“Homogenes Debüt der neuen Electro-Supergroup”
Eine doch gar nicht mal so neue Supergroup an der Electro-Front: Haujobb-/Covenant-/Architect-/Destroid-Tüftler Daniel Myer (habe ich ein Projekt vergessen?) hat sich mit Krischan Wesenberg (Rotersand, Future Lied To Us), Frank Spinath (Seabound, Edge Of Dawn) und Sascha Lange (Sunday Music Club) zusammengetan. Unter dem Namen Radioaktivists hatte das Quartett schon 2012 mit der Single Pieces Of Me aufhorchen lassen. Dann war erstmal einige Jahre Funkstille, nun ist das passend betitelte Debütalbum Radioakt One aber endlich da.
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Eins vorneweg: Wie bei jedem Release, bei dem Myer seine Finger im Spiel hat, ist die Produktionsqualität natürlich auf höchstem Niveau. Die zehn Tracks und ihre Instrumentals pumpen kristallklar aus den Boxen. Doch wie sieht es aus mit dem Songwriting? Schnell wird klar, dass Radioaktivists wenig Lust darauf hatten, irgendwelche Hits am Reißbrett entstehen zu lassen. Nach dem instrumentalen Opener und Titeltrack folgt mit Raiders zwar direkt ein äußerst tanzbarer „Instant-Ohrwurm“, schon bei Skin And Bones sieht die Sache aber ganz anders aus. Ein drückender Midtempo-Beat, dazu Harmonien, die schwer an das 97er-Depeche-Mode-Album Ultra erinnern – der Track braucht einige Hördurchgänge, bevor er so richtig zündet.
Hier und da grüßen die lebenden Legenden aus Basildon
Nicht der einzige Song, der durchaus Erinnerungen an Gore, Gahan und Fletcher weckt. Sinner fällt neben dem bestens tanzbaren Beat vor allem durch seine Playing The Angel-Gedächtnis-Störgeräusche aus dem Baukasten des damaligen Produzenten Ben Hillier auf. Aber: Es könnte schlechtere Referenzen geben, nicht wahr? Der zweite potenzielle Track für den Szene-Dancefloor folgt mit Reach Out auf dem Fuße.
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Das Niveau der wirklich starken ersten Hälfte kann das Quartett danach leider nicht ganz halten. Lovers und I Want You plätschern über vier Minuten ziellos vor sich hin, auch die warme und bisweilen schüchterne Stimme von Sascha Lange geht hier irgendwie mit unter. So richtig zünden will leider auch der Refrain von Sense Of Destruction nicht – das mag aber Geschmackssache sein und soll nicht zu negativ ins Gewicht fallen. An vorletzter Stelle kommt dann endlich das bereits bekannte Pieces Of Me, eine schönes, entspanntes Stück mit toller Melodie, das insbesondere Covenant-Fans gefallen dürfte. Fehlt nach knapp 40 Minuten nur noch ein passendes, sphärisches Outro – gut, dass Leere Gewehr bei Fuß steht.
Insgesamt bieten Radioaktivists auf ihrem Debütalbum grundsolide bis gute Dunkelelectro-Kost. Eine recht abwechslungsreiche, detailverliebte Platte, die vielleicht nachts im Autoradio am besten funktioniert – und eine Platte, auf der vermutlich jeder je nach persönlichem Geschmack einen anderen Lieblingssong hat. Und so etwas hinzubekommen, ist ja auch eine Leistung.
Radioakt One erscheint am 30. November via Dependent Records.
Tracklist RADIOAKTIVISTS – Radioakt One
01. Radioakt_One
02. Raiders
03. Skin And Bones
04. Sinner
05. Reach Out
06. Lovers
07. I Want You
08. Sense Of Destruction
09. Pieces Of Me
10. Leere
Weblinks RADIOAKTIVISTS:
Homepage: https://de.dependent.de/artists/radioaktivists/radioaktivists-radioakt-one.html
Facebook: https://www.facebook.com/Radioaktivists/