
Ihre gemeinsame Tribute-Performance für Ozzy Osbourne bei den Video Music Awards fühlte sich bereits in diesem Moment größer an als eine einmalige Begegnung. Zwischen Aerosmith und Yungblud zündete dieser besondere Funke – das untrügliche Gefühl, dass zwei völlig unterschiedliche Künstlergenerationen auf derselben Frequenz schwingen. Kein kalkuliertes Zusammenführen, kein Prestigeprojekt, sondern ein Augenblick, der nach mehr verlangte.
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Mit „One More Time“, der am 21. November 2025 über Capitol Records erscheinenden 5-Track-EP, führen Steven Tyler, Joe Perry und Yungblud diesen Funken weiter. Zusammen mit Matt Schwartz schufen sie Musik, die nicht nostalgisch zurückschaut und sich auch nicht anbiedert – sondern im Hier und Jetzt pulsiert. Warm, druckvoll und emotional aufgeladen. Es ist Rock, der lebt, weil er nicht festgehalten werden will, sondern in Bewegung bleibt. Ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der zeigt, wie viel Kraft entsteht, wenn Leidenschaft und Neugier sich gegenseitig tragen.
„My Only Angel“ bildete den Ausgangspunkt dieses gesamten Projekts: Die Originalversion erschien am 19. September und markierte die erste gemeinsame Veröffentlichung von Aerosmith und Yungblud – zugleich Aerosmiths erste neue Musik seit zwölf Jahren. Der Song sorgte weltweit für Aufsehen, sammelte Millionen Aufrufe und fand auf Yungbluds Idols-Tour sofort einen festen Platz in der Setlist. Dass gerade dieser Track den Auftakt zur EP „One More Time“ bildet, fühlt sich folgerichtig an: Hier verschmelzen zwei Welten, ohne sich gegenseitig zu übertönen.
Musikalisch setzt der Song ein starkes Zeichen. Er beginnt mit einem Moment völliger Offenheit: gemeinsamer Gesang, gänzlich pur, ohne Instrumente. Die beiden Stimmen stehen im Raum wie zwei Linien, die sich erst berühren und dann wieder voneinander lösen. Erst danach setzt der Sound präzise ein – und entfaltet sofort Druck. „My Only Angel“ ist kraftvoll, rockig und klar strukturiert: Tyler und Yungblud wechseln sich in den Strophen ab, jeder bekommt eigene Parts, eigene Farben, eigene Texturen. Und doch treffen sie im Refrain mit einer Wucht zusammen, die den Song trägt. Der gemeinsame Chorus wirkt unmittelbar – ein Moment, in dem man instinktiv mitrocken will. Besonders auffällig ist, wie Yungblud Tylers rauer, leicht kratziger Stimmfarbe begegnet: als würden zwei Funken aus unterschiedlichen Feuern denselben Lichtbogen schlagen.
Instrumental bleibt der Track in ständiger Bewegung, dabei fließen Gitarren, Bass und Drums scheinbar mühelos ineinander. Ein rockiges Gitarrensolo stellt Joe Perry in den Mittelpunkt – ein markanter Moment, der zeigt, wie präsent und wach die Band hier agiert. Der Song transportiert pure Freude, Hingabe und diesen unnachahmlichen Aerosmith-Schliff, der sich mühelos mit Yungbluds ruheloser Energie verbindet. Man erwischt sich plötzlich dabei, beseelt Airdrums zu spielen.
Lyrisch bewegt sich „My Only Angel“ im Spannungsfeld zwischen Sehnsucht, Verlangen und dem unvermeidlichen Abschied. Die wiederkehrende Frage „Would you cry, if I called you my angel?“ bildet das emotionale Zentrum: eine Mischung aus Unsicherheit, Nähe und dem Bedürfnis, noch einmal berührt zu werden, bevor sich Wege trennen. Es ist ein Lied über Anziehung, die gleichermaßen rettet und zerstört, über bittersüße Momente, die man festhalten will, obwohl man weiß, dass sie nicht bleiben können.
Das dazugehörige Studio-Video fängt die Entstehung dieses Gefühls auf eindrucksvolle Weise ein. Tyler, Perry und Yungblud arbeiten nicht wie drei Stars, die für ein Projekt zusammengebracht wurden, sondern wie Menschen, die etwas miteinander teilen. Arm in Arm singen sie ein, lösen sich wieder voneinander, probieren aus, lachen, jammen, tanzen. Kleine Späße, vertraute Blicke und spontane Gesten prägen den gesamten Prozess. Auch die Fotoshootingszenen wirken ungezwungen: Perry, Tyler und Yungblud posieren nicht – sie bewegen sich frei im Moment und lassen die Kameras einfach mitlaufen. Und als Yungblud Steven am Ende einen Schmatzer auf die Wange drückt, könnte der Moment ehrlicher kaum sein. Es ist sichtbar, dass dieser Song nicht einfach produziert wurde – er ist natürlich gewachsen.
„My Only Angel“ eröffnet die EP mit einer Mischung aus Energie, Emotion und Authentizität, die den Ton für alles Weitere setzt. Ein Auftakt, der zeigt, wie viel Potenzial in dieser ungewöhnlichen Kollaboration steckt.
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„Problems“ wirkt, als wäre man mitten in eine laufende Liveshow hineingeraten – ein Adrenalinstoß, drängend, elektrisierend, sofort in Bewegung. Der Track beginnt mit Yungblud, dessen Stimme die erste Strophe trägt: rau, fordernd, unruhig. Er schleudert die Worte heraus, als würde er direkt vor einer Menschenmenge stehen. Schon in den ersten Zeilen schwingt eine Mischung aus Sehnsucht, Trotz und Dringlichkeit mit: das Gefühl, jemanden überall zu spüren – in den Straßen, in der Nacht, in den eigenen Gedanken –, ohne den inneren Knoten je ganz zu lösen.
Der Refrain öffnet sich weit. „When you don’t know what it is, then you want it – when you don’t know what it is, then you got it“ wird zum pulsierenden Mantra, das von beiden Stimmen getragen wird. Hier steigt Steven Tyler ein und verwandelt die Hook in ein echtes Rockmomentum. Seine Stimme greift Yungbluds Energie auf und ergänzt sie mit jener unverkennbaren, leicht kratzigen Aerosmith-Schärfe.
Musikalisch bleibt „Problems“ in ständiger Bewegung. Der Song ist rockig, aber durchzogen von Streichern, die Yungblud typisch einrahmen und der Geschwindigkeit eine besondere Untermalung verleihen. Es wirkt wie ein innerer Konflikt im Eiltempo – wild, laut, ohne Luft holen zu wollen. Nach dem zweiten Refrain reißt der Song kurz auf: Yungblud feuert seine Strophe durch, ehe Tyler einsteigt und eine neue Kante platziert.
Hier dreht „Problems“ in puren Rock ’n’ Roll: Das Tempo zieht an, die Gitarren werden energischer, die Drums härter, und die beiden Stimmen treiben sich gegenseitig an. Das Ende brennt sich ein: wilde Screams, ein Gitarrenlauf, der alles bündelt, und ein letztes Aufbäumen, das den Track hell aufflammen lässt.
„Problems“ ist ein Sturm aus Gefühl, Chaos und elektrischer Live-Energie. Ein Track, der zeigt, wie fantastisch diese Kombination funktioniert, wenn beide Seiten ihre Intensität voll ausspielen.
„Wild Woman“ gehört zu jenen Songs, die man Yungblud sofort glaubt, wenn er sagt, dass sie zu seinen Favoriten zählen. Geschrieben auf Santorini (Griechenland), trägt das Stück diese besondere Mischung aus Weite, Hitze und Nachdenklichkeit in sich – ein Gefühl, das wie ein Sonnenuntergang klingt, der gleichzeitig beruhigt und aufwühlt.
Das Stück bewegt sich im Midtempo und beginnt auf einer warmen Akustikgitarre. Dabei ist der Cowboygeist deutlich spürbar, ohne plakativ zu werden: ein organischer, leicht markanter Klang, der an weite Landschaften erinnert; dazu schwebende Streicher und ein Tamburin, das wie ein Herzschlag unter der Oberfläche pulsiert. Es ist ein Westernmoment im Yungblud-Stil – emotional, suchend, weit öffnend.
Die Strophen gehören zunächst Yungblud. Er singt von kleinen Träumen und großen Leben, von Orten, an denen man bleibt, obwohl man längst woanders sein möchte, und von der ruhelosen Bewegung, die ihn immer wieder antreibt. Seine Stimme trägt diese typische Mischung aus Verletzbarkeit und innerer Entschlossenheit – ein Gefühl, das sich sofort in die Atmosphäre legt.
Steven Tyler übernimmt den Refrain und macht das Stück größer. Sein „Wild, wild, wild, wild woman“ wirkt wie ein Ruf in die Ferne, getragen von einer Stimme, die von Jahrzehnten Rock ’n’ Roll geprägt ist. Der Refrain öffnet sich wie eine weite Ebene. Es geht um Hingabe, Rückfälle und dieses ständige Hin und Her zwischen Loslassen und Wiederkehr: „When I’m ready to let it go, you pull me back and you love me so.“ Ein Satz, der all jene Beziehungen beschreibt, die einen nie ganz loslassen.
In der zweiten Hälfte schlagen sich beide Stimmen wie zwei Reisende gegenseitig Schneisen in die Luft. Yungblud mit Zeilen über neue Starts und innere Funken, Tyler mit einem Blick zu den Sternen – wie jemand, der dieses Rastlose seit Jahrzehnten kennt. Die Streicher legen sich darüber wie ein Schleier, das Tamburin klirrt, und die Gitarren bündeln sich zu einem akustischen Aufglühen, das den Song schließlich sanft ausklingen lässt.
„Wild Woman“ ist ein Roadmovie in Musikform – ein Stück über das Weglaufen und Wiederkehren, über verzehrende Liebe und die Orte, an denen man sich verliert und wiederfindet.

„Thousand Days“ schlägt ein ruhigeres Kapitel der EP auf. Der Song beginnt mit einer weich klingenden Akustikgitarre und einem zurückhaltenden Piano, die gemeinsam einen Ton der Nähe setzen. Das Tempo ist gemäßigt und angenehm schwebend.
Yungblud eröffnet mit einer Stimme, die klar und voller Gefühl ist. „I’ve been hurting you a long time for about a thousand days“ legt den emotionalen Kern sofort offen: Schuld, Sehnsucht, Reue, der Wunsch, noch einmal etwas zu bewahren. Seine Zeilen wirken wie ein Geständnis im Halbdunkel – offen und unmittelbar. Die Bilder kreisen um tausend verlorene Tage, verpasste Chancen und jene eine Person, die „nicht auf diese Erde gehört“, aber dennoch nicht aus den Gedanken verschwindet.
Steven Tyler übernimmt die zweite Strophe mit überraschend sanfter Intensität. Sein „I’ve been looking for redemption“ klingt nicht wie eine Floskel, sondern wie der Blick eines Menschen, der diese Suche schon zu lange führt. Die Kombination beider Stimmen – Yungbluds junge Verletzbarkeit und Tylers Erfahrung – verleiht dem Song eine spürbare Tiefe.
Der gemeinsam gesungene Refrain bündelt all das: zwei Stimmen, die voneinander wissen, dass etwas Wertvolles zerbrechlich geworden ist. „Someone like you don’t belong down on earth with me“ ist keine Überhöhung, sondern die Einsicht, dass manche Verbindungen gleichzeitig heilen und schmerzen. Dass eine Glut im Inneren weiterbrennt – manchmal tröstlich, manchmal fordernd, immer spürbar. Dass Himmel und Hölle nicht weit auseinanderliegen, wenn Gefühle zu groß werden.
Musikalisch wächst der Song behutsam. Streicher setzen ein, zunächst zart, dann tragend, wie ein Schleier über einem offenen Fenster. Ein kleines Gitarrensolo bricht auf – nicht virtuos, sondern wie ein kurzer Lichtstrahl zwischen zwei sehnsüchtigen Zeilen. Danach ziehen sich die Instrumente zurück, bis Akustikgitarre und Piano das Stück behutsam ausklingen lassen.
„Thousand Days“ ist ein warm glimmendes Highlight der EP: ein Song über Reue, Sehnsucht und die leisen Versuche, inmitten all der Fehler noch etwas Echtes festzuhalten.
„Back in the Saddle“ (2025 Mix) – ein Stück Bandgeschichte im neuen Licht: Dass Aerosmith ausgerechnet diesen Track für dieses generationsübergreifende Projekt neu aufnehmen, ist mehr als eine Geste. Der Song gehört seit 1976 zu den markantesten Punkten ihrer Karriere – ein kraftvolles Lebenszeichen einer Band, die damals am Rand der Selbstzerstörung balancierte und gleichzeitig einige ihrer prägendsten Momente schuf. Er stand für das Wiederaufstehen, das Sich-Zurückkämpfen, für diesen trotzigen Willen, weiterzureiten, egal wie chaotisch die Zeiten waren.
Die neue Version greift dieses Gefühl auf, übersetzt es aber in eine zeitgemäße Klangsprache und wirkt dabei herrlich frisch. Die Produktion ist glasklar, druckvoll und bewusst modern gehalten, ohne den rohen Kern zu glätten. Gitarren und Bass klingen direkter, die Drums präziser, der gesamte Track energischer – und dennoch bleibt die ungezähmte Wildheit des Originals vollständig erhalten. Tyler und Yungblud teilen sich die Zeilen und verleihen dem Stück eine neue Dynamik, die zugleich vertraut und aufregend wirkt. Man erkennt den Song sofort – doch er klingt, als hätte man ihn gerade erst geschrieben. Eine Stimme, geprägt von Jahrzehnten im Rampenlicht, trifft auf Aufbruchsgeist und dieses ungeschliffene Brennen, das Yungblud so unverwechselbar macht. Aus dem Klassiker wird so kein museales Andenken, sondern ein Stück Musik, das heute genauso relevant wirkt wie damals.
Lyrisch entfaltet der Song eine besondere Intensität. Die Erzählung vom nächtlichen Ritt, von Sehnsucht, Versuchung und dem ständigen Austesten persönlicher Grenzen bleibt erhalten. Der Track nutzt Cowboy-Metaphorik nicht für Nostalgie, sondern als Projektionsfläche für ein Leben am Limit: ein Leben zwischen Bars, Blicken, Nähe, Gefahr und dem drängenden Bedürfnis, weiterzuziehen, obwohl man längst erschöpft ist. Diese Mischung aus Lust, Risiko und trotzigem Lebenshunger ist zeitlos – und durch die moderne Produktion plötzlich greifbarer denn je.
Die abwechselnden Vocals verstärken diese Wirkung. Es fühlt sich an, als würden zwei Generationen dieselbe Geschichte erzählen – der eine aus Erfahrung, der andere aus dem Rausch des Moments. Das Bild vom „wieder im Sattel sein“, vom Neubeginn und vom Hunger nach mehr wird so zu einem Dialog über Erschöpfung, Kraft und das ständige Weiterwollen, selbst wenn man genau weiß, wie hoch der Preis sein kann.
So entsteht ein Stück Musik, das zeigt, warum „Back in the Saddle“ für Aerosmith so bedeutsam ist – und warum dieser Song auch im Jahr 2025 brillant funktioniert. Er ist nicht an eine Ära gebunden. Er ist eine Haltung. Ein rauer, ehrlicher Blick auf das Hinfallen, Aufstehen, Weitergehen. Genau dieser Impuls trägt den Song auch heute noch weiter.
Das Herzstück der EP bleibt dennoch die Tatsache, dass hier etwas Magisches passiert: eine echte künstlerische Begegnung auf Augenhöhe. Aerosmith klingen so präsent wie selten in den vergangenen Jahren, Yungblud zeigt sich fokussiert, verletzlich, kraftvoll – und gemeinsam schaffen sie Songs, die weit über ein einmaliges Experiment hinausragen. Entstanden ist ein Werk, das Rückblick und Aufbruch vereint: ein kurzes, intensives Zusammenfinden zweier Welten, die sich überraschend selbstverständlich berühren.
Tracklist AEROSMITH & YUNGBLUD – „One More Time“:
- My Only Angel
- Problems
- Wild Woman
- Thousand Days
- Back In The Saddle (2025 Mix)
Weblinks YUNGBLUD:
Webseite: www.yungbludofficial.com/
Facebook: @yungblud
Instagram: @yungblud
Weblinks AEROSMITH:
Webseite: www.aerosmith.com/
Facebook: @aerosmith
Instagram: @aerosmith
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