FRONT LINE ASSEMBLY @ Kulttempel, Oberhausen (21.05.2023)

Fotos: FRONT LINE ASSEMBLY
FRONT LINE ASSEMBLY, © Schwarzpixel - Carsten Zerbe
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Die Wartezeit war kurz: Kaum ein Dreivierteljahr war vergangen, da spielten Front Line Assembly erneut im Oberhausener Kulttempel. Seinerzeit im Paket mit den Krupps und Tension Control zu Gast, kamen Bill Leeb und Rhys Fulber diesmal mit zwei anderen Acts auf Reise über das europäische Festland. Wobei: An den einen, Janosch Moldau, erinnerte sich vielleicht noch der eine oder andere Gast von einer gemeinsamen Tour mit – genau – den Krupps im Jahr 2015. Leider war es im Club an einem schwülwarmen Frühlingssonntag noch sehr leer, als der Neu-Ulmer gegen 19.30 Uhr auf die Bühne kam und allein mit Maschine, Mikro und Gitarre ein 30-minütiges Set spielte. I Am Not For Everyone stand auf seinem Shirt geschrieben – Absicht? Denn das sein von Synthpop dominierter Sound beim durchschnittlichen EBM-Hardliner vielleicht nicht zwingend ankommt, ist abzusehen. Moldau, der am Freitag seine neue EP Aid And Abet veröffentlichen wird, ist zweifelsohne ein guter Singer/Songwriter mit schöner heller Stimme, doch so richtig wollte der Funke, sicher auch dem nur spärlich vor der Bühne stehenden Publikum geschuldet, hier nicht überspringen. Weitere Fotos hier.

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Auch die erst 2020 gegründeten Dead Lights hatten zunächst noch mit etwas lethargischen, wenig motivierten Leuten zu kämpfen. Wobei sich die Stimmung im Laufe des Auftritts besserte, woran die Performance des niederländisch-britischen Duos ihren Anteil hatte. Der stets etwas androgyn wirkende Sänger Saul versteckte sein Gesicht hinter einer Maske – wie er selbst einsah, war dies bei den Temperaturen keine so gute Idee (“It is so hot here and I’m wearing a mask, I’m such an idiot – but I wear it just for you!“) – , schwang seinen Mikrofonständer ständig hin und her und gab auch sonst 40 Minuten Vollgas. Einen weiteren sehenswerten Akzent setzte Drummer Richard mit seinem schimmernden Oberteil. Das sieht man in dieser Musikrichtung extrem selten, fußt die Musik von Dead Lights doch in der klassischen Electronic Body Music. Und da gibt’s bekanntlich sonst wenig Glitzer und Lametta.  Die starke Bühnenpräsenz und die pumpenden Beats, kombiniert mit einem Hauch Glam und Pop, lockerten dann doch erste Tanzbeine. Den eingängigsten ersten Eindruck machten die Songs Doom Doom Trash und das abschließende Death Pop, diese seien als Anspieltipp hiermit empfohlen. Am Ende gab es für Dead Lights, die am 9. Juni die neue Single I Am Electric herausbringen, doch recht lauten Applaus. Weitere Fotos hier.

Wenngleich die Stimmung erst so richtig herausragend wurde, als Front Line Assembly gegen 21.30 Uhr loslegten. Nach dem Instrumental-Intro Prototype im Hecq Remix ging es mit dem Titelsong des 2010er-Albums I.E.D. so richtig in die Vollen. Das eher gitarrenlastige Eröffnungsstück hat den einen oder anderen Gast vielleicht überrascht. Denn auf der Bühne standen FLA wie zuvor angekündigt in einem Aufgebot ohne Sechssaiter, dafür mit Eli van Vegas (Zweite Jugend, Tension Control) an den Live-Drums. Gut, der Rest der Setlist gestaltete sich dann doch recht elektronisch dominiert, den Klassiker Millennium mal ausgenommen. So wurde bei druckvollem und gut ausdifferenziertem Sound abgeliefert, mit Fokus auf das Dubstep-induzierte Album Echogenetic, das gleich mit drei Stücken im Set vertreten war.

Der mittlerweile recht drahtig wirkende Frontmann Bill Leeb, der seine österreichische Herkunft dann doch nicht ganz verleugnen wollte (“Guten Abend, meine Damen und Herren” als Begrüßung in überaus akzentfreiem Deutsch), war stets im Takt und gut bei Stimme. Dazu kam eine stimmige Lichtshow, die den Raum in passenden Farben flutete – zum Beispiel rot bei Blood. Von Song zu Song schien der Bewegungsdrang vor der Bühne zu steigen, neben den Stücken aus den 90ern war es vor allem Deadened mit seinem herrlich drückenden Refrain, das für Begeisterung sorgte. Die endete nach Millenium allerdings abrupt. Unter lautem Jubel kehrten FLA dann immerhin für Mindphaser, den vielleicht bekanntesten Song der Bandgeschichte, zurück – die wiederum sehr euphorischen Reaktionen danach blieben aber leider unbeantwortet. So war nach nicht einmal 70 Minuten schon Schluss, das Publikum machte den Eindruck, als hätte es noch lange nicht genug gehabt. Ein wieder einmal tolles Konzert der Szene-Veteranen aus Vancouver mit energiegeladener Performance und den gewohnt treibenden Trommel-Einlagen, gefühlt aber zwei, drei Songs zu kurz. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass nicht ein Stück des aktuellen Albums Mechanical Soul (2021) gespielt wurde.

Setlist FRONT LINE ASSEMBLY @ Kulttempel, Oberhausen (21.05.2023)

01. Prototype (Hecq Remix)
02. I.E.D.
03. Killing Grounds
04. Structures
05. Plasticity
06. Blood
07. Shifting Through The Lens
08. Deadened
09. Resist
10. Millennium
11. Mindphaser (Z)

Weblinks FRONT LINE ASSEMBLY

Facebook: www.facebook.com/frontlineassembly/
Website: www.mindphaser.com/
Instagram: www.instagram.com/front.line.assembly.official

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