Neonlichtgeflacker und elektronische Musik – dass das funktioniert, wussten Kraftwerk schon 1978. Die Album-Artworks und Videos des Duos Neuroklast sind ebenfalls von grellen Farben durchzogen. Inspiriert von der Cyberpunk-Kultur starteten Kay Schäfer, Szenekundigen wohl als ehemaliges Mitglied von Chainreactor bekannt, und Markus H. 2021 das Projekt Neuroklast. Innerhalb nicht mal eines Jahres erschien kürzlich bereits das zweite Album mit treibenden Electro-Klängen für die Düsterdisko. Kay und Markus beantworteten uns zu diesem Anlass einige Fragen zur neuen Streetkid, dem aufsehenerregenden Video zum Titeltrack und Zukunftsplänen.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Markus: Ja, sind wir. Wir waren damals zufrieden und sind es jetzt auch. Es ist nur schade, dass wir seinerzeit von einem physischen Release absahen und Beyond The Blackwall lediglich digital veröffentlichten. Das erste Album können wir uns somit nicht ins Regal stellen.
Kay: Der erste Release bleibt immer eine besondere Erinnerung und wie in jedem Release stecken viel Herzblut und Arbeit darin. Selbstverständlich entwickeln wir uns mit jeder Produktion weiter, doch das heißt zu keiner Zeit, dass wir unser Debüt entwertend betrachten.
Wart Ihr in den nur zehneinhalb Monaten zwischen beiden Alben nicht ausreichend ausgelastet oder warum erschien mit Streetkid schon derart schnell das zweite Album?
Kay: Auslasten können uns nur Dinge, die keinen Spaß machen und wenn wir einmal im Flow sind, geht die Produktion gut voran. Wir setzen uns keinen festen Zeitpunkt für ein Release, sobald eine Produktion fertig ist, ist sie fertig.
Markus: Als Beyond The Blackwall noch nicht gemastered war, hatten wir bereits die ersten drei Tracks für Streetkid in der Rohfassung fertig, ohne zu wissen, welche Tracks vom ersten Album eigentlich am besten ankommen.
Eure Musik wird mit Begriffen wie „Cyberpunk“, „Electropunk“ oder „Aggrotech“ bezeichnet – welche Bands/Projekte sind Einflüsse oder vielleicht gar Vorbilder?
Markus: Es ist wirklich interessant, in welche stilistischen Schubladen wir kategorisiert werden. Sofern man es will, kann man uns gerne in “Cyberpunk”, oder/und “Electropunk” einordnen. Ob dies ebenso als “Aggrotech” bezeichnet werden kann, wissen wir nicht. Sicherlich bestehen immer stilistische Schnittmengen, aber wir sind eigentlich ganz und gar nicht aggressiv 😉
Kay: Einer der größten Einflüsse sind Hyper und MORIS BLAK, und letzterer stand uns auch als technischer Berater bei der Produktion von Streetkid zur Seite. Ansonsten hat generell das Midtempo-Genre einen großen Einfluss.
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Ich könnte mir vorstellen, dass das Computerspiel „Cyberpunk 2077“ sowie die Anime-Serie „Cyberpunk: Edgerunners“ durchaus Pate für die optische Gestaltung rund um alles ums Release standen. Seid Ihr Fans von Spiel und/oder Serie?
Kay: Wir waren, seit der erste Trailer zum Spiel 2013 erschien, sehr gespannt auf das Ergebnis und trotz des holprigen Starts sind wir beide große Fans des Spiels. Cyberpunk 2077 ist also die eine Ursache für unser Projekt. Daher rührt die meiste Inspiration. Insgesamt nahmen die Ästhetik und die In-Game-Musik großen Einfluss. Vor allem die Tracks des ersten Albums lassen schon am Namen erkennen, dass sie sich stark an das Universum von “Cyberpunk 2077” anlehnen. Die Serie kam erst heraus, als die Produktion für Streetkid schon abgeschlossen war, dürfte aber sicherlich für zukünftige Produktionen interessant sein.
Gibt es Tipps von Euch für weitere Medien, die sich mit Cyberpunk auseinandersetzen, vielleicht auch ältere Veröffentlichungen?
Kay: Hier sind vor allem Filme wie “Strange Days”, “Dredd”, die Serie “Altered Carbon” und “Matrix” absolut empfehlenswert.
Markus: “Blade Runner”, “1984”, “12 Monkeys”, “Minority Report”, die “Terminator”-Reihe. Die Liste wäre ziemlich lang.
Für Aufsehen sorgte das Musikvideo zu Streetkid mit ordentlich Waffengewalt und Blut, aber auch vielen interessanten technischen Spielereien. Wie viel Aufwand, in Tagen und auch finanziell, steckt im Clip?
Kay: Insgesamt war die Drehzeit der geringste Anteil der gesamten Produktion. Die gesamte Planung rund um das Video sowie die Postproduktion und die Spezialeffekte waren am aufwändigsten. Alleine hätten wir dieses Projekt auch niemals auf die Beine stellen können. Wir hatten zum Glück viele Freunde und freiwillige Helfer sowie die freundliche Unterstützung von DS Films und Airsoftevents UG. Außerdem war uns wichtig, alles auf legalem Wege zu drehen, was dann zum Beispiel das Mieten eines Übungsgeländes mit sich brachte. Den gesamten zeitlichen und finanziellen Aufwand zu schätzen, ist schwierig, doch wenn wir Zeit, Anschaffungen und alles andere addieren, dürften zeitlich sicherlich zwei Wochen und finanziell 4000 Euro auf dem Deckel stehen.
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Wer hatte die Idee für die Handlung? Steckt da auch ein Hauch Inspiration von Clips wie Smack My Bitch Up von The Prodigy drin?
M+K: Die Idee kam uns rein zufällig und entwickelte sich mit der Zeit weiter. Dass aus der Ego-Perspektive gefilmt wurde, lag weniger an dem Video von Prodigy oder The Weeknd (False Alarm, Anm. d. Red.), sondern eher daran, dass Cyberpunk 2077 auch mit dieser Perspektive arbeitet. Uns war hier die erreichbare Immersion wichtig, die man mit heutigen Mitteln eigentlich nur durch Ego-Perspektive realisieren kann.
Und wieviel Spaß macht so ein Dreh mit „dicken Wummen“?
M+K: Es ist genau so wie ein Dreh ohne Wummen, macht aber das Ganze recht schwierig umzusetzen. Alle Effekte bis auf die Blendgranate sind nachträglich eingefügt worden, und damit beim Rohmaterial der Realismus nicht auf der Strecke bleibt, mussten wir den Schauspielern, die keine Erfahrung mit echten Schusswaffen haben, erst einmal eine kurze Einweisung geben, wie man es mit den Requisiten simulieren kann. Insgesamt haben es aber alle wunderbar umsetzen können und damit einen großen Beitrag geleistet, dass dieses Video zu dem geworden ist, was es ist.
Zu sehen wart Ihr auf einer Release-Party in der Szene-Kultdisco „Shadow“ in Leverkusen – wie war’s?
M+K: Es war eine wunderbare Party mit sehr guter Stimmung. Wir waren überwältigt von der Atmosphäre und den Gästen, die die Tanzfläche gar nicht verlassen wollten. Das DJ Team Dancefloor Gladiatorz hat super eingeheizt und wir planen eine Party mit gleicher Besetzung für das nächste Jahr.
Zum Abschluss: Gibt es Pläne oder Daten für weitere Auftritte im DJ- oder Live-Setting?
M+K: Wir hatten dieses Jahr schon die Ehre, uns die Bühne mit SynthAttack, ES23 und CygnosiC teilen zu dürfen und sehen neuen Terminen natürlich mit großer Freude entgegen. Wie bereits erwähnt, planen wir eine weitere Party mit Cyberpunk und Dark Electro-Musik, außerdem werden wir auf dem WGT 2023 spielen.
Weblinks NEUROKLAST
Facebook: www.facebook.com/Neuroklast
Instagram: www.instagram.com/neuroklast_music
Bandcamp: https://pronoize.bandcamp.com/album/streetkid