DIE KRUPPS – Düsseldorf, Zakk (28.08.2025)

DIE KRUPPS - Düsseldorf, Zakk (28.08.2025) DIE KRUPPS - Düsseldorf, Zakk (28.08.2025)
Krupps, © Schwarzpixel - Carsten Zerbe
Lesedauer: 5 Minuten

Heimspiel! Lang, lang ist’s her, als sich Die Krupps in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt gründeten – 45 Jahre, um genau zu sein. Irgendwie passend und logisch, dass das erste Deutschland-Konzert der „45th Anniversary Tour“ dort stattfand, einen Tag nach dem umjubelten Tourauftakt im belgischen Kortrijk. An einem lauwarmen Sommerabend fluteten die einigen Hundert Fans (zumeist höheren Alters) zunächst den Außenbereich des Zakk bei einem leckeren Uerige Alt. Wer besonders pünktlich da war, konnte der ersten Support Johnny Tupolev sogar noch beim Soundcheck zuhören.

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Entsprechend humorvoll begrüßte das Trio dann auch das Publikum: „Hey, wir sind’s schon wieder!„. Noch sind die Wuppertaler ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, ihr erstes komplettes Album „The Best Unknown“ erschien erst sechs Tage vor dem Konzert im Zakk. Will man die Musik von Thomas Berger, Jens Griebe und Dietmar Noack unbedingt in eine Schublade stecken, stünde wohl „Industrial Rock“ drauf. Von daher funktionierte der Auftritt von Johnny Tupolev vor dem Krupps-Publikum verdammt gut. Als ob jemand den Sound der späten 90er von Bands wie Orgy oder Stabbing Westward ins Hier und Jetzt geholt hat. Zwischen den Songs gab es sympathische Zwischenansagen, gemischt mit der ständigen Unsicherheit, wie lange sie denn noch spielen dürfen. Tatsächlich war am Ende sogar noch eine frenetisch eingeforderte Zugabe fällig. Ein wirklich gelungener Auftakt in den Abend, insbesondere die treibenden „Obsession“ und „Bomb Your Head“ setzten sich dauerhaft im Ohr fest. Eine Band, die Zukunft haben sollte.

Das dürfte man von Schattenmann wohl auch behaupten. Die Gruppe um Frank Herzig, zwischen Neuer Deutscher Härte und Metal einzuordnen, tourt sich seit Jahren den Allerwertesten ab, überzeugte uns auf dem Mera Luna, zwischendurch leiht Herzig auch noch einem Szene-Festival-Dauer-Headliner seine Stimme. Ein neues Album namens „Endgegner“ wird 2026 erscheinen (ein genauer Termin steht noch aus), im März und April geht’s auf Clubtour. Am Bass ersetzt vorerst die von den Gossenpoeten bekannte Füchsin Stamm-Mitglied Luke, der sich kurz vor der Tour am Arm verletzt hatte. Mit den Worten „Jetzt müsst Ihr erstmal ein bisschen Metal ertragen„, begrüßte Herzig das Publikum. Die sicher ironisch gemeinte Bemerkung verwandelte sich für nicht Wenige aber in Ernst. So richtig wollte der Funke im weiten Rund nicht überspringen, obwohl Schattenmann mit der neuen Single „Kein Kommando“ sowie älteren Songs wie „Dia de Muertos“, „Generation Sex“ und gar einem Apache207/Udo Lindenberg-Cover („Komet“) wirklich alles reinlegten. „Diese Welt braucht mehr Liebe. Beim nächsten Song sollt ihr euch alle mal umarmen„, so leitete der Frontmann „Generation Sex“ ein – der Aufforderung leistete kaum jemand Folge. Herzig versuchte gar (und das als Franke!), die Fans mit Zwischenansagen zur alten Düsseldorf-Köln-Rivalität aus der Reserve zu locken, während er auf die kommende Tour aufmerksam machte, aber auch dies wollte nicht so richtig zünden. Mit der Ankündigung, nach dem Krupps-Auftritt am Merch noch für Gespräche und Fotos zur Verfügung zu stehen und dabei „am Zebra lecken zu können“ (man beachte den aufwendigen Bühnenlook des Gitarristen!), verabschiedeten sich Schattenmann nach knapp 45 Minuten unter lauterem Applaus einiger weniger Anhänger im Schattenmann-Bandshirt und Höflichkeitsapplaus der breiten Masse. Vielleicht wäre ein EBM-Act als weiterer Support die bessere Wahl gewesen – der restliche Tourverlauf wird dies zeigen.

Es war dann schon 21.45 Uhr, als Die Krupps die Bühne enterten. Zuvor kündigte die Kultband eine neue EP an, die es exklusiv auf der Tour zu kaufen geben soll. Jedenfalls lag am Merchandise-Tisch ein Zettel, der noch einmal klar verdeutlichte, dass diese CD wirklich nur auf Tour erhältlich ist. Sechs Tracks für 15 Euro sind auf der handnummerierten Scheibe drauf, darunter das direkt zur Tourbeginn veröffentlichte „On Collision Course“. Zwei Stücke der EP wurden von Live-Mitgliedern von Ministry (John Bechdel / Cesar Soto) im Rahmen der gemeinsamen Nordamerika-Tour beider Bands im vergangenen Frühjahr bearbeitet, Keyboarder Bechdel kümmerte sich um eine alternative Version von „On Collision Course“, Gitarrist Soto um „I Am The Storm“, auf dessen Original-Edit Krupps-Fans noch einige Zeit warten müssen. Denn das vollwertige Album zur EP wird erst 2026 erscheinen. Neben „On Collision Course“ schaffte es auch der EP-Titelsong „Will nicht – muss!“ ins Set der aktuellen Tour. Beide Stücke basieren auf einer eingängigen Pfeif-Melodie, „Will nicht – muss!“ zielt mit deutlich mehr Tempo auf den Dancefloor bei Partys, die in den Sozialen Medien mit Sätzen wie „Feiert mit uns zu den größten Hits von Rammstein und Eisbrecher“ angekündigt werden.

Also dahin, wo „Nazis auf Speed“ schon seit Jahren zum festen DJ-Repertoire gehört. Und auf dieser Tour fungiert dieser Song als Opener, wo er doch früher meist kurz vor der Zugabe ertönte. Zweifelsohne ein Stück, wo sich der nun nicht mehr ganz so neue Gitarrist Dylan Smith (Ex-Sisters of Mercy) direkt auszeichnen kann. Mit dem Klassiker „Isolation“ aus der kommerziell erfolgreichsten Krupps-Phase Mitte der 90er-Jahre ging es weiter, bevor das bewährte EBM-Doppel aus „Schmutzfabrik“ und „Amboss“ auch diejenigen bediente, die eher auf Elektro-Stampf stehen. „Ich sehe viele bekannte Gesichter hier„, konstatierte Jürgen Engler – das kam natürlich nicht überraschend. Einige Songs später folgte der Kommentar „Das fühlt sich ja an wie ein Heimspiel“ – ja, Mensch, woran das wohl gelegen hat? Der stets agile, wenngleich an diesem Abend nicht immer ganz textsichere Frontmann startete dann noch eine Umfrage, aus welchen Städten die Fans angereist sind. Und geschätzt 70 Prozent hatten die kürzestmögliche Anreise und kamen wirklich aus Düsseldorf. Die Stimmung? Jederzeit prächtig. Auch die den allermeisten Anwesenden unbekannten „On Collision Course“ und „Will nicht – muss!“ wurden begeistert rezipiert.

Setlist-technisch sorgten die beiden brandneuen Songs sowie das etwas mehr als zehn Jahre nicht mehr gespielte „Industrie-Mädchen“ (im Original von der Pioniers-Deutschpunk-Band S.Y.P.H.) für etwas frisches Blut. Was der Dynamik des Abends wirklich gut tat, denn seit Längerem verlassen sich Die Krupps live leider immer auf die gleichen zwölf, dreizehn Lieder. So ganz mag man die Hoffnung ja nicht aufgeben, dass irgendwann doch nochmal ein Stück aus der „Volle Kraft voraus“-Frühphase den Weg auf die Bühne schafft – gleiches gilt für die Songs des 1997er-Metal-Albums „Paradise Now“, die nicht „Black Beauty White Heat“ heißen. Auffällig: Von den vergangenen beiden Platten „V – Metal Machine Music“ und „Vision 2020 Vision“ schaffte es kein Song mehr ins Set.

Auf das wie immer brachiale „Bloodsuckers“ folgte, mittlerweile war es nach 23 Uhr, leider nur eine Zugabe. „Machineries of Joy“, gewidmet dem viel zu früh verstorbenen Freund und Kollabo-Partner Douglas McCarthy, setzte den fulminanten Schlusspunkt. „Die Nachbarn wollen langsam ihre Ruhe haben„, moderierte Engler charmant die nicht aufhörenden „Zugabe“-Rufe ab. Zum Abschied fragte er: „Wie oft sollen wir wiederkommen?“ (lauter Jubel) „Immer?“ (noch lauterer Jubel) „Okay …

Mal im Ernst: Natürlich sind Die Krupps immer gern gesehene Gäste auf den Bühnen ihrer Heimatstadt. Insbesondere, wenn sie auch nach 45 Jahren stets energische Performances garantieren. Noch stehen zahlreiche Termine auf der „45th Anniversary Tour“ an – wem sich die Chance bietet, der sollte sie nicht ungenutzt lassen. Alle Termine findet Ihr hier. Wer allerdings noch kein Ticket für die Show im naheliegenden Oberhausen am 19. September hat, schaut in die Röhre, denn diese ist ausverkauft. Wie viele Düsseldorfer sich nach diesem gelungenen Abend im Zakk wohl auf den kurzen Weg machen?

Setlist DIE KRUPPS @ Düsseldorf, Zakk (28.08.2025)
  1. Nazis auf Speed
  2. Isolation
  3. Schmutzfabrik
  4. Der Amboss
  5. On Collison Course
  6. The Dawning Of Doom
  7. Industrie-Mädchen
  8. Hi-Tech Low Life
  9. Black Beauty White Heat
  10. Crossfire
  11. Will nicht – muss!
  12. Fatherland
  13. Metal Machine Music
  14. To The Hilt
  15. Robo Sapien
  16. Bloodsuckers
  17. Machineries Of Joy (Z)
Weblinks DIE KRUPPS

Homepage: https://www.diekrupps.com/
Facebook: diekruppsofficial
Instagram: diekruppsband

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