GET WELL SOON – Leipzig, UT Connewitz (16.09.2022)

Fotos: GET WELL SOON
Get Well Soon, © Claudia Helmert
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Im diffusen Herbstlicht schimmert die Straße, die sich vor dem Leipziger Kino, dem UT Connewitz, schlängelt. Erwartbar filmisch verzaubert der Konzertabend, der den sonst müdigkeitsbeladenen Umbruch zur kalten Jahreszeit untermalt. Zum einen schlägt das Herz für cineastischer Wertschätzung für die Location, das älteste noch erhaltene Lichtspielhaus der Stadt, zum anderen für den Flimmer vorbeirauschenden Klanglandschaften der Gruppe Get Well Soon. 

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Unter dem Leuchtbanner führt die Eingangstür des UT Connewitz in einen Saal, dessen Wände im farbmarmorierten Rotbraun erinnerungsgeladen, erzählerisch von der Leipziger (Sub-)Kultur berichten wollen. An den Rändern des Publikumsraumes platzieren sich die ersten Gäste auf den Kinostühlen. Zwischen zwei Säulen, die sich hinter der Bühnenmitte zeigen, sind Vorhänge für die Leinwand zur Filmvorführung eingezogen. Die Licht- und Spiegelkulisse des angekündigten Konzertes erweitern das schöne Bild des Konzert- und Kinoraums.

Den stimmungsvollen Abend vor der dichtgedrängten Zuschauerschar eröffnet Modus Pitch. Mit dem Leipziger Trio besteht – wie es Konstantin Gropper dankend erwähnt – eine musikalisch bereichernde Verbindung mit Get Well Soon, die weit über den flüchtigen Konzertsupport hinausgeht. Fritz Brückner (ehemals Teil der Gruppe White Wine) ist Musiker, Produzent, Sounddesigner und füllt mit seinen beiden Mitmusikern hinter Gitarre und Schlagzeug das UT mit durchdringenden Klangsphären. Jazzy Unruhe wechselt sich mit hallenden Geräuscheflirren, dumpfen Melodien oder durchdringenden Klangpulsen ab. Bisweilen dröhnen, wummern, schmettern, bohren und drängen die Töne. Fagott und Synthesizer waten durch die beeindruckenden Weite des Klangsumpfs, den Modus Pitch ausbreitet. In der knappen Stunden brodeln und fließen die stimmungsvollen Tonwelten des Trios ineinander über und lassen alle Zeitvorstellungen vergessen, vereinnahmen vollkommen. PS: Ihr Debut Album wird am 07. Oktober 22 erscheinen.

“Rest now, weary head, you will get well soon.” Sind die Worte die den abendlichen Klangschimmer der sechsköpfigen Gruppe einleitet. Die Prelude, entnommen aus der gleichnamigen Debutplatte, performt Get Well Soon in warmfarbener Beleuchtung, die ihre Kleidung – ganz in weiß – unwillentlich aufsaugt. Das Heil, das im Bandnamen mitschwingt, frischt die Gruppe um Konstantin Gropper mit der im Frühjahr erschienen Platte Amen auf. Die verheißungsvolle Melancholie, die umschlingende Wärme des Albums bestimmen (wenig überraschend) wesentlich die Setlist. Mindestens My Home is My HeartI Love HumansMantra und das finale Accept Cookies verführen Köpfe zum Nicken, verleiten dazu, ganze Körper im vereinnahmenden Rhythmus zu schütteln und ganz gefühlsbenommen zu tanzen. Dass die filmische Kulisse ganz und gar zu den bemerkenswerten Klanglandschaften von Get Well Soon passt, unterstreichen nicht nur bunten Lichtkegel, die Funny Treats in Szene setzen. Den Song schrieb Gropper im Rahmen der Serie How To Sell Drugs Online (Fast) und sieht einen weiteren Leipzigbezug. (Jene Serie strickt in drei Staffeln Geschichten, um die wahren Begebenheiten vom Drogenhandel vor Ort.) Obgleich der Sänger und Musiker Müdigkeit und Vergesslichkeit in seinen ausschweifenden Ansagen beteuert, ziehen sich die Gedanken an das beschriebene Weltweh in beseelter, umschlingender Schönheit der Musik durch den Saal. Sing along statt sing alone befeuern den Zugabereigen: “To the beat of my automatic heart you sing a song of life” tönt im Chor. It’s Love poppt zwischen roten Lichtern und strahlenden Augen. Im Glitzer der gemeinsamen Liebe zur Musik, im beschwingenden Tontaumel geht sich der herrliche Abend aus.

Weblinks GET WELL SOON:

Homepage: www.youwillgetwellsoon.com/
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Instagram: www.instagram.com/youwillgetwellsoon/

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