Es ist ein lauer Tag im November. Der Grund, der Scharen von Menschen an diesem Freitagabend nach Düsseldorf-Oberbilk in die Mitsubishi Electric Halle (MEH) lockt, ist fast 37 Jahre alt, stammt aus Meonstoke, Hampshire in England und hat vor einem halben Jahr mit Be More Kind sein siebtes Studioalbum veröffentlicht: Frank Turner bittet zum Tanz. Das lässt sich Mensch mit gesundem Menschenverstand und gutem Musikgeschmack natürlich nicht zweimal sagen. Für Letzteren ist vor allem Turner selbst bekannt, weshalb er sich für diesen Abschluss des europäischen Tourteils zweierlei Gäste eingeladen hat, die das Düsseldorfer Publikum auf den Abend einstimmen sollen. Zusammengenommen bieten beide Supportcombos eine ausgezeichnete Mischung dessen, wofür die Turners Fans ihn lieben und verehren: Folksongs mit wunderschönen Melodien und energiegeladener Punkrock, der einfach Bock macht.
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Das englische Duo Xylaroo macht dabei den Anfang und präsentiert den früh angereisten Zuschauer*innen klassische Folksongs, die Turners Konzertabend Nummer 2283 (hierauf wird zu einem späteren Zeitpunkt erneut eingegangen) gebührend einleiten. Die Stimmen der beiden Schwestern Holly und Coco Chant harmonieren wunderbar miteinander, und die begleitende, akustische Gitarre tut ihr Übriges, um ein verzaubertes Publikum zurück zu lassen. Ihre leider recht kurze Setlist von sechs Liedern enthält mit Under The Bridge ein Cover des Klassikers der Red Hot Chili Peppers.
Setlist XYLAROO – Düsseldorf, MEH (23.11.2018):
01. Like Planes Taking Off in the Wind
02. Sunshine
03. Under the Bridge
04. Wild Woman
05. Stranger Than Love
06. Track a’ Lackin’
Der Sound der folgenden Combo PUP ließ die Herzen der Punkrockfans höher schlagen: Ihre kurzen aber prägnanten Songs feuerten die Kanadier gnadenlos in die Menge, die diese so vereinzelt zum Tanzen brachten. Dass ihr Name in der für Punkrock gewohnten Selbstironie ein Akronym für Pathetic Use of Potential ist, wird dem Auftritt des Vierers nicht gerecht. Lieder wie Reservoir und DVP sind mitreißend und voller Energie, die in kleinerem Rahmen höchstwahrscheinlich wunderbar funktionieren, dies aber auch – wie in der heutigen – größeren Hallen Zuspruch findet.
Setlist PUP – Düsseldorf, MEH (23.11.2018)
01. If This Tour Doesn’t Kill You, I Will
02. DVP
03. My Life Is Over and I Couldn’t Be Happier
04. Dark Days
05. Kids
06. Reservoir
07. Familiar Patterns
08. Sleep in the Heat
Als Frank Turner samt treuer Begleitband The Sleeping Souls die Bühne der MEH betritt, gibt es für die Menschenmasse kein Halten mehr: Mit 1933, einem zynischen Kommentar zur aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage des Weltgeschehens, einem weiteren neuen Song namens Blackout sowie der obligatorischen Ansprache begrüßte der englische Songwriter das Düsseldorfer Publikum standesgemäß zur seinem 2283. Konzert. Turner zählt seit Beginn seiner Solo-Karierre seine Shows, egal wie klein oder groß sie ausfallen mögen. Gut gelaunt stimmte er erst – wie gewohnt in etwas holprigem Deutsch – seine Fans auf das ihnen bevorstehende Set ein, dass zweifelsohne als eine Punkrockparty im großen Stil bezeichnet werden kann.
Im Fokus des ersten Konzertteils stand sein neuestes Album Be More Kind, das die Leute auf das zurückbesinnen soll, worauf es im menschlichen Zusammenleben wirklich ankommt: Mitgefühl, Empathie, Verständnis und Offenheit. Dass es Turner wichtig war, diese Botschaft in jedem beliebigen Konzertsaal zu verbreiten, verdeutlichte er an den folgenden beiden Regeln:
1. Sei kein Arschloch.
2. Wenn du den Text zu einem Lied kennst, musst du verdammt nochmal laut mitsingen.
Erfreulicherweise hielt sich gefühlt jede*r Konzertbesucher*in an diesem Abend an die beiden Regeln, was die anfangs noch ruhige Masse Stück für Stück in einen glücklich tobenden und tanzenden Mob verwandelte. Songs wie Recovery, The Next Storm, If Ever I Stray oder The Road von seinen vorherigen Alben wurden textsicher mitgesungen. Nach ein paar wenigen Stücken, die Turner allein mit seiner Gitarre dem Publikum präsentierte, konnte er erneut beweisen, wie kraftvoll diese Kombination noch immer sein konnte. Es zeigte sich, dass jeder von seinen Songs sich auf das Wesentliche reduzieren läßt, und dabei trotzdem nichts von ihrem Glanz verliert. Wieder durch seine Band The Sleeping Souls verstärkt beendete Turner er sein Set mit Out of Breath, das mit einem riesigen circle pit begleitet wurde, sowie dem Hit Photosynthesis. Als Zugabe durfte natürlich auch das beliebte Mantra I Still Believe nicht fehlen, ebenso wie der Appell, diesen Abend fotografisch einzufangen und in guter Erinnerung zu behalten (Polaroid Picture, was höchstwahrscheinlich niemandem an diesem Abend sonderlich schwer fallen wird).
Glücklich und zufrieden verlassen die Leute die MEH, konnten sie doch ihren Alltag für ein paar Stunden mit ihren Jacken, Mützen und Schals an der Garderobe abgeben und gegen einen feuchtfröhlichen Abend mit Englands talentiertestem Songschreiber eintauschen. Ich kann mir beileibe keinen Kontext vorstellen, bei dem ich nicht vollends vom Schaffen dieses Teufelskerls überzeugt wäre. Until next time!
Setlist FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS – Düsseldorf, MEH (23.11.2018)
01. 1933
02. Blackout
03. Get Better
04. Recovery
05. Little Changes
06. The Next Storm
07. Brave Face
08. Plain Sailing Weather
09. The Way I Tend to Be
10. Be More Kind
11. Eulogy (in German)
12. If Every I Stray
13. Try This at Home
14. The Road
15. Glory Hallelujah
16. Sailor’s Boots (solo)
17. Good & Gone (solo)
18. The Ballad of Me and My Friends (solo)
19. I Knew Prufrock Before He Got Famous
20. Out of Breath
21. Photosynthesis
22. Don’t Worry (Z)
23. I Still Believe (Z)
24. Four Simple Words (Z)
25. Polaroid Picture (Z)
Weblinks FRANK TURNER:
Official: https://frank-turner.com/?fbclid=IwAR2fHKuAwGS2wEJltwEpcfCQ_hbV0lBdtSFww5iI_4HXgN-FbG8mOh7Ad7w
Facebook: https://www.facebook.com/frankturnermusic/