Charles Bukowski schrieb einst in einem seiner Werke:
Find what you love and let it kill you.
Bis zum heutigen Tag werden diese Worte gerne zitiert und nach wie vor wird über die dazugehörige Bedeutung sinniert. Florian Grey reicht das allerdings nicht. Sie haben eine klare Antwort auf diese Aussage parat und genau darum geht es auf ihrem brandneuen Album Destroying Kingdoms:
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Nimm diese tote Liebe, wickle sie wie einen Panzer um dich und halte deinen Kopf hoch.
Florian Grey ist Begründer und gleichzeitig Namensgeber seines Soloprojekts, das bereits 2015 entstand. Nachdem er mit Gone sein Debütalbum veröffentlicht hat, gesellten sich für den Nachfolger Ritus weitere Vollblutmusiker hinzu. Fortan bestehen sie gemeinsam als Band und kombinieren dabei diverse Musikstile. Dark Rock fließt in Gothic Momente über, poppige Synthlinien verschmelzen mit Alternative Music. Dabei schwingt jedoch stets ein Hauch Melancholie mit. Sind euch die beiden Kreuze in dem Bandlogo aufgefallen? Die zwei stehen im Kontrast zueinander – für das Gute und das Böse. Reiht man sie richtig auf – erkennt man auch die Buchstaben F und G – beinhalten also die Initialen des Bandnamens.
Das neue Album hat uns nun eine Weile begleitet. Gerne möchten wir es euch Track by Track vorstellen. Der Titeltrack Destroying Kingdoms beginnt sogleich energiegeladen und wird dabei von einem lieblich klingenden Glockenspiel untermalt. Opulente Sounds vereinen sich mit knackigen Gitarrenriffs, während Florian Grey einen direkt mit seiner unvergleichlichen Stimme in den Bann zieht. In dem Song geht es darum, bewusst etwas zu vernichten, das man einst mehr als alles andere geliebt hat. Hierbei stehen die fallenden Königreiche für das eigene Herz und die dazugehörige Seele. Als Konsequenz hat diese Zerstörung folglich auch den schlimmsten Schmerz zur Folge, den man sich nur vorstellen kann. Das Herz scheint vor lauter Leid fast zu brennen. Um zu sich selbst zurückzufinden, beginnt eine schmerzliche Reise. “We’ll walk amongst the flames to find ourselves.” Als dies jedoch gelungen ist, spürt man unerwartet eine Möglichkeit auf, etwas komplett Neues zu erschaffen. “My dearest hope… We’ll walk through deepest waters to find us. So let us lean into the flood.” Manchmal muss man halt erstmal durch die Hölle gehen, um neue Impulse freizusetzen und diese dann auch final zu verwirklichen. Dieser Opener macht einem Mut, niemals den Glauben an sich selbst zu verlieren und aus seinen Fehlern eine wichtige Lehre zu ziehen.
Lie To Me erschien als erster Vorreiter zu dem neuen Album. Schnell stimmen uns die brettharten Gitarren auf den Song ein. Ein rasches Orgelspiel gesellt sich hinzu. Mit bedrohlicher Stimme fragt Florian Grey, ob man sich an ihn erinnere und auch an die eigenen erbärmlichen Lügen. Die Drums werden schneller und der Track scheint sich wahrlich aufzubäumen. Flüsternd ergänzt er mit eindringlichen Worten: “Lie to me. It’s your insanity. Built up on lies for you.” Auf einer wahren Geschichte basierend möchte Florian Grey einer Person spiegeln, wie verletzend narzisstisches Verhalten sein kann. Aber auch, dass man sich nicht in die Knie zwingen lassen sollte. Es ist wesentlich gesünder, die Reißleine zu ziehen und das Weite zu suchen, statt an den Machenschaften solcher Personen zu zerbrechen.
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The Great Nowhere vermag einen direkt zu umgarnen. Lieblich erscheinen die ersten Klänge, ehe der Track wuchtiger wird und sich zu einer starken Dark Rock Hymne entwickelt. Es geht um eine fiktive Geschichte über das Zurücklassen eines bisherigen Lebensabschnitts und einen Neubeginn, der einen mitreißt und voller Euphorie frische Gedanken und neuartige Gefühle mit sich bringt. Dabei bleiben die bisherigen Erlebnisse, Lektionen und Verflechtungen aus der vorherigen Zeit jedoch durchaus bestehen. Wer hier thematisch tiefer einsteigen möchte, dem sei der Kurzroman “The Great Nowhere” von John Polidori empfohlen. Dieser hat die Gestaltung der Lyriks einst angeregt.
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Dunkle Pianoklänge leiten Our Undefinded Loneliness ein. Im Gegensatz zu den temporeichen Songs, nimmt man sich hier Zeit. Getragener Sound unterstreichen die traurigen Lyrics. Schwermut macht sich bei dem basslastigen Titel breit. Thematisch befasst sich der Song mit einer belastenden Einsamkeit, die im Laufe einer Beziehung entstehen kann. Man krampfhaft daran festhält, obgleich es offensichtlich ist, dass sich der entstandene Riss unaufhaltsam weiter ausbreitet. “I can’t escape my circle of hell. Blinded by the heart inside. Oh how I wished for no goodbyes. The abyss, we have kissed. Let you fade out of my sight, to wave us in great delight.”
Starless Skies steckt einen mit seiner wohltuend positiven Atmosphäre direkt an. Eine herrlich unbeschwerte Phase junger Liebender im Hier und Jetzt, spiegelt sich auch in der Musik wieder. Klingt sie doch federleicht und beschwingt. Sogleich möchte man die einprägsamen Lyrics mitsingen und durchs Wohnzimmer tanzen. Wie man es aus dem Leben kennt, trügt allerdings der Schein und spielt die Band mit Gegensätzen. Denn dieser himmlischen Zeit fehlen mittlerweile die Sterne am Firmament. Es handelt sich tatsächlich um kostbare Erinnerungen an diese Zeit. Wohlwissend, dass diese Liebe nicht gehalten hat und der Gedanke daran bis in die Gegenwart schmerzt.
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Weiter geht es mit dem stürmischsten Song, den die Band je geschrieben hat: Nothing Left To Love. Mit flinken Fingern werden die tiefklingenden Tasten des Pianos angeschlagen. Dramatische Streicher reihen sich ein. Bedrohliche Synthies stoßen auf ein markantes Gitarrenspiel. Florians Stimme wirkt betörend und bedrohlich zugleich. Zum rasanten Refrain erklingt weiter im Hintergrund ein langgezogener Schrei. Die ohnehin schon antreibenden Drums rücken kurz in den Vordergrund. Mit dunklem Timbre haucht uns Florian einen Zwischenpart ins Ohr. Der nervöse Klavierpart taucht immer mal wieder auf und unterstreicht die Dramaturgie des Songs. Der Titel beschreibt den Punkt in einer Lebenslinie, an dem man komplett am Ende ist. Ausgelaugt, leer, ohne jegliches Gefühl. Sein einstiges Ich entgleitet einem. Völlig rücksichtslos schlüpft man in die Position des Opfers und stülpt seinem Gegenüber die Rolle des Bösen über. Die temporeiche Single befreit einen mühelos von den Lasten des Alltags. Hier darf man die Regler gern noch ein Stückchen weiter aufdrehen.
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In Our Thirsty Hearts weitet Florian Grey mühelos die Range seiner Stimme weiter aus. Diesmal geht es tief hinab und zu den ganz dunklen Tönen. Mit einer Seelenruhe singt er seine Zeilen. Die Geschichte handelt von einer Beziehung, die sich schleichend verändert. Aus einstiger Liebe wird Freundschaft, der jedoch eines Tages das gewisse Etwas fehlt. Gegen Ende des Songs macht sich dann pure Verzweiflung in der Stimme breit, eher der Gesang klar und zu allem bereit, zu eindringlichen, gesprochenen Worten überwechselt. “We feed on loneliness. To kill this emptiness.” Hier ist die Erkenntnis vorhanden: die Beziehung ist am Ende ihrer Kräfte angelangt. Ein Gedanke an eine Zeit danach reift heran und nimmt mehr Raum ein. Die Vision, eines Tages in den Armen einer anderen Person dauerhaft glücklich zu werden, lässt einen nicht mehr los und somit ist das Ende der Beziehung auch final besiegelt.
Jeder kennt sie – einst gefallene Worte, die man einfach nicht vergessen kann. Burning Waters handelt von diesem Dilemma. Man kann gegen die gesagten Worte, die einen so verletzt haben ankämpfen. Sich auch aussprechen, sich vertragen und der anderen Person vergeben. Aber diese einst verursachte Wunde bleibt einfach eine kleine Narbe, die einen ein Leben lang begleitet. “We crossed burning waters. We want so much more. We’re rising high, we won’t lose the fight – like burning waters.” Gleich zu Beginn faszinieren einen hier die verträumten Gitarrenklänge. Im Refrain erhebt sich der Song und und erlangt eine vereinnahmende Intensität. So dann zieht sich der Track auch schon wieder zurück und reduziert sich auf seichte Klänge. Florians Stimme wird dazu ganz sanft und hell. Ein kurzes Break läutet die Rückkehr des Refrains ein. Eine weitere Gitarre erklingt in der Ferne. Final hören wir ein Orgelspiel und der Song beruhigt sich wieder und wird immer stiller – ehe er zaghaft ausklingt. Ein wahrlich brillantes Stück!
Ein bittersüßer Gothic-Rock Track begegnet uns mit Last Of Us. Stimmlich lernen wir noch weitere Facetten von Florian Greys Talenten kennen. Hier treffen wir schließlich auf den besonderen Bariton-Stil. Im nächsten Moment strahlen die gesungenen Worte dann schon wieder wohlige Wärme aus. Während sich der Song dramaturgisch aufbaut, haut Florian final ein paar biestige Screams heraus. Textlich verneigt man sich hier vor Edgar Allan Poe – dem Großmeister der Horror – und Schauerliteratur, der seinen Lesern im 19. Jahrhundert das Fürchten lehrte. Es entsteht ein Wechselspiel von sich einst liebenden Personen. Wer von beiden hat sein Herz tiefer hinter dicken, unüberwindbaren Mauern versteckt? Wem gelingt es, dem Kampf mit weniger innerlichen Blessuren zu entkommen? Ein kryptisches Gedicht wird zum Synonym der Beziehung. Können höllische Opfergaben den Untergang aufhalten?
Kommen wir zu dem Stück, das einen anderen Weg einschlägt: Light Up The End Of The World. Anfangs hat der Song einen kantilenen Charakter. Die Gitarren entweichen immer wieder aus dem Fokus. Neben Streichern setzt auch ein Orchester ein. Im Hintergrund ist Florians Stimme in verschiedenen helleren Nuancen zu hören. Erzählt wird uns ein Märchen, angelehnt an die deutsche Mythologie. Jemand wird von einem Irricht angezogen und auf die falsche Fährte geführt. Begleitet wird er von allerlei heiligen Verlorenen. Sie alle eifern dieser einen Flamme hinterher. Als sie fast am Ziel zu sein schienen, wird das Licht blasser – jedoch nur, damit die Reisenden niemals final ankommen können. Wie besessen lassen sie den Schein nicht aus den Augen und sind bereit, alles hinter sich zu lassen und all ihr einstiges Handeln auf diesen Weg ins Nichts bedenkenlos aufzugeben.
Ein Geniestreich ist der Band mit dem Closer des Albums gelungen. A Road From The End To The Beginning erweckt zunächst den Schein eines Instrumentalstücks. Simon Zlotos gibt sich verspielten Klängen am Klavier hin, eher sich ganz zarte Streicher einreihen. Und gerade als man davon ausgeht, dass dieses Stück nun ausklingen wird, ertönt nochmal Florian Grey Stimme und wir hören den Refrain von Destroying Kingdoms. Allerdings nicht mit der starken Wucht des Openers, sondern gänzlich liebevoll gesungen. Auf einmal erkennen wir auch die Melodie wieder. Bereits der Songtitel hätte uns hellhörig machen können, gibt er doch einen klaren Hinweis von einem Ende in Richtung eines neues Anfangs.
Folgt diesem neckischen Spiel gern und hört das Album einfach im Loop weiter. Auch wenn es eigentlich nichtmal mehrere Durchläufe bräuchte, um einen zu packen. Das neue Werk von Florian Grey ist sehr persönlich geworden Dadurch wirkt es sehr authentisch. Dazu ist es abwechslungsreich und kurzweilig zugleich. Beschäftigt euch gern tiefgreifender mit den Lyrics und zieht eure persönlichen Deutungen daraus.
Die Welt ist nicht immer schwarz und weiß. Manchmal ist sie grau gezeichnet und unvorhersehbar. Wir liefern den Soundtrack dazu.
Damit geben euch Florian Grey ein Album an die Hand, das durchaus auch zum Nachdenken anregt und einem vor allem auch in herausfordernden Lebenslagen zur Seite stehen kann. Was auch immer passiert, passt auf euer Herz auf und denkt daran, schwierige Situationen können einen zwar hart auf die Probe stellen – jedoch gibt es immer einen Ausweg. Entzündet den Funken der Hoffnung und entfacht damit ein Lauffeuer, das euch eine neue Richtung weist.
Der Silberling Destroying Kingdoms erschien am 08.09.2023 über NoCut – nicht nur digital, sondern auch auf CD und als streng limitierte CD-Box. Vorproduziert wurde die Scheibe von Hilton Theissen im Wide Noise Studio. Er war auch am Entstehungsprozess des Albums involviert. Den letzten Schliff erhielt das Album dann in den Hamburger Chameleon Studios von Chris Harms und seinem Team.
Tracklist FLORIAN GREY – Destroying Kingdoms:
1. Destroying Kingdoms
2. Lie To Me
3. The Great Nowhere
4. Our Undefined Loneliness
5. Starless Skies
6. Nothing Left To Love
7. Our Thirsty Hearts
8. Burning Waters
9. Last Of Us
10. Light Up The End Of The World
11. A Road From The End To The Beginning
Pünktlich zum Releaseday am 08.09.2023 begaben sich Florian Grey übrigens als Special Guest von Mono Inc. auf eine ausführliche Tour. Ein Teil der neuen Stücke wird also direkt live erprobt. Im Frühjahr 2024 folgt dann ein weiterer Tourblock mit Manntra. An den Drums wird das Trio übrigens von Jan Hangman begleitet. Fans von Hell Boulevard oder Into My Vault werden sich über ein Wiedersehen mit dem sympathischen Drummer sicherlich freuen.
Termine FLORIAN GREY (als Special Guest von MONO INC.):
10.09.2023 Heidelberg, Halle02
15.09.2023 Braunschweig, Westend
16.09.2023 Bremen, Schlachthof
23.09.2023 PL, Warschau, Progresja
24.09.2023 Görtliz, L2 Club
30.09.2023 Lübeck, Kulturwerft Gollan
Termine FLORIAN GREY (als Special Guest von MANNTRA):
16.03.2024 München, Backstage
17.03.2024 CH, Münchenstein, Rockfact
04.04.2024 PL, Warschau, Voodoo Club
06.04.2024 Hamburg, Bahnhof Pauli
FLORIAN GREY sind:
Florian Grey – Vocals
Von Marengo – Guitar
Simon Zlotos – Bass/Piano
Weblinks FLORIAN GREY:
Homepage: www.florian-grey.com
Instagram: www.instagram.com/floriangreyofficial
Facebook: www.facebook.com/floriangreyofficial