooms made of dust
06. Western horizon
07. Ice machine
Schrecklich schön und nicht weniger verträumt legt wenig später die Ausnahmeband Esben And The Witch nach, die direkt zu Beginn deutlich macht, was Epik bedeutet. Voller düsterer Energie verstricken sich die zarte Frontfrau Rachel Davies und ihre Mannen in den bombastischen, nicht enden wollenden Klangteppichen, die immer mal wieder etwas zur Ruhe kommen, bevor sie wieder Fahrt aufnehmen. Ein echtes Spektakel! Zwar findet zwischen der Brightoner Band und dem Hier und Jetzt immer mal wieder Kommunikation statt, trotzdem hat man das Gefühl, dass die begnadeten Künstler auf der Bühne Ton für Ton eine eigene Welt kreieren, eine kleine düstere, sich immer mehr füllende Blase, in die wir nach und nach auch hineingezogen werden. Nach rund 30 Minuten zählen wir gerade mal vier Songs, die ebenso hätten ein Ganzes ergeben können. Diese Integrität und dieser sich leise heranschleichende Suchtfaktor von Stücken wie Press Heavenwards oder No Dog ist kaum zu beschreiben. Man muss es einfach erlebt haben! Faszinierend ist nicht nur der Sound der Briten, sondern auch das Herzblut, das sie in jeden einzelnen Ton legen. Jeder ist in seinem Element und fügt sich doch in das Schaffen des anderen ein. So wie Esben And The Witch… genau so klingt eine Band, die genau weiß, was sie da tut, und für die jedes Wort Bedeutung trägt. Es ist heute Abend wirklich eine Freude, nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, was dort oben auf der Szene los ist, wie die zierliche Rachel immer wieder energiegeladen die Saiten ihres Basses spielt, die Töne durch ihren Körper fahren lässt, sich vom Augenblick ein kleines Stücken tragen lässt, um dann direkt zum Nachschlag anzusetzen. Einfach fabelhaft!
Setlist Esben And The Witch:
01. Press heavenwards
02. Dig your fingers in
03. No dog
04. Blood teachings
05. The jungle
06. Marching song (Z)
07. The fall of Glorieta Mountain (Z)
08. Smashed to pieces in the still of the night (Z)
Fotos: Michael Gamon