SIAMESE / CHAOSBAY / COLD CULTURE – Köln, Gebäude 9 (17.01.2025)

Fotos: SIAMESE
Siamese, © Michael Gamon
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Das Jahr hätte kaum besser starten können! Siamese planten im Vorfeld einen weiteren bedeutenden Meilenstein ihrer Karriere. Ihre umfangreiche Headliner-Tour umfasste nicht nur die bisher größte Produktion der Band, sondern auch die längste Setlist, die sie ihren Fans in Europa und dem Vereinigten Königreich je präsentieren durften. Einige Locations waren bereits Monate zuvor restlos ausverkauft – so auch die zweite Station der Tour. Vor dem Kölner Gebäude 9 reihten sich bereits eine gute Dreiviertelstunde vor Einlass zahlreiche Anhänger der Band ein. Bei eisiger Kälte um den Gefrierpunkt wurde die Wartezeit zur Geduldsprobe – vor allem, wenn man in kurzer Hose erschien! Manche Metalheads sind eben richtig hart im Nehmen!

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Im Vorfeld mussten Black Gold ihre geplanten Einsatz bei der kompletten Tour leider krankheitsbedingt kurzerhand absagen. Spontan fand man aber mit Cold Culture Ersatz. Musikalisch verbinden die Jungs Post-Hardcore mit harter Rockmusik und modernen elektronischen Elementen. Gerade mal zwei Wochen vor dem Tourauftakt erhielten sie die verlockende Anfrage, Siamese und Chaosbay auf ihrer dreiwöchigen Tour begleiten zu dürfen. Solche Chancen muss man beim Schopfe packen! Die vier Jungs haben tatsächlich kurzerhand eingewilligt und damit begann für die Newcomer aus Dänemark die Reise ihres Lebens.

Dass uns dieser Abend nicht enttäuschen würde, war uns im Vorfeld glasklar. Auf das, was uns final erwartete, waren wir aber nicht im Geringsten vorbereitet. Im Zuge der Tourankündigung ist mir der Name von Cold Culture tatsächlich zum ersten mal begegnet. Den meisten Konzertbesuchern ging es vermutlich genauso. Bislang haben die Dänen gerade mal sechs Songs released. Im Jahr 2023 erschien ihre EP Afterthoughts mitsamt fünf Tracks. Die Qualität der einzelnen Songs verblüffte mich. Wie konnte diese Band noch nahezu am Anfang ihrer Karriere stehen?! Schnell stieß ich auf ihre Single Deep End, die sie zusammen mit Mirza Zelasny von Siamese geschrieben haben. Diese war noch ganz frisch, erschien sie doch erst im Oktober. An dieser Stelle offenbarte sich bereits, was wirklich in Cold Culture steckte! Ich kam nicht umhin, mir den Track auf heavy Rotation anzuhören.

Der Song lässt den Hörer sofort in eine düstere, melancholische Klangwelt eintauchen. Mit seinem treibenden Beat, den dunklen Synths und Mads Zelasnys emotionalem Gesang zieht einen Deep End unabdingbar in seinen Bann. Wer Bad Omens mag, wird diesen Song lieben! Die verzerrten, aber gleichzeitig melodischen Gitarrenriffs durchziehen den Track wie ein pulsierender Herzschlag und schaffen eine kraftvolle Atmosphäre. Der überraschend einsetzende Breakdown erzeugt einen spannenden Moment vor dem mächtigen Sturm. Kraftvolle Screams setzen mit voller Wucht ein und treiben den Track in ein kraftvolles Finale. Deep End handelt von emotionaler Überwältigung, inneren Kämpfen und dem Gefühl, in einer schwierigen Situation zu ertrinken. Die Texte spiegeln eine düstere, introspektive Stimmung wider, während sie gleichzeitig den Wunsch nach Erlösung und Klarheit ausdrücken.

Aber was erwartete uns nun live? Pünktlich um 19:30 Uhr betraten die Jungs aus Kopenhagen die Bühne. Gleich zu Beginn ballerten sie Deep End heraus – welch ein Geniestreich! Einfach mal geradeheraus den stärksten Track zu präsentieren und die unwissenden Besucher von Beginn an umzuhauen! Den Jungs merkte man keinerlei Aufregung an. Mads performte den Song mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er nie etwas anderes getan. Nach gerade mal einer Minute hörte man erste Jubelschreie. Michael Mentz Hansen war nicht nur für die Keys zuständig, in passenden Momenten bekräftigte er auch noch den ohnehin fetten Sound der Drums und schlug auf eine große Standtrommel ein. Der Funke sprang direkt über und scheinbar war die Crowd ebenfalls angetan. Mit einem ungewohnt starken Jubel hieß man die Jungs willkommen. Offenen Blickes nahm Mads sein Publikum wahr: “Are you feeling good? We’re Cold Culture from Denmark. Let me see you hands.” Schon hatte der Sänger die Leute fest im Griff.

Mit voller Wucht preschte uns Downfall entgegen. Einzelne Vibes erinnerten dabei durchaus an Bring Me The Horizon und doch haben die Dänen ihren eignen Stil gefunden. Auch Mads fantastische Stimme vereinnahmte einen sofort. Völlig fasziniert man das Geschehen auf der Bühne. “Make some fucking noise!” Die Stimmung war der Wahnsinn und das Konzert war gerade mal wenige Minuten alt. Heartache schlug musikalisch in einer andere Kerbe. Von ruhigen, fließenden Elementen im Downtempo geprägt, hatte er gar schon trap-inspirierte Züge inne. Eine melancholische Atmosphäre verlieh dem Song eine intime Note. Die Lyrics handelten von innerer Leere, die mit Verlust und zerbrochenen Beziehungen einhergehen. Eine Mischung aus Trauer, Sehnsucht und der Schwierigkeit, mit emotionalem Kummer umzugehen, war deutlich spürbar. “Alright, put your middle finger in the air. Gimme your fuck finger.” Und prompt schnellten sämtliche Mittelfinger im Raum in die Höhe! Wenn jemand verletzt wird, zeigen wir der miesen Person ein geschlossenes “Fuck you” – so nämlich! Die Idee gefiel mir.“Let me fucking hear you!” Voller Energie sprang der Frontmann in die Höhe und drehte sich im Kreis.

“Are you looking forwars to see chaosbay and Siamese? Now we gotta make them proud. Catch the melody and the lyrics. It’s quite simple. It’s called ,Cold’.” Mit einer engelsgleichen Stimme sang Mads die ersten Zeilen. Die Emotionalität, die sein Gesang inne hat, war wahrlich bemerkenswert. Der Song handelte von toxischen Beziehung, in der der Protagonist die emotionale Kälte und Grausamkeit seines Gegenübers erkennt. Es ging um Selbstzweifel, Enttäuschung und das schmerzhafte Erwachen, dass jemand, der wie ein Engel schien, in Wahrheit kalt und rücksichtslos ist. Andy Morielle Joensen griff hart in die Saiten und machte eine gute Figur an der Gitarre. “If you got a cell phone, put your light up in the air.” Schon zückte die Crowd ihre Handys und das Gebäude 9 erstrahlte im Lichtermeer. “Holy fucking shot, Cologne. I wanna hear you scream, I wanna hear you sing it.” Ohne zu zögern kam die Menge Mads Anweisung nach und ein wohlklingendes “Ohoo – ohooo – oooh – oooh” breitete sich aus.

“Thank you so much. Are you feeling good?” Mit INEEDU präsentierten uns Cold Culture einen brandneuen Song. Mittlerweile gingen auffallend viele Handys in die Höhe. Diesen Auftritt wollte man einfach in Erinnerung behalten und da durfte das ein oder andere Foto nicht fehlen. Der Track begann sanft und stieg dann in seiner Intensität an. Ganz von selbst begann die Menge zu klatschen. Doch Mads legte noch eine Schippe drauf: “Put your hands in the air. Alright, I wanna see everybody bounce”. Also kam noch mehr Bewegung ins Spiel und der Sänger sah sichtlich glücklich aus. “Dankeschön. Now this next song – be quiet everybody in this room. It’s time to jump. This song is called ,Low’. One, two, jump, jump, jump.” EDM-artige Beats heizten die Stimmung noch weiter an. “Everybody get down ’til the back!” Nun hockten wir tatsächlich alle auf dem Boden – und wir befanden uns noch immer bei der Vorband! Crazy! Mads Mut wurde wahrlich belohnt. Als alle gemeinsam aufsprangen, setzten Strobo-Lights ein und wir feierten eine wilde Party.

Faded begann mit einer seichten Pianomelodie, ehe der Track im Refrain derbe abrockte. “You guys are absolutely crazy! Thank you everyone who came tonight. It means the fucking world to us. This song implies my fucking energy in this pit.” In der Mitte formte sich ein Kreis. Zwei Metalheads hielten sich an den Handgelenken fest und wirbelten um die eigene Achse. Mit einer Handbewegung bat Mads die Crowd einen Gang zu bilden. Er sprang zu uns hinunter und startete höchstpersönlich den ersten Pit des Abends. Zurück auf der Bühne erzeugten seine gutturalen Screams mächtig Druck und ein letztes Mal flogen die Schöpfe umher. “We are Cold Culture from Denmark. Thank you so much.” 

Seltenst hat eine junge Band unsere Herzen so eindrucksvoll im Sturm erobert. Mads besitzt eine wahnsinns Aura. Begegnet man ihm abseits des Scheinwerferlichts, ahnt man kaum, welche Energie und Präsenz er vor seinem Publikum entfaltet. Übrigens: Deep End hat gerade die Marke von beeindruckenden 300.000 Streams auf Spotify geknackt – ein Meilenstein, der die wachsende Begeisterung für Cold Culture eindrucksvoll unterstreicht. Eins ist sicher: Diese Band hat eine glanzvolle Zukunft vor sich. Gedanklich sehen wir die Jungs schon auf den großen Bühnen der namhaften Festivals. Wir bleiben definitiv dran – es ist eine wahre Freude, ihre Entwicklung miterleben zu dürfen.

Setlist COLD CULTURE – Köln, Gebäude 9 (17.01.2025)

01. Deep End
02. Downfall
03. Heartache
04. Cold
05. INEEDU
06. Low
07. Faded

Weblinks COLD CULTURE

Instagram: @coldcultureband
Facebook: @Coldcultureband

Nach einer zügigen Umbaupause durften wir uns auf Chaosbay freuen. Bereits seit 2012 begeistern die Berliner mit ihrem Progressive Metalcore. Samt ihrer technisch anspruchsvollen und emotionalen Musik haben sie sich eine stetig wachsende Fangemeinde erarbeitet. Motiviert bis zum Anschlag enterten die Jungs zu den Klängen von Are You Afraid um 20:15 Uhr ihre Spielstätte. Sänger Jan Listing stachelte ohne Umwege die Menge an: “Köln, was geht?” und schon setzte auch der passende Refrain ein: “Stand up, all you people get up. All you people wake up. You are burning down to the ground.” Es war äußerst klug, auf diesen mitreißenden Opener zu setzen. Sofort stieg die Laune und man war voll dabei. Gitarrist Alexander Langner sowie Bassist Matthias Heising fanden für eine erste Headbanging-Runde zueinander. Während Matthias auf ein legeres Outfit mit einer roten Trainingsjacke und einer Wollmütze setzte, präsentierte sich Styling Ikone Aleander Langner in einer geblümten Hose nebst edlem schwarzen Sakko – gänzlich ohne (Unter-)Hemd. Gemeinsam mit Jan hüpften die Musiker ausgelassen über die Bühne, ehe dieser uns ein rotziges “Blegh” servierte.

Klatschend wurde die treibende Single Ecstasy empfangen. Diese bestach durch ihren explosiven Mix aus Härte und Eingängigkeit. Treibende, progressive Riffs trafen auf hymnische Melodien und eine emotionale Dynamik. Dazu setzte der Refrain unausweichlich die Hüfte in Schwung. “Köln, macht doch mal Lärm!” Das musste uns Jan nicht zweimal sagen. “Köln, geht’s euch gut? Wir kommen zwar aus Berlin, aber Köln ist schon immer das Geilste. Willkommen in der Chaosbay Family.” Eben diese bestand scheinbar auch schon aus bestehenden “Familien-Angehörigen”, wurde Maniac In The Mirror doch stimmlich beachtlich von der Crowd unterstützt.

“Ach, Köln – so geil! Wie ihr wisst, ist das eine sehr sehr besondere Tour für uns. Sie hat gerade erst angefangen. Das ist die längste und auch größte Tour, die wir spielen dürfen. Wir fahren in Länder, wo wir nie gewesen sind aber wir dürfen eben auch so geile Städte wie Köln wieder besuchen. Ein großes Dankeschön und einen riesen Applaus erstmal an der Stelle für Cold Culture! Großartige Jungs! Sie sind ganz spontan eingesprungen – weil die ursprüngliche Band nicht konnte und das ist bei einer Tour dieser Länge gar nicht so einfach, deswegen Doppel Props an die Boys. Wir wünschen an dieser Stelle gute Genesung an Black Gold aus England. Wenn ihr den nächsten Song kennt, rastet bitte etwas aus und wenn ihr in nicht kennt – rastet bitte noch ein bisschen mehr aus!”

Zu Y fetzte Matthias engagiert über die Bühne. Passend zu den kraftvollen Gitarrenriffs wurden vergnügt vielerlei Schöpfe geschwungen. Komplexe Schlagzeug-Patterns erzeugten mit schnellen, fast chaotischen Elementen und ruhigeren, fokussierten Momenten eine interessante Spannung. “Der nächste Song heißt ,Don’t Kill Me’.” Ein irre schnelles Gitarrenspiel setzte ein. Mit seinem hingebungsvollen Gesang packte mich Jan im Refrain völlig: “I’m begging the sun, don’t kill me. Let me be the one to end it. Before I am gone, don’t kill me. Just let me for once feel needed” Puh, das war einfach großartig! Doch für große Gefühle blieb wenig Zeit, denn der nächste Aufbruch stand direkt an: “Köln, habt ihr Bock mit uns zu moshen?” Direkt zündete der nächste Pit.

Alex ergriff das Wort und wurde ernst: “Wir sind ja unter unseresgleichen. Aber es hilft trotzdem immer wieder es zu erwähnen. Nächsten Monat ist Wahl und so. Der nächste Song handelt so ein bisschen von einer Reise die angetreten werden muss – nicht weil man will, sondern weil man muss! Das Lied heißt ‘Mediterranean’. Jan, wie sieht’s aus?” – “Ich bin ready, let’s go!” Von jetzt auf gleich entlud sich eine unbändige Wut. Kein Wunder, ging es doch um die Kontraste zwischen Verzweiflung und Vergänglichkeit. Die beklemmenden Lyrics thematisierten die quälende Situation auf einem überfüllten Boot, umgeben von Angst, dem Geruch von Tod und der ständigen Gefahr. Trotz des Leidens bestand der Wunsch, zusammenzuhalten und eine kleine Flucht vor der Realität zu finden, während die äußeren Umstände und die Macht derjenigen, die von diesem Leid profitieren, betont wurden. Musikalisch trafen progressive Metal Elemente auf sanfte, ambientartige Passagen, die eine gewisse Leichtigkeit vermittelten, während die kraftvollen Riffs und der treibende Rhythmus eine dynamische Tiefe erzeugten. Mit weit auseinanderstehenden Beinen schüttelte Alex seinen Kopf in kräftigen Bewegungen, die nahezu den Boden berührten.

Der Basser schnappte sich erneut das Mikro: “Leute es wird hart – wir kommen jetzt zum Ende unseres Sets. Ihr müsst jetzt bereit sein für Siamese, denn es ist gleich soweit.” Sänger: “Der Spruch von gestern war geil!” “Bassist: “Ach du scheiße, den hab ich vergessen.” Sänger: “Ok, dann denke ich mir einen neuen aus: Leute, Siamese kommen nicht, wenn das gleich nochmal so laut wird. Sie kommen erst, wenn es mindestens doppelt so laut wird. So ungefähr war der Spruch gestern, aber lustiger” Bassist: “Hey Leute, die wollen ja da hinten nicht schlafen. Die wollen ja rauskommen. Das war ja mal gar nix. Macht mal Lärm für SIAMESE! Komm, wir machen weiter.”

Doch Jan war noch nicht so weit. Schließlich galt es noch ein wichtiges Anliegen zu positionieren: “Würdet ihr wiederkommen, wenn wir nochmal in Köln spielen?” Großer Jubel breitete sich aus. In der ersten Reihe nickten ein kleiner Junge und seine noch jüngere Schwester eifrig ihren Eltern zu. “Das ist die Antwort, die ich mir erhofft habe. Wir haben heute die Show announced: Am 04.10. spielen wir im Luxor. Wenn ihr Bock habt kommt vorbei. Ihr würdet uns eine riesen Freude machen, wenn wir nochmal so eine Party zusammen feiern können. Jetzt lasst uns ein bisschen Party machen mit einem Song der älter ist, als wir wahrscheinlich alle.” Fragezeichen bildeten sich auf der ein oder anderen Stirn um einen herum. Im Jahr 1979 haben The Police ihren Hit Message In A Bottle veröffentlicht. Nunmehr präsentierten uns Chaosbay ihre eigene brachiale Version des beliebten Klassikers. Inmitten des Publikums war auch schon die nächste spielerische Rangelei im vollen Gange. Losgelöst und beglückt genoss Jan seinen bejubelten Auftritt.

Für den Closer lud er uns nochmal zum gemeinsamen Springen ein. Passenger ging nochmal mächtig ab, ehe sich die Berliner nach knapp 45 kurzweiligen Minuten von uns verabschiedeten. “Vielen Dank, Leute. Wir sehen uns wieder am 04.10. und jetzt viel Spaß mit Siamese!” Tearin’ Up My Heart von NSYNC schallte aus den Boxen, als Chaos Bay die Bühne letztendlich verließen. Weitere Chart-Hits von den Backstreet Boys und Britney Spears entfachten einen munteren Metalhead-Chor inmitten des Clubs. Generell war das Publikum super angenehm vom Grundschulalter bis zum Renteneintritt war hier alles vertreten. Man achtete aufeinander und erfreute sich einfach, den Abend gemeinsam erleben zu dürfen.

Setlist CHAOSBAY – Köln, Gebäude 9 (17.01.2025)
Weblinks CHAOSBAY

01. Are You Afraid?
02. Ecstasy
03. Maniac In The Mirror
04. The Way To Hell
05. Y
06. Don’t Kill Me
07. Mediterranean
08. Message In A Bottle
09. Passenger

Homepage: http://www.chaosbay.com
Instagram: @chaosbay
Facebook: @chaosbayofficial

Um 21:15 Uhr war es dann Zeit für den offiziellen Headliner des Abends: Siamese. Die Jungs haben sich im Laufe der Jahre in der internationalen Rock- und Metal-Szene mit ihrem modernen Sound zwischen Rock, Post-Hardcore und Pop einen ruckelfesten Platz erarbeitet. Am 09.08.2024 erschien ihr aktuelles Album Elements. Nun galt es, einen Großteil der neuen Songs endlich live präsentieren zu können. Das Set begann die Band aus Kopenhagen aber mit dem Banger Home vom Vorgängeralbum. Im hinteren Bereich tauchten LED’s in rechteckigen Formen die Bühne in orangefarbenes Licht. Für exzellenten Klang waren einzelne Parts des Drumsets von Plexiglasscheiben umgeben. Sänger Mirza zeigte sich in einem chilligen schwarzen Jogginganzug und die Fans waren absolut bereit für das Grande Finale. Obwohl es nichtmal einen Graben vor der Bühne gab, bahnte sich der erste Crowdsurfer über die Köpfe der Menge hinweg.

Bei dem Track Numb erhielten Siamese lautstarke Unterstützung von ihren Fans: “So if tonight the world ends. Would I even notice? You don’t feel the rain when it is pouring everyday.” Der einsetzende Breakdown bescherte der Band beeindruckte Mimiken in der Menge. Mit Chemistry folgte der erste Neuling. Damit landeten die Dänen sogleich einen Volltreffer. Extrem eingängig und mit zahlreichen elektronischen Elementen angereichert, packte einen der Track mit aller Macht. Christian Lauritzen tausche seine Gitarre gegen seine E-Viole ein und verlieh dem Stück eine besondere Note. Für eine Überraschung sorgte Mirza, als er einem Fan in der ersten Reihe das Handy abnahm und das Publikum aus seiner Sicht filmte. Kurzerhand tat er so, als würde er das heilige Stück danach in die Menge werfen. Natürlich gab er dem jungen Mann aber sein kleines Heiligtum wieder zurück.

“Hello Germany. Cologne, you might not know this, or maybe you do, but we know this for sure. You are actually part of fucking history for this band because it’s our very first sold out show away from home. Don’t flatter yourself too much. I think this is the 10th time we’re in Cologne. Euro plus Euro plus support, support support. And now finally, we feel like you are our family. Thank you for coming out. We knew this was very special. We can just feel your energy. So, I just wanted to know. Is there any old fans of Siamese here? Anybody heard this album called ‘Shameless’? All right, but for many of you, this will be a new song. You haven’t heard like because we don’t play it like that often. This song is called ‘Soul And Chemicals’.” Wir machten also einen kurzen Abstecher in das Jahr 2017. Der rockige Track versprühte allerbeste Laune. Mit einem kurzen Handshake beglückte der Fronter den nächsten Fan, der vor ihm stand. Ein starkes Gitarrensolo rundete den beliebten Song ab.

B.A.N.A.N.A.S. brachte die Stimmung im Gebäude 9 zum Kochen. Lebhafte Rhythmen trafen auf einen hymnischen Refrain. Inhaltlich handelte der Track von der Frustration über die Absurdität des modernen Lebens und gesellschaftlicher Erwartungen. Befreit wurde hier getanzt und gesungen. Dabei war den Fans die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Mit einem sagenhaft schönen Violin-Solo sorgte Christian kurzzeitig für ruhige Momente, in denen man ihm gebannt und selig zugleich bei seinem gekonnten Spiel zusah. Predators gehört zu meinem absoluten Favoriten auf dem aktuellen Album. Auch live ging der Track ab wie eine Granate! Mirzas leidenschaftlicher Klargesang wechselte sich mit heftigen Screams ab. Das Tempo zog an und der Fronter forderte einen Circle Pit ein. Dieser startete auf dem Fuße. All die elektronischen Finessen trieben den Song zudem ordentlich nach vorne. Welch ein Highlight!

“Cologne, we wanna see this whole room bounce with uns!” Und weiterhin waren die Fans On Fire. Umtz, umtz, umtz, umtz – die Technoparty war eröffnet! Oder doch nicht? Denn die technoiden Parts mündeten in einem krachigen Gewitter, in dem harte Gitarrenklänge auf lautstarke Drums trafen. Diesen Song könnte man gar beim Eurovision Song Contest präsentieren. Wäre das nicht mal ein Versuch wert? Auf der Bühne waren alle in Bewegung. Joakim Stilling bespielte sein Schlagzeug teils im Stehen, die Mannen an den Saiten – Andreas Krüger und Marc Nommesen – wechselten engagiert ihre Positionen und der Band war die Spielfreude deutlich anzusehen.

Die gefühlvolle Stimme von Mirza erwärmte in Erase My Mind unsere Herzen. Der Song thematisierte den Wunsch, belastende Gedanken und Erinnerungen hinter sich zu lassen. Er handelte von inneren Kämpfen, der Überforderung des Geistes und dem Streben nach einem emotionalen Neuanfang. “It looks like you’re having a lot of fun down there in the middle. Would it be ok, if we came down and play a slower song out there? Let’s go downstaris. But wait – if it smells like farts – it’s not us! Do you guys know the Song ‘Rather Be Lonely’? ‘Cause we need you to help us sing. We’re gonna some part and you’re gonna do some part. Are you ready for that? Of course, I will smell you, guys.”

Die Menge ebnete Mirza und Andreas den Weg. In der Mitte bildeten die Fans einen Kreis um die beiden Musiker. Lediglich von der Gitarre bot der Fronter eine akustische Version des Tracks dar. “Cologne, do you know the chorus?” Natürlich ließen sich die Fans nicht lumpen: Gemeinsam sang man die Lyrics : “Well, now I know I’m better off alone. And you were never worthy of my love. Oh-woah-oh, oh-woah-oh-oh. Rather be lonely than with you.” Das zurückgebliebene Trio auf der Bühne machte es auf dem Podest des Schlagzeugs gemütlich und beobachtete genüsslich das Geschehen auf der Tanzfläche. Da es sich hier aber um eine waschechte Rockband handelt, setzten die restlichen Instrumente gegen Ende doch noch mit ein und bescherten dem Song ein stimmungsvolles Finale. Lautstarker Jubel war der Dank für die besondere Darbietung des Titels.

“Get your hands together!” Gesagt, getan. Holy begeisterte mit einem himmlisch schönen Violinspiel inmitten des brettharten Sounds. Vertigo versprühte mit einem prägnanten Groove eine ultra coole Lässigkeit. Tiefe Gitarrenriffs sorgten für wohlige Verzückung. “Get that boy or girl that you love on your shoulders. I wanna see some pretty faces.” Und tatsächlich – neben einigen Mädels wurde wirklich auch ein Kerl auf den Schultern getragen – phänomenal!

“Absolutly incredible. We didn’t spend much time talking because we just want to give you as many songs as humanly possible for my voice. You guys had a great night so far? Did you guys enjoy our little brothers of Cold Culture? Did you love our fucking best band in Germany for shure: Chaos Bay?! Fucking love those guys already. We can’t wait to spend three weeks with them. We want to thank you one more time for this historical moment for us at least that you are here. It’s all been sold out for months. Cologne, you are definitely without a doubt, the best fucking city we’ve ever played in. Are you guys ready for some more songs because we’ve got a lot. We’re gonna take you back and play the song called ‘cities’.” Tribalartiger Stammesgesang leitete den nächsten Kracher ein. Lieblich umgarnte einen der besondere Song. “Get your fucking hands up!” Klatschend wurde die härtere Phase eingeleitet, die zusammen mit einen fetten Breakdown einen herrlichen Kontrast bildete.

“Are you having fun? And you might have seen it, we are trying to do what we can to meet all of you to say hello, you know? And be at the merch an, you know, our merch guy – he wants kisses because it’s his birthday. Escpecially from the boys. You know, he’s gonna be disappointed about this but is also my brother-in-law, so I don’t care. Now, listen back to this. We don’t have much time left. We just want to say thank you. We want to play some of the fucking best songs we can play live. You guys, ready for that?” Genüsslich und betont langsam zog sich Mirza seine Jacke aus. Darunter verbarg sich ein weißes “Döner Kebab”-Shirt. Die Schmunzler waren auf seiner Seite. The Shape Of Water begann seicht und groovy. Mit einsetzenden Djent-Parts und ansteigendem Drumspiel kündigte sich aber erneute Härte an. “Spread this shit up and please take care of eacht other.” Es folgte ein wildes Gemenge im Pit.

“Where is that fucking beer? Ah here. Cologne! Do you know this song? I need your help singing it. It’s ,Can’t Force The Love’.” Noch einmal gaben Band und Fans alles, ehe Siamese die Bühne verließen. Nach einer kurzen Verschnaufpause kehrte das Quintett wieder zu uns zurück. Die kurze Ruhe war auch nötig. Nun übernahm eine weibliche Computerstimme das Kommando:

“This security statement applies to this next coming section. We understand that you might be concerned about your own security and well-being. Have no fear – we are committed to protecting you. But in accordance with the song title, you should know: This is not a song – it’s a motherfucking mosh pit!” Beim letzten Satz stimmten Mirza und die Menge voller Nachdruck mit ein. Alles mündete in einer wilden Eskalation vor und auf der Bühne.  All dies diente natürlich der Entspannung – Ziel war es gemeinschaftlich mal den Kopf frei zu kriegen. Ein letztes Mal wandte sich die Frauenstimme an die Fans: “Are you here in the now? Did you forget about the boring things in life? It’s time for a mind fuck with a little twist – and separate mice from men. We are Siamese and we’ll send you off with a kiss. By now you know the words so don’t hold back. Let’s scream, cause: This is not a song – it’s a motherfucking mosh pit.”  Jetzt haben sich wirklich alle ausgetobt!

Mit Sloboda lieferten Siamese einen ihrer emotionalsten Songs, inspiriert von den Erlebnissen von Frontmann Mirza, der mit seiner Familie vor dem Balkankrieg floh. Gesungen auf Serbisch und Englisch, erzählte der Song von Verlust, Identität und der bittersüßen Bedeutung von Freiheit. Ocean Bed entfachte ein letztes Mal den stimmgewaltigen Chor der Fans. Dazu machten sich erneut einige Crowdsurfer auf die Reise. Sichtlich genossen sie das Bad in der Menge. Auf ihrem Weg erinnerte das leichte auf und ab ihrer Körper nahezu an eine wellenartige Bewegung. So schloss sich der Kreis! “From the bottom of our hearts: Thank you to our crew.” Die Crowd konnte sich noch gar nicht von Siamese lösen. Also sang sie einfach noch ohne musikalische Untermalung weiter. Diese Aktion sorgte für besonders glückliche Gesichter auf der Bühne. Alle Musiker kamen am Bühnenrand zusammen, um sich Arm in Arm von ihren Fans zu verabschieden. Auf einen Luftkuss folgte ein Klopfer aufs Herz und auch aus zwei Händen wurde ein Herz zum Abschied geformt.

Um 22:35 Uhr endete somit der Gig von Siamese. Break Stuff von Limp Bizkit erhielt die Stimmung weiterhin aufrecht. Im Barbereich fand nun der große Run auf die Merchartikel statt. Es dauerte auch nicht lange, bis alle drei Bands des Abends auftauchten und sie geduldig Autogramme gaben, gemeinsame Fotowünsche erfüllten und lauter Komplimente einheimsten. Was für ein Abend!

Setlist SIAMESE – Köln, Gebäude 9 (17.01.2025)

01. Home
02. Numb
03. Chemistry
04. Soul & Chemicals
05. B.A.N.A.N.A.S.
06. Predator
07. On Fire
08. Erase My Mind
09. Rather Be Lonely
10. Holy
11. Vertigo
12. Cities
13. Party Monster
14. The Shape Of Water
15. Can’t Force The Love
16. This Is Not A Song (Z)
17. Sloboda (Z)
18. Ocean Bed (Z)

Weblinks SIAMESE

Homepage: http://www.siamese.dk
Instagram: @siamesedk
Facebook: @siameseband

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