Da isser wieder! Viele Jahre war es sehr ruhig um Jim Ward. Das frühere Mitglied der Post-Hardcore-Legenden At The Drive-In hatte seine Band Sparta nach dem überragenden dritten Album Threes (2006) auf Eis gelegt und auch solo nur drei weitgehende akustische EPs zwischen 2007 und 2011 veröffentlicht. Doch nun geht es fast schon Schlag auf Schlag. Ein knappes Jahr nach dem Sparta-Comeback mit Trust The River gibt es jetzt wieder neue Musik des Gitarristen und Sängers, veröffentlicht wird Daggers unter seinem bürgerlichen Namen. Eine echte Solo-Platte ist diese aber nicht, schließlich sind Wards Freunde Ben Kenney (Incubus) und Tucker Rule (Thursday) an Bass und Schlagzeug mit dabei.
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Wie schon die vierte Sparta-LP ist auch Daggers ein ziemlich kurzes Vergnügen. In einer guten halben Stunde ist alles gesagt, der Opener Day By Day geht sogar in deutlich unter zwei Minuten über die Ziellinie. Nach dem beschwingt akustischen Intro brettert der Opener gegen Ende doch ordentlich los und Ward schreit wieder wie zu besten Zeiten. Ja, Daggers kommt doch um einiges härter daher als Trust The River – durchaus verwunderlich, waren doch bisher die unter dem Namen Jim Ward veröffentlichten Platten die deutlich ruhigeren. Man darf davon ausgehen, dass Sparta- und At-The-Drive-In-Anhänger mit Daggers mehr anfangen können als mit Wards letztem Release.
Direkt auffällig sind das schöne Intro-Gitarren-Lick sowie der hymnische Refrain bei Electric Life – hier kommen wohlige Erinnerungen an frühere Großtaten Wards auf. Letztlich muss sich ohnehin jede neue Veröffentlichung dem Vergleich zu Spartas Opus Magnum Threes stellen – der ersten Hand voll Songs auf Daggers gelingt dies. Es erklingt kraftvoller Indie-Emo-Rock mit guten Hooks, schönen Melodien und eingängigen Refrains – so auch bei der ersten Single Paper Fish, dem letzten Stück, das fertig wurde. “Paper Fish kam mir vor wie das letzte Teil eines Puzzles, an dem ich gearbeitet hatte. Es passiert selten, dass ich mich hinsetze, schreibe und dann etwas fast komplett in in einem Take einsinge – aber so war es mit diesem Song“, erklärt Ward.
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Mit I Got A Secret stehen die Zeichen im Anschluss richtig auf Punkrock. Da der Song auf einem Call-and-response-Prinzip fußt, brauchte der Texaner noch eine zweite Stimme und fand diese in Shawna Potter, ihrerseits Frontröhre der feministischen Post-Hardcore-Band War On Women. Beide Stimmen ergänzen sich prima, die Nummer ragt auf Daggers nicht nur ihres Tempos wegen heraus.
Die kommenden Stücke stehen (leider) im Gegensatz dazu. Um es kurz zu machen: In stets gedrosselter Geschwindigkeit liefert Ward fünf nette Indie-Songs. Keiner ist wirklich schlecht, doch die Emotion, Intensität und Energie der ersten Albumhälfte wird nicht mehr erreicht. Das erste vollwertige Soloalbum des 44-Jährigen wird treue Fans und Kenner seines bisherigen Werkes sicher zufriedenstellen – Übersongs wie The Most Vicious Crime, Taking Back Control oder Cut Your Ribbon auf den früheren Sparta-Platten finden sich hier allerdings nicht, von den At-The-Drive-In-Großtaten anno Jahrtausendwende mal ganz zu schweigen. “Das Leben ist eine Reise, und für mich ist das Ziel dieser Reise zu 100% ein besserer Mensch zu werden. Ich denke tagein tagaus daran. Ich möchte die Welt als die bestmögliche Version von mir verlassen”, so wird Ward im Promo-Text zitiert. Die bestmögliche LP ist Daggers sicher nicht, aber sicher eine rundum solide für zwischendurch.
Tracklist JIM WARD – Daggers
01. Day By Day
02. Blink Twice
03. Electric Life
04. Paper Fish
05. I Got A Secret
06. Keep On Failure
07. Polygraph (Attack)
08. Foreign Currency
09. Safe Pair Of Hands
10. King Yourself
Daggers erscheint am 11. Juni via Dine Alone Records.
Weblinks JIM WARD
Homepage: www.jimwardofficial.com
Facebook: www.facebook.com/jimwardofficial
Instagram: www.instagram.com/jimwardofficial