Zwölf Jahre können eine Ewigkeit sein – besonders in einer Szene, die sich ständig neu erfindet und doch ihre Wurzeln hütet. Umso elektrisierender wirkt es, wenn ein Projekt wie Miss Construction plötzlich wieder auftaucht. Chris Pohl, den meisten aus Blutengel oder Terminal Choice vertraut, knüpft mit „Back Again“ genau an jene rohe Energie an, die Miss Construction einst ausmachte: treibende EBM-Sequenzen, kantige Industrial-Attitüde und dieser spielerische, fast anarchische Zugriff auf elektronische Härte, der das Projekt schon bei seinem Debüt markierte.
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Mit „Back Again“ – erschienen am 4. Dezember 2025 über Out Of Line Music – setzt Pohl die Wiederbelebung fort, die er kürzlich mit „Spiel mit mir“ eingeläutet hat. Die Rückkehr kommt nicht aus dem Nichts: In diesem Jahr fanden ältere Tracks wie „Hass und Liebe“, „Headshot“ oder das ikonische „Miss Construction Theme“ auf Streamingplattformen und Social Media neuen Zulauf. Die Szene hat das Projekt nie vergessen – und jetzt, da dieser Druckkessel an Nostalgie, Härte und technoider Spielfreude wieder geöffnet wird, klingt Miss Construction frischer als erwartet.
„Back Again“ schlägt genau die Brücke, die lange gefehlt hat: zwischen dem brachialen Elektrosound früher Tage und einem heutigen Verständnis von Industrial-Energie, das sich weniger auf Retro-Ästhetik verlässt und mehr auf pulsierende Direktheit. Wo Miss Construction einst mit überdrehten Samples, martialischen Grooves und spielerischem Zynismus auffiel, zeigt sich jetzt eine gereifte, aber nicht gezähmte Vision. Die Rückkehr fühlt sich an wie ein Ventil, das endlich wieder geöffnet wurde.
Inhaltlich bleibt „Back Again“ dem typischen Miss-Construction-Universum treu. Die Lyrics kreisen in repetitiven, hypnotischen Schleifen um körperliche Ekstase, Kontrollverlust und den Sog elektronischer Energie. Immer wieder tauchen Zeilen wie „Your body can’t resist the rhythm“, „The melody will suck your brain“ oder „Let your body hit the floor“ auf – Bilder, die die Überwältigung durch Beat und Bass als Moment radikaler Hingabe inszenieren. Das ständige „Please be calm and count to 10“ wirkt wie ein ironischer Gegenpol zur eskalierenden Hitze, ein Spiel mit Spannung und Entladung. In ihrer Gesamtheit beschreiben die Zeilen einen Zustand, in dem Körper, Rhythmus und mechanische Präzision zu einem einzigen Impuls verschmelzen: einem ruhelosen, antreibenden Kern, der Miss Construction schon immer ausgemacht hat.
Wer das Video zur Single schaut, wird sofort feststellen, dass Pohl nicht nur die Musik, sondern auch die visuelle Identität des Projekts reaktiviert – ein Augenzwinkern an die frühen 2000er-Electro-Underground-Optik, aber mit dem technischen Anspruch von heute. Miss Construction ist wieder in Bewegung, und diese Wiederkehr wirkt nicht nostalgisch, sondern notwendig.
Weblinks MISS CONSTRUCTION
Webseite: www.myspace.com/missconstruction
Instagram: @blutengel_official_chrispohl
Bandcamp: missconstruction.bandcamp.com
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