ZEAL & ARDOR – Köln, Live Music Hall (20.06.2025)

Fotos: ZEAL AND ARDOR
Zeal and Ardor, © Frank Güthoff
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Zeal & Ardor in Köln – Zwischen Gospel und Gewittergrollen

20. Juni, Live Music Hall, Köln. Irgendwo zwischen Kirchenchor, Black Metal und der Geisterbahn deiner Albträume trifft sich eine Band, die weder ins Raster noch auf die stille Bank passt. Zeal & Ardor machen das, was andere sich nicht mal im Tonstudio trauen – und bringen es mit einer Selbstverständlichkeit auf die Bühne, als hätte der Teufel selbst den Soundcheck gemacht.

Schon bevor der erste Ton erklingt, liegt Spannung in der Luft wie kurz vor einem Sommergewitter. Kein Wunder, denn Kölns Live Music Hall ist an diesem Abend nicht komplett ausverkauft, aber vollständig geladen. Mit Erwartungen, mit Nebel, mit einer Energie, die irgendwo zwischen Andacht und Moshpit vibriert.

Dann tritt Manuel Gagneux ins Licht – oder besser gesagt: in den Halbschatten. Es gibt keine großen Ansagen, keine Showeinlagen. Stattdessen: Musik, die sich selbst genügt. „The Bird, The Lion and The Wildkin“ eröffnet das Set – ein fast hypnotischer Auftakt. Kaum ist der letzte Ton verklungen, bricht „Wake of a Nation“ wie eine düstere Mahnung über das Publikum herein. Die Wut, die da in jedem Ton steckt, ist nicht bloß Stilmittel, sie ist Statement. Gagneux brüllt nicht, um zu provozieren – er brüllt, weil es sonst niemand tut.

Die Live Music Hall wird zum Ort einer Messe, einer Zeremonie ohne Gott, aber mit umso mehr Pathos. Die Melodien sitzen wie ein Faustschlag. „Erase“ Eine kathartische Entladung, nach der man kurz durchatmen muss – aber nicht kann, weil „Gravedigger’s Chant“ wie ein dunkles Mantra direkt hinterherkommt. Zeal & Ardor leben vom Kontrast. Vom sanften Chor, der in den Abgrund schaut. Vom Moment der Stille, der zu laut ist, um ihn auszuhalten.

Das Licht flackert, der Bass knurrt, die Chöre setzen ein. Die Stimmen von Denis Wagner und Marc Obrist wirken wie zerbrochene Gebete. Das Konzert ist ein akustischer Exorzismus in zwölf Akten. „Run“ ist keine Einladung, sondern eine Drohung. „Blood in the River“ lässt dich an allem zweifeln – außer daran, dass Musik genau so sein muss: unbequem, unvergesslich, unfassbar gut.

Und dann kommt sie: „Tuskegee“, leise, verletzlich, fast versöhnlich. Als wollte die Band sich entschuldigen für das, was sie allen Anwesenden gerade zugemutet hat.

Setlist – Zeal & Ardor, Köln (Live Music Hall, 20.06.2025)

01. the Bird, the Lion and the Wildkin
02. Wake of a Nation
03. Götterdämmerung
04. Ship on Fire
05. Erase
06. Gravedigger’s Chant
07. Kilonova
08. Fend You Off
09. We Can’t Be Found
10. Blood in the River
11. Run
12. Tuskegee

Weblinks:

Homepage: https://www.zealandardor.com/
Facebook: https://www.facebook.com/zealandardor/
Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCPg_FoJeD3drwPeS6xjD9FA

 

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