Ein Kessel Buntes: Wenn Mesh auf Tour gehen, brauchen sie sich quasi keine Sorgen mehr machen, dass die Hütte leer bleibt. In den mittlerweile 33 Jahren, die Mark Hockings (Gesang/Gitarre) und Richard Silverthorn (Keyboards/Gitarre) schon zusammen musizieren, haben sie sich eine feste Fanbase erspielt, nicht nur durch ihre eingängigen Electropopsongs, sondern auch durch ihre verdammt guten Konzerte. Das liegt bestimmt auch daran, dass sie mit Sean Suleman und Vaughn George zwei langjährige Weggefährten mit auf Tour nehmen und mit ihnen perfekt zusammen spielen. 2024 ist bisher ein weiteres Jahr ohne neuen Longplayer von Mesh. Das soll aber kein Grund sein, nicht doch wieder auf Tour zu gehen und mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen. Unter dem Motto „Legacy“ reisen die vier quer durch Europa und präsentieren ihre persönlichen Lieblingstracks aus dem Backkatalog. In Deutschland haben Mesh für fünf Termine bisher Halt gemacht. Wir haben uns aufgemacht, das Konzert im Berliner Kesselhaus in der Kulturbrauerei zu besuchen.
Im Vorfeld habe ich mir ein paar Infos über die Location eingeholt, welche mir bis dato unbekannt gewesen ist. Innerhalb der Kulturbrauerei in Berlin bietet das Kesselhaus bei Konzert Platz für bis zu 1100 Zuschauer. Dann wird es aber auch schon sehr gemütlich in dem großen Saal, welcher immer noch seinen industriellen Touch der Vergangenheit trägt. Das gesamte Areal ist aufwendig restauriert und renoviert worden und hat für mich das Zeug zu einer Top-Location im Herzen Berlins.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Bereits eine Stunde vor dem Einlass finden sich viele schwarz gekleidete Fans in Mesh-Garderobe an diesem Samstag vor der Halle ein. Man trifft viele bekannte Gesichter, hört aber auch englische, skandinavische und sogar mexikanische Stimmen in der Schlange. Die Fanbase von Mesh ist weltweit mittlerweile extrem groß. Direkt nach dem Einlass merkt man schnell, dass die Halle evtl. für Berliner Verhältnisse ein Tick zu klein sein könnte. Als das Saallicht gegen 19.30 Uhr gelöscht wird, um die Vorband Psykelectric aus London/UK zu präsentieren, ist es rappeldicke voll.
Als Psykelectric auf die Bühne kommen, habe ich jetzt nicht wirklich viel erwartet. Ich sehe solche Bands immer sehr skeptisch, da man, gerade was Electropop aus England angeht, in den vergangenen Jahren auch viele Reinfälle erlebt hat. Als aber Nik Hodges seine Maschinen startet und der tiefe Bass und die fetten Beats aus der PA kommen, wirke ich schon etwas erleichtert. Als dann Sänger Greg Riddle auf die Bühne kommt, werde ich darin belehrt, nicht immer gleich vom Aussehen einer Person auf seine Fähigkeiten zu schließen. Wenn ich Greg nachmittags um vier an der Bar in einem Pub mit einem Bier in der Hand treffen würde, hätte ich kein Problem damit. Er wirkt so, wie englische Arbeiter schon immer aussahen. Leicht untersetzt, blasse Haut mit Bart und kahl rasiertem Kopf. Als er an diesem Abend das erste Mal anfing zu singen, bleibt mir fast der Atem weg. Greg arbeitet sich mit glasklarer Stimme durch das Set, scheut keine höheren Tonlagen und singt auch längere Passagen, ohne stimmlich zu patzen. Mein tiefster Respekt vor seiner Leistung. Der Sound von Psykelectric ist sehr tanzbar und man sieht die ersten Leute nicht einfach nur tanzen. Sie feiern die beiden sympathischen Männer auf der Bühne. Ich bin auch schon fast enttäuscht, dass das Set dann doch so schnell schon zu Ende war. Die beiden möchte ich live gerne wieder erleben dürfen.
Setlist PSYKELECTRIC:
- Corrupted
- Unreal Estate
- This Illusion
- Healer
- Kill Your Own Time
- Trust Me
- Just A Word
- Uphill Struggle
Weblinks PSYKELECTRIC:
Facebook: https://www.facebook.com/p/Psykelektric-100057553582082/
Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCdd7TZITHbDp4MLwngFtKzA
Bandcamp: https://psykelektric.bandcamp.com/
Nach einer kurzen Umbaupause wird das Licht im Saal erneut gelöscht. Das mystische Intro lässt die Erwartungen im Saal noch mehr nach oben kochen. Als Mark, Rich, Sean und Vaughn dann auf die Bühne kommen, werden sie fast wie gewohnt frenetisch empfangen. Da sie das Set dann auch gleich mit I Fall Over starten, ist der Abend für mich persönlich schon ein Gewinn. Wird einer der absoluten Lieblingssongs gleich zu Anfang gespielt, kann quasi danach kommen, was will. Und so soll es dann auch sein. Mark, der mittlerweile eine gewohnte Routine versprüht, ist wie immer relativ wortkarg auf der Bühne. Warum auch große Reden schwingen, wenn man evtl. ein oder zwei Songs mehr spielen kann? Ich bin im Laufe der Jahre ein kleiner Fan von Rich geworden. Sein Wechselspiel zwischen Keyboards und Gitarre erfreut mich immer wieder. Insgesamt bin ich ein großer Freund vom Livesound von Mesh. Alle Songs haben ihren Wiedererkennungswert, auch wenn sie durch die Livedrums und die Gitarren etwas roher und nicht so glattgebügelt klingen, wie auf ihren Studioalben. Es gibt Bands, wo man sich wünschen würde, sie würden nur ansatzweise live so klingen, wie auf Platte, bei Mesh ist es für mich genau umgekehrt. Ein perfekter Livesound.
Apropos Livesound, der Mischer von Mesh hat an diesem Abend (mal wieder) eine erstklassige Arbeit abgeliefert. Ich bin im Laufe des Abends einmal quer durch die Halle gegangen und mir ist aufgefallen, dass ich nahezu an jeder Position, wo ich stand, einen verdammt guten Sound verspürte. Hier fügte sich alles super zusammen. Die Setlist hatte für mich dann aber doch einige Momente, wo ich mir mittlerweile mehr Abwechslung wünschen würde oder nach der langen Zeit ohne Album endlich mal neues Material. Zumindest dieser Wunsch wurde mit einem neuen Stück erfüllt. Ansonsten machten Mesh im Endeffekt dann doch auf Nummer sicher. Besonders zu erwähnen war dann doch noch die Pianoversion von Not Prepared, welche mich tatsächlich berührt hat.
Fazit: Wofür jetzt das Tourmotto steht, konnte ich ehrlicherweise nicht nachvollziehen. Ich will nicht behaupten, dass es „wie immer“ gewesen ist. Mesh liefern nie Routine auf der Bühne ab. Jeden Abend variiert die Setlist innerhalb der vorbereiteten Songauswahl. Das macht es auch für Fans interessanter, die auf so einer Tour auch mehrere Konzerte absolvieren. Mesh sind auch immer dicht dran an ihrem Publikum. Ich finde allerdings, sie haben so viel Potenzial, dass eine neue Platte mehr als überfällig ist. Für eine “Best Of-Band” sind sie zu jung und auch zu gut.
Setlist MESH:
- I Fall Over (extended Intro)
- Runway
- My Protector
- You Didn’t Want Me
- To Be Alive
- Leave You Nothing
- You Want What’s Owed To You
- People Like Me (With This Gun)
- Kill Your Darlings
- It Scares Me
- Not Everyone Os Lonely
- Just Leave Us Alone
- The Traps We Made
- The Fixer
- Can You Mend Hearts
- Hold It Together
- Trust You
- The Last One Standing
- Taken For Granted
- From This Height
- Not Prepared (Piano Version, Z)
- Born To Lie (Z)
- Little Missile (Z)
Weblinks MESH:
Homepage: www.mesh.co.uk
Facebook: www.facebook.com/meshtheband
Youtube: www.youtube.com/@meshtheband
Bandcamp: https://mesh-uk.bandcamp.com/