EASTEND – die Pop & Wave Nacht – Halle/Saale (30.04.2023)

EASTEND - die Pop & Wave Nacht - Halle/Saale (30.04.2023)
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Die Macher des Eastside Festivals 2022 hatten es schwer, so ein grandioses Wochenende zu wiederholen. Gerade, wenn es im Sommer mit diversen Festivals und Touren großer Bands tatsächlich knapp wird an Terminen, um das Eastside 2023 in die zweite Runde gehen zu lassen. Aber deshalb alles ausfallen lassen? Nein, das sollte nicht passieren. Kurz und gut, am 30.April 2023 luden die Veranstalter also in Capitol in Halle zum Eastend-Festival ein.

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Hochkarätige Bands sollten das Line-up an diesem Abend geben. Aus Berlin kam Gulvøss, um die Nacht zu eröffnen. Gefolgt von den Electropoppern von Beborn Beton, welche mit neuem Album am Start waren. Danach kamen aus Hamburg die Wave-Altmeister von Girls Under Glass, gefolgt von Melotron. Das Festival abschließen durften dann, ebenso wie 2023 die Jungs von Mesh. Ein heißer Abend war am Start.

Als sich um 17.30 Uhr die Türen zum Capitol öffneten, stand schon eine lange Schlange die Straße hinunter. So sollte es ja nun auch sein. Schließlich galt das Festival als ausverkauft. Und frühes kommen sichert die besten Plätze. So fand man sich relativ weit vorne vor der Bühne ein und traf viele bekannte Gesichter wieder. Doch was war das, war ich doch auf gute Bilder eingestellt, musste ich feststellen, dass es an diesem Abend keinen Bühnengraben gab und die fotografierenden Kollegen und ich uns damit begnügen mussten, aus dem Publikum heraus unsere Bilder zu machen.

Gulvøss

Pünktlich um 18.30 Uhr eröffnete Gulvøss aus Berlin den Abend. Ich war überrascht, wie gut der Klang in der mittlerweile gut gefüllten Halle war. Begleitet von einem Gitarristen und einem Drummer führte Sven Wittmiß das Publikum in ein sehr ruhiges harmonisches Set. Eher gedämpftes Licht unterstrich die sanften Klänge und ja, der Mann kann verdammt gut singen. Für mich eine Art intelligenter Elektropop. Er wird mit seinen Liedern keine Revolution anführen, aber seine Art Musik zu machen, hat mich wirklich beeindruckt.

Setlist GULVØSS:
  1. Intro
  2. Apple Of Eden
  3. Running With The Light
  4. Lord Of The Game
  5. Walking On Water (Remix)
  6. My Salvation
  7. You Make Me Shiver
  8. Freelove
Beborn Beton

Als nach dem Set von Gulvøss das Saallicht heller gedreht wurde, war ich überrascht, wie sich die Halle mittlerweile doch gefüllt hatte. Beborn Beton haben sich ja nun nach 35 Jahren in der Szene auch einen gewissen Ruf erspielt. Ihre Platten waren immer erfolgreich und ihre Tracks beschallen so manchen Floor. Für mich waren sie aber eine Livepremiere. Und so war ich, anhand des neuen aktuellen Albums Darkness Falls Again, doch überrascht, dass die Herren ja nunmal auch schon in meinem Alter sind und Sänger Stefan Netschio etwas aus der Form geraten ist. Aber, ich war echt positiv überrascht, wieviel Stimmung er von der Bühne machte und wie verdammt gut er doch singen kann. So gab es tatsächlich auch einen guten Querschnitt durch die letzten 35 Jahre Beborn Beton und das Publikum kam bereits nach den ersten Tracks in gute Partylaune. Schnell hatte man den Fauxpas vergessen, dass die Technik den Jungs übel mitspielte und somit das Intro ausfallen musste. Nach 45 Minuten fand ihr Set leider ein schnelles Ende. Der Zeitplan drückte und obwohl die ersten Gäste nach Zugaben verlangten, mussten Beborn Beton Platz machen für die Altmeister des Wave von…

Setlist BEBORN BETON:
  1. 24/7 Mystery
  2. Colour Of Love
  3. I Watch My Life On TV
  4. Dancer In The Dark
  5. Daisy Cutter
  6. She Cried
  7. Im Innern Einer Frau
  8. Mantrap 2 – The Seduction
Girls Under Glass

Der LED-Screen im Bühnenhintergrund flimmere und dunkle Töne wurden angeschlagen. Jetzt wurde es also härter. Girls Under Glass waren stilistisch eine Ausnahme an diesem Abend. Ihr Waverock klang teilweise mystisch, teilweise bedrohlich. Der Screen im Bühnenhintergrund zeigte apokalyptische Bilder und Sänger und Gitarrist Volker Zacharias strahlte eine kühle Coolness aus und begann das Set gleich mit einem Track vom kommenden Album Eiskalt, welches im Juni erscheint. Die neuen Tracks im Set fügten sich gut in die Diskografie ein und Volker machte einen verdammt guten Job. Wiedermal war ich überrascht, wie verdammt gut Girls Under Glass an diesem Abend klangen. Der Tonmann versteht was von seinem Handwerk.

Zur Mitte des Sets gab es dann für mich eine kleine Überraschung. Nach seinem Weggang von der Band stand Thomas Lücke wieder mit der Band auf der Bühne, um die zweite Hälfte des Abends das Set gemeinsam mit Volker am Mikro zu performen. Hierbei wurden Erinnerungen an die achtziger Jahre wieder präsent und ich fühlte mich plötzlich wieder jung.

Setlist GIRLS UNDER GLASS:
  1. Eiskalt
  2. We Feel Alright
  3. Frozen (Madonna Cover)
  4. Erinnerung
  5. Reach For The Stars
  6. Endless Nichts
  7. Wall Of Sound
  8. Lucky
  9. Dream Yourself Away
  10. Ohne Dich
  11. Body Electric
Melotron

Gegen 21.30 Uhr kam dann die Band, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Ja, ich bin ein heimlicher Fan von Melotron und war sehr interessiert, ob sie vielleicht auch etwas Neues im Gepäck haben. Der Platz vor der Bühne wurde schon sehr eng und Frontmann Andy Krüger verstand es, das Publikum auf seine vertraute Weise anzuheizen. Auch wenn ich immer wieder schmunzeln muss, da er extrem viele Gesten von dem Sänger einer berühmten englischen Band aus Basildon kopierte. Leider hatte Andy ein paar Schwächen beim Finden der richtigen Tonlage aber das Publikum feierte ihn trotzdem. Und das ist die Hauptsache. Er tänzelte mal lasziv mal provokant über die Bühne, wirbelte den Mikroständer durch die Luft und wedelte mit den Armen. Andy war in seinem Element. Aber auch Edgar an den Keyboards machte seine Show und hatte seine eigene Fanbase am Start. Der Einzige, der relativ lässig agierte, war Kay Hildebrandt an den Keyboards. Mit Kappe und Sonnenbrille wirkte er so, als wenn man ihm gar nichts kann.

Setlist MELOTRON:
  1. Null
  2. Du Bist Es Nicht Wert
  3. Gib Mir Alles
  4. Menschen
  5. Wer Wenn Nicht Wir
  6. Alles Auf Anfang
  7. Maschinen Aus Stahl
  8. Stuck In The Mirror
  9. Der Anfang
  10. Kindertraum
  11. Brüder
Mesh

Nach einer weiteren Umbaupause war es dann die Bühne bereit für die „Superstars“ der Szene. Auch wenn Mesh bereits seit sechs Jahren keine neue Platte veröffentlicht haben, ist es immer wieder eine Freude, sie live zu sehen und zu hören. Ihr Electropop ist sowas von zeitlos, dass es nahezu egal ist, was sie spielen. Frontmann Mark hat sich in den vergangenen Jahren einen kleinen Wohlstandsbauch angeeignet, was ihn aber irgendwie noch sympathischer macht. Seine eher zurückhaltende Art wirkte vertraut und es machte Spaß, mit ihnen zu feiern. Das Festival hatte definitiv den Partyhöhepunkt erreicht und mit wenigen Handgriffen schaffte es Mark, dass die ganze Halle mitsang und tanzte. Eine Setlist ohne große Überraschungen. Trotzdem bekam man schon ein bisschen Wehmut, wenn einem durch den Kopf geht, wie oft man diese Band in den vergangenen 25 Jahren bereits live erleben durfte. Und immer wieder ist es eine Freude dabei zu sein.

Mit achtzehn Tracks haben Mesh an diesem Abend das längste Set gespielt und als die ganze Halle lauthals „Take me far away“ sang, müssten Mesh eigentlich vor Rührung Pipi in den Augen gehabt haben. Einen besseren Abschluss für diesen Abend konnte es nicht geben. Die Klasse einer Band wie Mesh lässt in mir immer wieder die Frage aufkommen, warum die Jungs kommerziell nicht durchgestartet sind. Das Zeug dazu hätten sie definitiv.

Setlist MESH
  1. Intro (Falling Into Pieces)
  2. My Protector
  3. You Didn’t Want Me
  4. Runaway
  5. Circles
  6. From This Height
  7. Leave You Nothing
  8. I Fall Over
  9. Just Leave Us Alone
  10. To Be Alive
  11. Little Missile
  12. The Traps We Made
  13. Friends Like These
  14. The Fixxer
  15. Born To Lie
  16. Last One Standing
  17. Before The World Ends – Zugabe
  18. Taken For Granted – Zugabe
Fazit

Hat es sich gelohnt, den langen Weg nach Halle auf sich zu nehmen? Gewiss hat es sich das. Ein Line-up, welches seines gleichen sucht. Die Veranstalter haben das Line-up auch sehr gut zusammengestellt. Das Personal im Capitol in Halle war megafreundlich und die Drinks waren preislich sehr günstig angesetzt. So eine Veranstaltung kann man wohl nur im Osten der Republik durchführen. Ich würde mich freuen, würde es so einen Abend mal in meiner hanseatischen Heimat geben, aber die Chancen sehe ich als eher gering an.

Einziger Wehmutstropfen, den wich wirklich bemängeln könnte, war der Ton. Bei Beborn Beton und Mesh stand kein geringerer als Produzent Olaf Wollschläger himself an den Reglern. Der Mann hat Musik im Blut und die PA war bei den beiden Bands perfekt eingepegelt. Ebenso bei Gulvøss und Girls Under Glass war es ein wahrer Ohrenschmaus. Was ist aber bei Melotron schiefgelaufen? Irgendwie klang es matschig und Andys Mikro war meist übersteuert. Der Mann der die Jungs abgemischt hat, hatte wohl nicht seinen besten Abend. Das ist in der Gesamtheit der Veranstaltung eher jammern auf hohem Niveau. Das Publikum hat gefeiert. Und wie ich erfahren habe, darf man sich bereits auf den 05./06.Juli 2024 freuen, wenn das Eastside Festival in die nächste Runde geht. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei.

Weblinks MESH:

Homepage: https://www.mesh.co.uk/
Facebook: www.facebook.com/meshtheband.com
Instagram: www.instagram.com/mesh_official

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