Es ist ein merkwürdiges und doch zugleich glückseliges Gefühl, das einen an diesem Abend in der Lanxess Arena beschleicht. Fast surreal wirkt es, dass nach all der Zeit ein Rock Konzert in der großen Arena stattfindet. Und dann ist es nicht einfach irgendwer, der da auf der Bühne steht, sondern gleich die altehrwürdigen Genesis, die sich im Rahmen ihrer wohl letzten Tournee für insgesamt drei Termine in der Domstadt angesagt haben. Am heutigen Sonntag geht es los, morgen und am kommenden Samstag folgen zwei Fortsetzungen der The Last Domino?-Tour.
Nachdem beim Einlass alle Formalien geklärt sind, die Veranstaltung findet unter 2G+ Bedingungen und vollbestuhlt statt, geht es hinein in das große Rund und das ist mächtig gefüllt, denn an diesem 13.03. findet zwar erst das erste Arena-Konzert seit November statt, Anlaufschwierigkeiten gibt es aber keine, satte 14.000 Zuschauer, einige davon auch aus dem benachbarten Ausland, haben den Weg in die Arena gefunden. Und man ist heiss auf das, was da kommen soll…
Wie sich zeigt zurecht, denn schon kurz nach dem Start zur besten „Sendezeit“ gegen 20:15 Uhr mit Behind The Lines / Duke‘s End folgen bereits die ersten beiden Tophits des Abends: Da ist zum einen der Klassiker Mama mit seinem imposanten Drum Machine Intro sowie das nachfolgende Land Of Confusion, das nicht nur wegen seines bekannten Spitting Image Videos auch heute noch brandaktuell ist. Der Sound ist großartig und gerade das düstere Mama, farblich in ein tiefes Rot gehüllt, ist beeindruckend. „We are Genesis and we are here to entertain you“ sagt ein mobil eingeschränkter, aber gut gelaunter Phil Collins, der immer wieder den Text des jeweiligen Songs mimisch unterstreicht, um direkt danach im Bezug auf Land Of Confusion ernster zu werden und mitzuteilen, dass der Song durch Covid eine neue Bedeutung bekam, was sich hier auch im präsentierten Bühnenvideo niederschlägt. Doch auch der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine ist natürlich ein trauriger Aufhänger für den Song und Collins findet auch zu diesem Thema deutliche Worte.
Auch die Musiker um die beiden Gründungsmitglieder Mike Rutherford und Tony Banks sowie Phil Collins’ Sohn Nic an den Drums sind auch nach einer Bandhistorie von ganzen 55 Jahren gut aufgelegt, wirken routiniert, aber auch voll motiviert und auch das Bühnenbild ist durchweg beeindruckend. Sich stets über die Band hinweg bewegende Scheinwerfer und ein buntes Farbenspiel untermalen gekonnt den atmosphärischen Sound der Briten.
Zur Halbzeit wird es etwas minimalistischer, denn nun werden 3 Songs akustisch dargeboten, darunter das mitreissende That’s All sowie das verträumte Follow You, Follow Me. Dem feinen Klangbild tut die reduzierte Instrumentierung keinen Abbruch, die Zuschauer dürfen weiter in Erinnerungen schwelgen und wenn man in die Gesichter der Fans blickt, dann befindet sich so mancher hier auf einer wahren Zeitreise durch die eigene Geschichte. Und die hält natürlich so manchen weiteren Hit bereit, seien es No Son Of Mine, Tonight, Tonight, Tonight oder das unterhaltsame Invisible Touch.
Nach gut zweieinviertel Stunden geht das Mainset zu Ende, die Fans haben aber natürlich noch nicht genug und so darf man sich über einen Nachschlag von drei weiteren Songs freuen. Eröffnet werden die Zugaben durch den etwas aus der Art geschlagenen Hit I Can’t Dance, bevor nach Dancing With the Moonlit Knight, The Carpet Crawlers einen wirklich sehr gelungenen unterhaltsamen Abend vollendet.
Viele Klassiker, ein starker Sound, was will das Herz mehr? Natürlich mehr genau davon und so dürfte der ein oder andere Fan wohl auch an mindestens einem der beiden weiteren Konzerte in Köln wieder vor Ort sein… und es wohl auch dann nicht bereuen.
Setlist: GENESIS @ Köln, LANXESS Arena (13.03.2022):
01. Behind the Lines / Duke’s End
02. Turn It On Again
03. Mama
04. Land of Confusion
05. Home by the Sea
06. Second Home by the Sea
07. Fading Lights
08. The Cinema Show
09. Afterglow
10. That’s All (Acoustic)
11. The Lamb Lies Down on Broadway (Acoustic)
12. Follow You Follow Me (Acoustic)
13. Duchess
14. No Son of Mine
15. Firth of Fifth
16. I Know What I Like (In Your Wardrobe)
17. Domino
18. Throwing It All Away
19. Tonight, Tonight, Tonight
20. Invisible Touch
21. I Can’t Dance (Z)
22. Dancing With the Moonlit Knight (Z)
23. The Carpet Crawlers (Z)