JAMES BAY – Köln, Palladium (26.01.2025)

Fotos: JAMES BAY
James Bay ©, Angela Trabert
Geschätzte Lesezeit: 9 Minute(n)

In Zeiten wie diesen sehnt man sich danach, zwischendurch mal den Kopf freizubekommen. Da kommt ein Konzert mit Feel-Good-Musik und entspanntem Publikum gerade recht. Eigentlich sollte der Singer-Songwriter James Bay in der Live Music Hall auftreten, doch die 1.500 Plätze reichten bei Weitem nicht aus. Ein schnelles Upgrade später standen wir also voller Vorfreude vor dem Kölner Palladium. Einzig die zahlreichen kostümierten Jecken, die sich gegenüber im E-Werk für eine Karnevalssitzung versammelt hatten, sorgten für leichte Irritation. Die 4.000 Karten des Palladiums waren zwar nicht komplett ausverkauft, dennoch war die große Konzerthalle gut gefüllt. Chillige Musik verkürzte uns anderthalbstündige Wartezeit, bevor um 20:00 der Special Guest des Abends mit den Hufen scharrte.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Kingfishr aus Limerick, Irland, haben sich mit ihrem rockigen Indie-Folk und den eingängigen Melodien als aufstrebendes Talent der irischen Musikszene etabliert. Sänger Eddie (Edmond Keogh) und seine Bandkollegen produzieren ihre Musik in einem Heimstudio auf einer Milchfarm und haben sich bereits durch ausverkaufte Touren sowie Festivalauftritte einen Namen gemacht. Elanvoll betraten die Iren die riesige Bühne – Eddie konnte es kaum erwarten und stürmte voller Energie herbei.

Dynamische Gitarrenklänge setzten zu I Cried I Wept ein. Die leidenschaftlichen und ausdrucksstarken, rauen Vocals verliehen dem Song eine besondere Intensität. Der mitreißende Refrain blieb direkt im Ohr und schnellte ohne Umwege in die Beine. Prächtig gelaunt bespielte Eoghan „McGoo“ McGrath sein weißes Banjo. Schnell brachten Kingfishr das Kölner Palladium auf Temperatur. Mit einer weiten Bluejeans und einem hellen Pullover war der Fronter leger gekleidet. Für einen Moment setzte er sich auf den Bühnenrand “How are you feeling?” Doch im nächsten Augenblick sprang der quirlige Sänger auch schon vor der Bühne von Box zu Box. Klatschend untermalte das Publikum seinen engagierten Gesang. Auch mit Man On The Moon hatten die Jungs das Publikum auf ihrer Seite. Eddie schnallte sich eine Gitarre um und begleitete das Stück auch noch mit einer Mundharmonika.

“We are Kingfishr, this is our first ever gig here. Thank you so much for showing up. We are an Irish band. Everyone is Irish tonight, ok?” Folgend erzählte er, wie die Band entstanden ist. Etwa zwei Jahre zuvor haben die Jungs Ingenieurwesen studiert – mehr schlecht als recht. Zu der Zeit hatten sie bereits angefangen, Songs zu schreiben. Nach dem Abschluss mussten sie sich dann Jobs suchen. Gerade mal zwei Monate später haben sie diese aber aufgegeben. Natürlich stellte dies ein Risiko dar aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und somit konnten sie ihre Erfahrungen auf Tour sammeln und auch an diesem Abend vor James Bay in Köln spielen. Seine Musik war es übrigens, die sie als erste auf der Gitarre nachgespielt haben, als sie begannen dieses Instrument zu lernen.

“We would love to play in the middle of the room, is that ok?” Für Shot In The Dark verließen Eddie und sein Gitarrist also die Bühne und spielten den Song mitten in der Menge – ein intensives Erlebnis, das die Fans sichtlich begeisterte. Um die Musiker herum entstand gar nach und nach ein Lichtermeer aus Handytaschenlampen. Auch danach ließen Kingfishr nicht nach, mit Anyway und dem mitreißenden Abschluss Caroline setzten sie ein stimmungsvolles Ausrufezeichen. Nach 30 Minuten verabschiedeten sich die Iren sichtlich glücklich von uns: “We’d love to come back. This has been the most amazing experience of our lives. I’m on the stage with four of my best friends now. This is such a pleasure. We’ll be at the merch stand after the show. If you wanna follow and talk to us. That would be amazing. You are incredible.” 

Setlist KINGFISHR – Köln, Palladium (26.01.2025)

01. I Cried I Wept
02. Man On The Moon
03. Shot In The Dark
04. Eyes Don’t Lie
05. Anyway
06. Caroline

Weblinks KINGFISHR:

Homepage: kingfishr.ie
Facebook: www.facebook.com/kingfishrofficial
Instagram: instagram.com/kingfishrofficial

Nun galt es nur noch eine halbe Stunde zu überbrücken. Das Drumset und die Keys waren im hinteren Bühnenbereich auf einem Podest platziert, das mit einem breiten LED-Streifen versehen war. Dahinter ist eine Art Wand mit lauter rechteckigen LED-Platten entstanden, über denen jeweils einzelne, bewegliche Strahler angebracht waren. Um 21:00 Uhr verdunkelte sich die Bühne. Lautstarker Jubel setze ein, als nach seinen Musikern auch James Bay seine Spielstätte enterte. Sein Markenzeichen – der schwarze Hut – durfte natürlich nicht fehlen.

Passend zum Titel der Tour startete er sein Set mit der Single Up All Night. “Come on!” Und schon zündete er seine melancholisch-verträumte Indie-Pop-Ballade mit sanftem Gitarrenpicking, einer sehnsüchtigen Melodie und gefühlvollem Gesang. Der Song fängt das bittersüße Gefühl von Schlaflosigkeit ein – getrieben von Erinnerungen, Gedanken an eine verflossene Liebe oder der Unruhe eines rastlosen Herzens. James Bays warme, eindringliche Stimme verlieh dem Stück eine intime Atmosphäre, während der sanfte Aufbau der Instrumentierung den emotionalen Kern verstärkte. Zu exzellentem Klang fügte sich der harmonische Backgroundgesang dreier seiner Mitmusiker.

Einen ersten Seufzer stieß man unweigerlich aus, als folgend Give Me The Reason erklang. Voller Leidenschaft sang er seinen sehnsuchtsvollen Song und schlug dabei seine Hand auf sein Herz. “‘Cause I’ve got nothing left. Without your foot on the drum that beats inside my chest. I feel like mirrors and smoke. All of my words are broke, I wanna just throw me in the ocean.” Mit geschlossenen Augen spielte er ein herrliches Gitarrensolo. Puh, was für ein Auftakt. Wachen Blickes sah James in die Menge und winkte mal hier mal da einem Fan zu. “Dankeschön, Cologne. How are you doing? Are you ok? Nearly ten years ago we were in this room with you – at least with most of you, I’m sure. Some of you might have been at school. It’s very nice to see you. Thank you so much, thank you for being here. Last time we were here, you sang really loud! Can you do that again?”

If You Ever Want To Be In Love gab den Fans also die Gelegenheit, sich stimmlich einzubringen. “Come on, Cologne. Sing it!” Ohne Scheu sang die Menge den Refrain gar einmal ohne James. Sein Plan ist aufgegangen. “That’s what we came about for, yes! And I will never be able to get enough. So, would you maybe do it one more time with me – ’cause you sound so good! Here we go.” Seinem Wunsch wurde erneut stattgegeben und der Singer Songwriter war sichtlich zufrieden, die prägnanten Grübchen auf seinen Wangen kamen sichtlich zum Vorschein. Vergnügt riss er seinen Arm in die Höhe: “Love it!” 

“Wow, thank you so much. Back in October 2024, I released my fourth album. It was a dream come true to get to number four. I do very much dream about going to number fourteen, but we go slow. And it was very nice to put new music out. Everybody seemed very excited about it. And then we got to 2025 very quickly. Just like that we were there. And I thought why not put some more new music out? It hasn’t come out yet but maybe even in a week. But I still can’t wait, so I’m playing it for you. Do you wanna hear a new song? I don’t know, if I know the words yet but I’m trying. It’s coming out on the 31st. It’s called ,Sunshine In The Room’.” Wir hörten eine warme, hoffnungsvolle Midtempo-Nummer, die das Gefühl von Geborgenheit und bedingungsloser Liebe einfängt. Mit einer Menge positiver Energie strahlte der Song eine beglückende Atmosphäre aus. Die Lyrics feiern die Präsenz eines geliebten Menschen als Lichtblick in dunklen Zeiten – wie Sonnenschein, der einen Raum erfüllt. Und der Neuling kam richtig gut an.

“Cologne, you sound so good! It’s really good to see you. So good to be back. We are gonna play a very old song.” Der Megahit Let It Go hatte natürlich einen wohlverdienten Stammplatz in der Setlist. Das wunderschöne Gitarrenriff zu Beginn verursachte eine Gänsehaut. Zwischenjubel drückte die Verzückung der Fans aus, ehe diese erneut mit sanfter Stimme mitsangen. Verspielt und sphärisch zugleich erklang die Blues-Nummer Wild Love.

Aus dem Publikum stieß jemand rufend den Wunsch nach All My Broken Pieces aus. Doch das war nicht das einzige Anliegen, das an diesem Abend platziert wurde. “Next time! Next time, I’m gonna do a request show. I’ll tell you, what’s wild. There are two signs in the front. I’m kind of stressed. One of them says: ,Please sing ,Bad’.’ The other one says: ,Can you sing ,Go On’?’ And I thank you much, asking for these. I don’t know, if I know or I can remember any of the words to either of them. But at some point you will hear them.” Lediglich mit seiner Gitarre stimmte er Bad an und machte damit das Mädel in Reihe eins glücklich. “I promise, I’ll do the rest next time.” On top hörten wir tatsächlich auch einen Part von Go On. Obgleich wir nicht den kompletten Song zu hören bekamen, ging bereits dieser Ausschnitt tief unter die Haut. Dafür erntete der Sänger einen beachtlichen Applaus. Auch hier versprach er, den Song beim nächsten Mal in voller Gänze zu präsentieren. Welch hinreißende Aussichten!

Als James Can’t Help Falling In Love von Elvis Presley anstimmte, ging ein Raunen durch die Halle. Noch immer stand er allein auf Bühne. Inmitten eines Lichtkegels bot er Scars vom Album Chaos And The Calm dar. Seine tief emotionale Ballade handelt von Trennung, Schmerz und Wiederfinden. Der Song erzählt von einer schwierigen Phase in einer Beziehung, in der zwei Menschen getrennte Wege gehen, um sich selbst zu finden – und dabei Narben hinterlassen, die letztlich für Wachstum und Veränderung stehen. Sanftes Gitarrenspiel und Bays warme Stimme leiteten den Song ein, bevor er sich mit intensiven Vocals und dynamischer Instrumentierung der wieder einsetzenden Band zu einem kraftvollen Höhepunkt steigerte.

Peer Pressure und Craving gingen folgend direkt ineinander über. Strahlend blickte James ins Publikum, als die Stimmung erneut anstieg. Und damit das auch so blieb, heizte er die Menge an: “Let’s keep moving!” Klatschend begleiteten die Fans den rockigen Track. Engagiert stapfte der Sänger auf. Pink Lemonade überzeugte mit erfrischendem, energiegeladenen Sound. Lebhafte Gitarrenriffs mit einem eingängigen, poppigen Beat vereinten sich mit einem tanzbaren Rhythmus. Der Song hatte eine sommerliche, leichtfüßige Atmosphäre inne. Die tiefgründigen Lyrics mit einer Mischung aus Nostalgie und Frustration über eine vergangene Liebe schufen eine perfekte Balance aus Leichtigkeit und Intensität. Hatte ich zu Beginn des Sets das Gefühl, dass James sich noch mental einfinden musste und er etwas angespannter als sonst wirkte,  hat er mittlerweile seine gewohnte, ansteckende Lockerheit und das ehrliche Strahlen zurückgewonnen. Ausgelassen jammte er mit seinem Gitarristen und das war genau der James, der einfach alle umhaut!

Beglückt reckte er eine Faust in die Luft. “Thank you so much, Cologne. Dankeschön. This one is from Electric Light’.” Auch zu Wanderlust rockte der sympathische Brite mächtig ab. Selbst zahlreiche männliche Fans sangen auf der Empore beeindruckt mit. James Bay erreichte tatsächlich nicht nur – wie man vielleicht vermuten könnte – eher die Frauen. Wer hier eher als Anhängsel dabei war, ließ sich ebenfalls mühelos mitreißen. “Can you give me all of that energy for one more? Alright. Here it is then. I need those hands.” Mit Best Fake Smile folgte ein beeindruckender Höhepunkt in einer ausladenden Version. Richtig fetzig ging es hier zur Sache. Locker flockig wurde über falsche Freundschaften gesungen. Statt sich davon herunterziehen zu lassen, kann man auch einfach darauf pfeifen und seinen Weg frohen Mutes weitergehen. Dieser positive Ansatz wirkte äußerst ansteckend. James passionierte Art, den Song zu performen, ging zusammen mit der Musik durch Mark und Bein. Nachdem er gekonnt einen Freestyle-Part einfügte, griff er hart in die Saiten und warf sich engagiert auf die Knie. Wahnsinn! Leicht erschöpft verließ er winkend mit seiner Band die Bühne.

Nicht enden wollende Zugabe-Rufe lockten den Sänger aber wieder zu uns zurück. “I feel like we found it, Cologne! We found it! I’m extremely grateful. I don’t get to have any of this without you, so thank you. This thing has become a real part of the tour. But it’s also been a lot of fun, playing all this new songs from this new album. And I try this one on my own.” Ganz allein spielte er Hope für uns. Passend zum Rhythmus stapfte er im Takt auf. In dem Track geht es um das Streben nach Hoffnung und die Suche nach Licht in dunklen Zeiten. Ruhige, nachdenkliche Momente mündeten in intensiven, emotionalen Passagen, was die Botschaft von Zuversicht und dem Glauben an Veränderung verstärkte. Die ehrlichen Lyrics und Bay’s ausdrucksstarke Stimme verliehen dem Stück eine tiefe, persönliche Note, die sowohl Trost spendete als auch motivierend wirkte.

“Wow, thank you so much. Thank you to two things: One, you gonna make a lot of noise for Kingfishr. They are so fantastic. And number two, I’d like you to get loud for the guys on stage. Give it up for the band. This is called ,Dogfight’.” Der intensive Titel symbolisiert einen intensiven, emotionalen Konflikt – einen Kampf, der sowohl leidenschaftlich als auch schmerzhaft ist. Mittlerweile brachte James gar einen Techniker am Bühnenrand zum Strahlen. Seiner Aura konnte sich wahrhaft niemand entziehen!

Als Grande Finale erlebten wir den epischen Song mit dem markanten Gitarrenriff und der kraftvollen Melodie: Hold Back The River. Noch einmal gab sich James seinem virtuosen Gitarrenspiel hin und gemeinsam sangen alle im Palladium “Hold back the river, let me look in your eyes. Hold back the river, so I can stop for a minute and be by your side. Hold back the river, hold back.” Welcher Song hätte uns besser in den Abend entlassen können, als dieser, geht es doch um den Wunsch, eine überwältigende Flut von Emotionen zu stoppen, um nicht den eigenen Gefühlen überflutet zu werden. Ein letztes Mal war die Crowd in ihrem Element und unterstütze den smarten Sänger nach Leibeskräften.  Entschlossen riss James seine Gitarre in die Höhe. Arm in Arm mit seinen Musikern verabschiedete sich der Ausnahmekünstler von uns, ehe er winkend die Bühne frei gab.

Und James Bay hat es wahrlich geschafft! Für 90 Minuten entkamen wir der derzeit so fordernden Welt. Im Hier und Jetzt fühlten wir uns selig. Entgegen der Unsicherheiten und der zunehmend spürbaren Spannungen da draußen, waren wir hier für diesen Abend eine Einheit – obgleich wir uns eigentlich fremd waren. Dieses Gefühl und all die Herzenswärme, die hier entstanden ist, galt es nun so gut wie möglich zu behüten und noch im Nachhinein davon zu zehren. Danke an alle, die an diesem Abend dabei waren!

Setlist JAMES BAY – Köln, Palladium (26.01.2025)

01. Up All Night
02. Give Me The Reason
03. If You Ever Want To be In Love
04. Sunshine In The Room
05. Us
06. Let It Go
07. Wild Love
08. Bad (Snippet)
09. Go On (Snippet)
10. Can’t Help Falling In Love (Elvis Presley Cover) (Snippet)
11. Scars
12. Peer Pressure
13. Craving
14. Pink Lemonade
15. Easy Distraction
16. Wanderlust
17. Best Fake Smile
18. Hope (Z)
19. Dogfight (Z)
20. Hold Back The River (Z)

Weblinks JAMES BAY:

Homepage: jamesbay.com
Facebook: www.facebook.com/jamesbaymusic
Instagram: instagram.com/jamesbaymusic

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