– Main Stage –
Guten Morgen Brutzel Breeze, es ist der letzte Tag in der Gluthitze und zudem auch der wärmste Festivaltag. Dennoch hält es tausende Besucher nicht davon ab, Punkt 12.00 dem Headliner der Herzen auf der Mainstage zu huldigen. Die Rede ist hier von The Excrementory Grindfuckers, die als steinzeitliche Prügelgrinder auf die Bühne kommen und gleich mal ordentlich scheppern. Mit ihrem extrem guten Songwriting überzeugt die Band sofort und sorgt für den ersten Moshpit am Tage. Trotz satanischer Hitze wird das Material hemmungslos abgefeiert, denn nur der Grind ist schön am heutigen Mittag.
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Trollfest treten als rosa Flamingos auf… ok, ich glaube Samstag ist alles egal auf diesem Festival. Die Folk-Metaller sorgen aber für ein recht volles Infield und für eine ausgelassene Stimmung. Lauter Flamingos sind auch im Publikum zu finden, also sind Flamingos heute überall, evtl. liegt es auch an der Hitze heute.
Nun setzt Knorkator das Niveau wieder etwas höher, die Meiste Band der Welt schafft es wieder, die Lage zu eskalieren. Nach dem Start mit Sieg der Vernunft ist die Stimmung beim vollen Infield schnell auf 180 und der Schweiß läuft nicht nur bei Stumpen. Mit Alter Mann, Böse und Ding inne Schnauze hält die Band das Publikum auf Gartemperatur, bis es am Ende mit Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett ins Zelt geschickt wird, Knorkator sind hier heute wieder auf Bestform.
Was soll man zu Dragonforce großartig schreiben, außer dass die epischen Gitarrensolo über dem Gelände hallen und man schnell mit den entzückenden Tönen aus den Instrumenten überfordert ist. Dazu noch einige Musiker auf „Speed“-(Metal). Bei The Last Dragonborn singt dann auch jeder lautstark mit und huldigt dem Drachen, dieser bestraft uns dann kurze Zeit später mit My Heart Will Go On, danke der Tag ist gelaufen, auch wenn das Endergebnis noch mit Through the Fire and Flames verbessert wird. Dieser Text wurde unter Einflößung von Gitarrensolis verfasst.
Nach der Gitarrenattacke führt uns Hatebreed nun wieder auf Hardcorepfade zurück und zerlegt mit einem angenehmen Tempo die Bühne. Nachdem die Band letztes Jahr einige Auftritte inklusive des Summer Breeze absagen musste, liefert die Band hier nun massiv ab. Sänger Jamey Jasta hat sich zudem optisch verändert, aber das nur am Rande. Das Infield geht ebenfalls gut ab und feiert Songs aus dem Fundus wie Live For This, Destroy Everything oder This is Now massiv mit. Der Circle Pit lebt und kann wieder die Energieprobleme der Zukunft lösen.
Ohne viel Gedöns auf der Bühne folgen nun die Amerikaner Killswitch Engage, zudem ist die Band höchst motiviert und legt mit My Curse einen guten Start hin. Die Band baut schnell massiven Druck auf und motiviert das Publikum zu weiterer Höchstleistung. Mit Material aus allen Phasen wie The Arms of Sorrow oder The End Of Heartache bleibt kein Wunsch offen und es fällt leicht, eine Menge Circle Pits zu orchestrieren. Gegen Ende kommen Jesse und James noch in den Graben, um etwas mit dem Publikum zu kuscheln, nur um dann mit dem DIO Cover Holy Diver noch einmal die Stimmung vollends zu sprengen.
Lang lebe König Fridén, der erste seines Namens, Sprenger des schwedischen Melodic Death Metals, oder so ähnlich. In Flames gebe sich die Ehre, um heute Abend den Headliner Slot zu bestreiten und der hat es in sich, ohne Pyros und viel Schnickschnack gibt es heute nur auf die Zwölf. Vor einem vollem Infield legt uns die Band einen Brecher nach dem anderen hin und kann neben den Standards wie Cloud Connected, Where the Dead Ships Dwell oder The Mirror’s Truth auch mit dem neuen Material mehr als überzeugen.
Anders ist heute zudem sehr gesprächig und unterhält das Publikum gekonnt zwischen den Songs, dazu gehören auch alte Perlen wie The Hive, Behind Space und Pinball Map. Mitten im Set wird dann einfach mal Only for the Weak eingeworfen und Foregone Pt. 1 rundet das einfach mal brutal ab. Nach The Mirror’s Truth lässt es sich Anders nicht nehmen, sich noch mal auf die Bühne zu setzen und einige Minuten emotional mit dem Publikum zu quatschen, danach wird mit I am Above und Take This Life das Set mit massiver Wucht beendet. ?
Schwedischer Stilwechsel, nach dem Göteborger Melodic Death Metal tritt nun Hammerfall auf den Plan, das Infield ist immer noch voll, als die Band mit Glocken die Setlist mit Brotherhood einleitet. Die Band fährt dann das gesamte Kaliber an Feuer und Effekten auf, während The Metal Age aus allen Kehlen mitgesungen wird. Der Einstieg ist also geglückt und nachdem keine Balladen angekündigt werden, ist das Publikum noch besser gelaunt. Dem tut auch der einsetzende Regen bei Renegade keinen Abbruch, auch wenn ein Teil der Fans dadurch bereits schnell Richtung Camp verschwindet. Schade drum, die Band ist in Topform und lässt dann später mit direkter Fan Beteiligung Hearts On Fire in der ersten Reihe ins Mikrofon singen, klasse Abschluss des Auftrittes.
Satanisch, praktisch, gut – Als Samstagsheadliner stehen die Schweizer Zeal & Ardor auf dem Programm, um mit ihrer unnachahmlichen Mischung aus Anti-Gospel und atmosphärischem Black Metal den Okkult-Faktor noch einmal auf 11 zu drehen. Trotz technischer Probleme zwischendrin (“Wir müssen gerade unseren Server neu starten – Hey Arte, das schneidet ihr nachher raus, ja?”) sind Manuel Gagneux und Crew in Hochform und weben ihren mysteriösen Teppich mit derart viel Gefühl und Blues, dass man meint, auf einer Südstaatenkreuzung zu stehen und mit dem Hörnerheini um seine Seele zu schachern. Blood In The River, Gravedigger’s Chant, Devil Is Fine – Publikum und Band stacheln sich gegenseitig zu einer intensiven schwarzen Messe an, die für das Hauptprogramm des Festivals einen mehr als würdigen Abschluss darstellt.
– T- Stage & Wera Tool Rebell Stage –
Die brasilianische Thrash-Metal-Band Nervosa macht zu früher Stunde erstmal die T-Stage dem Erdboden gleich, die Band hatte Anfang des Jahres ja etwas am Band Karussell gedreht. Nun singt Altgitarristin Prika Amaral selber und faucht uns Seed of Death oder Kill the Silence entgegen. Der Sound sitzt und die Stimmung ist mehr als gut vor der Bühne und die kreisenden Matten in der Menge fungieren schnell als Ventilatoren. Als die Band mit Under Ruins ihr Set beendet, sind alle Anwesenden mehr als glücklich.
Man muss einfach mal betonen, was für ein unterschätzter und richtig guter Sänger Peavey Wagner ist. Punkt! End Of All Days vom gleichnamigen Album ist stimmlich anspruchsvoll as fuck und die Vocals sitzen wie Arsch auf Eimer, fette Kiste! Rage hauen außerdem zum Jubiläum von “The Missing Link” heute mal wieder Nevermore und Refuge raus und holzen sich auch sonst durch ein Best-Of-Set vom Schuh des Manitu-Hits Straight To Hell bis zum obligatorischen Higher Than The Sky. Macht Laune!
Sie sind gekommen, um Thrash zu spielen und zum Trinken von ein bis zwölf Bier zu animieren – Tankard geben sich mal wieder die Ehre. Los geht’s mit einer Kelle vom Rectifier direkt in einen Strauß Bunter Knüppeleien von Klassikern wie Chemical Invasion oder Zombie Attack bis hin zum Closer (Empty) Tankard und vor allem Frank und Gerre machen Laufstrecke, als ob sie Kilometergeld bekämen. Dass Gerre dabei natürlich ein ums andere mal seine Plauze in die Kamera blitzen lässt, tut dabei der Stimmung keinen Abbruch und gehört einfach dazu, so dass alle beteiligten ihren Spaß an der Sache haben.
Für viele der Anwesenden sind die Dänen von Iotunn eine absolut unbekannte Größe, versank doch das leicht sperrige Debüt Access All Worlds seinerzeit ungerechterweise ob der anderen gleichzeitigen Veröffentlichungen hochkarätiger Acts in der “ferner liefen”-Ecke. Bis auf das kurz vorher ausgekoppelte Mistland werden ausschließlich Songs des Erstlings zum Besten gegeben, wobei ausgerechnet das Fehlen von Laihem’s Golden Pits schmerzlich bemerkt wird, wenn man das Album kennt. Nicht nur für die Ohren, auch für’s Auge wird einiges geboten, so sind nicht nur die wie geklont wirkenden Gräs-Brüder ein Hingucker, auch Sänger Jón Aldará hat einen derart kräftigen Strahler an seinem futuristischen Mikroständer montiert, dass das Teil wie eine coole, vercyberte Version von Odins Speer Gungnir in Laserschwertversion wirkt. Das übermächtige Songmaterial tut sein übriges, um im Stile einer Metal gewordenen Space Opera sämtliche Anwesenden zu verzücken und/oder mit heruntergeklappter Kinnlade dastehen zu lassen – F.E.T.T.!
Das polnische Rumpelkommando ist los, Decapitated stürmen die Bühne und bolzen direkt mit Cancer Culture vom aktuellen, gleichnamigen Album aus der Hüfte. Kaum zu glauben, dass die Scheibe jetzt auch schon wieder ein Jahr auf dem Buckel hat. Rübenabschraubung deluxe ist angesagt, mit Day 69 und dem Rausschmeißer Post(?) Organic finden sich zudem auch 2 Nummern vom Organic Hallucinosis-Album im Set, bei denen die Untergroundcommunity den tragischen Schicksalen von Vitek und Covan gedenken und für sie ordentlich abmoshen kann. Beindruckende Form, in der unsere Nachbarn da unterwegs sind.
Es gibt sie immer, diese Bands, bei denen man sich drauf verlassen kann, dass das Qualitätslevel, auf dem abgeliefert wird, stets gleich bleibt. Marduk gehören definitiv zu dieser seltenen Gattung, und inmitten von übermäßigem Nebel und Strobogewittern der Kategorie “Epileptiker-Gore” liefern Morgan Hakansson und seine Kompanie die gewohnte Dosis Panzerkrieg to go. Die Wand aus Lärm überrennt das Publikum, vereinzelt lassen sich Songs wie The Blond Beast oder Werwolf ausmachen, und die aus ihren Schützengräben gekrochenen, corpsegepainteten Fans der Truppe kommen voll auf ihre Kosten.
Den glorreichen Abschluss des Summer Breeze 2023 liefert uns dann der glorreiche Perturbator, der mit aus seiner Keyboardburg mit synthwavekalyptischen Electronica von hier bis Saturday Morning Cartoon Soundtracks aufwarten kann. Wenn Songs schon Neo Tokyo, Future Club oder Humans Are Such Easy Prey betitelt werden, weiß man, dass es an der Zeit ist, sich wie der Ghost in seine Shell zurückzuziehen, das Cyberbrain auszuschalten und das Tanzbein zu schwingen. Ein gelungener Ausklang des Festivals mit mächtig groovendem Neonfeeling!
Soviel zum Samstag des diesjährigen Summer Breeze. Berichte zu den anderen Tagen findet Ihr hier:
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