Die Freude war groß – und das beidseitig. Die Band freute sich schließlich, nach mehrmaligen Verschiebungen nun endlich ihre Tour anzutreten und das Publikum konnte a) überhaupt endlich wieder ohne Einschränkungen Konzerte erleben und b) endlich Tickets einlösen, die teils schon zwei Jahre an Pinnwänden verbracht haben. Wenig verwunderlich also, dass die ersten vorfreudigen Zuschauer bereits vor Öffnen der Türen warteten und dass die Halle beim Auftritt von Project Pitchfork in Nürnberg ordentlich gefüllt war. Also rein ins Vergnügen, ein kühles Getränk geschnappt und pünktlich um 20 Uhr sollte es dann auch losgehen.
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Nachdem man sich zunächst wunderte, wo auf einmal die vielen Leute seien, füllte sich die Halle zum Set von Support-Act Chemical Sweet Kid doch zusehends. Der Hirsch hat eben ein weitläufiges Gelände rund um die eigentliche Konzerthalle. Wuchtig ging es auch gleich los. Die selbstbetitelte „Electro Industrial Metal“-Band sorgte mit Elektronik und verzerrter Gitarre für einen treibenden Sound und heizte vom Opener Lost Paradise an ordentlich ein. Das Trio aus dem französischen Metz spielte einen gut 40-minütigen Querschnitt durch ihr Schaffen und scheute sich dabei nicht, Genre-Grenzen verschwimmen zu lassen, was die selbstgewählte Bezeichnung ihrer Musik schon zeigt. Harte Industrial-Riffs gepaart mit elektronischen Sounds, dazu ein Sänger, der aktiv die Interaktion mit dem Publikum sucht, das konnte sich hören und sehen lassen. Zum Abschluss des Sets gab es mit We’re Not Gonna Take It zudem noch ein Stück, das auch diejenigen kannten, die mit Chemical Sweet Kid bisher keinerlei Berührung hatten und man war angenehm überrascht, wie gut die Twisted Sister-Nummer auch in diesem Gewand klingen kann.
Setlist CHEMICAL SWEET KID – Nürnberg, Der Hirsch (06.05.2022):
01. Lost Paradise
02. Playing With Knives
03. Pass Auf
04. A New Day
05. Under The Spell
06. Never Again
07. Dance With The Shadows
08. Forgiven
09. Lights Out
10. We’re Not Gonna Take It (Twisted Sister Cover)
Man täte Chemical Sweet Kid natürlich Unrecht, sie nur als „Anheizer“ zu bezeichnen, aber „heiß“ war das Publikum inzwischen dennoch. Dicht gedrängte Reihen warteten drauf, endlich wieder Project Pitchfork live sehen zu dürfen und sie und ihre Musik zu feiern. Es sollte dann auch nicht mehr lange dauern, bis das Saallicht ausging und zum Bühnenlicht wechselte. Nach und nach betrat das Quartett um Peter Spilles, Jürgen Jansen, Christian Leonhardt und Achim Färber die Bühne und begann eine Zeitreise durch alle Phasen des Schaffens der Band, begonnen mit Lam-‘bras aus dem gleichnamigen Album, das im Jahr 1992 veröffentlicht wurde. Aber ob Fan der ersten Stunde oder dereinst noch gar nicht geboren und mit den Jahren hinzugekommen: Die freudigen Gesichter einten das Publikum deutlich.
Nach dem atmosphärischen Start folgte ein Best Of-Set mit vielen treibenden und tanzbaren Momenten, die weit über die vorderen Reihen hinaus für Bewegung sorgten. Bereits an zweiter Stelle konnten bei Alpha Omega die Schlagzeuger im Solo ihr Können unter Beweis stellen, das sehr viele Jahre später erschiene Titânes stand gut daneben und zeigte auch die Stärke, die diese Stücke gerade live haben: Sie stehen zeitlos nebeneinander und fügen sich sehr gut zusammen. Stücke wie An End und Rain sind längst zum festen Repertoire geworden und wurden gefeiert. Zum Ende hin wurde es dann noch einmal sehr hitlastig. Dauerbrenner Timekiller sorgte für Bewegung und Gänsehaut, K.N.K.A. als Klassiker wurde zum Selbstläufer und Beholder sollte der vermeintliche Schluss sein. Wusste die Band natürlich selbst, dass das nichts wird, sodass man direkt mit einem sinngemäßen „bis gleich“ von der Bühne ging.
In zwei Zugabenblöcken gab es noch einmal insgesamt acht Stücke zu hören und zu sehen – oder auch im Sinne des Konzerterlebnisses gesprochen: zu erleben. Denn Titel wie IO, Acid Ocean oder auch Souls sorgten für weitere Gänsehautatmosphäre an diesem Abend. Mit Nil war dann nach knapp zwei Stunden Schluss und man ließ ein begeistertes Publikum zurück. Wobei: Schluss war strenggenommen nur mit dem Konzert, denn nach dem Schluss mischte sich die Band im separeten Barbereich des Clubs auch noch einmal unter das Publikum. Ganz eindeutig: Es hat nicht nur den Fans die Band gefehlt, andersrum war es genauso. Ein schöner Abend, an dem man froh sein kann, dass die Tour anschließend noch eine Weile laufen wird.
Setlist PROJECT PITCHFORK – Nürnberg, Der Hirsch (06.05.2022):
01. Lam-‘bras
02. Alpha Omega
03. Titânes
04. Conjure
05. An End
06. Volcano
07. And The Sun Was Blue
08. Rain
09. Mine
10. Crossfire
11. The Queen Of Time And Space
12. Timekiller
13. K.N.K.A.
14. Beholder
15. I Am (A Thought in Slowmotion) (Z)
16. IO (Z)
17. Acid Ocean (Z)
18. Existence (Z)
19. We Will Descend (ZZ)
20. Onyx (ZZ)
21. Souls (ZZ)
22. Nil (ZZ)
Weblinks PROJECT PITCHFORK:
Homepage: www.project-pitchfork.eu
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Twitter: www.twitter.com/PPFofficial