Peter Doherty lebt. Zum Glück. Denn wer könnte den Platz des skandalbehafteten Genies heute schon einnehmen? Niemand. Das wissen seine Fans. Deshalb kamen sie am Freitag, den 17. Mai in Scharen in die Kölner Kantine. Dort feierten sie ihn gemeinsam mit The Puta Madres.
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Doch bevor das Konzert losging, betrat seine Schwester Amy Jo Doherty die Bühne – zusammen mit ihrer um 2013 gegründeten Band AmyJo Doh and The Spangles. Wild tanzend leiteten sie in den Abend ein. Die Songtexte waren dabei teilweise auf Englisch und teilweise auf Spanisch. Mit viel Elan und Ausdauer versuchte Amy Jo, das Publikum zum Tanzen und Mitsingen zu bewegen. Das gelang ihr leider nur teilweise. Zu wenig bekannt scheint die Indie-Truppe heute noch zu sein. Aber vielleicht ändert sich das ja, bis sie Ende Oktober erneut nach Deutschland (Stuttgart) kommt. Potenzial war nämlich durchaus zu hören.
Richtig eng wurde es in der Kantine allerdings erst, als die Fans Pete erwarteten. Der ließ sich wie gewohnt Zeit. Während die ersten bereits nach einer halben Stunde einen Ausfall vermuteten, freuten sich die anderen mit jeder Minute sichtlich mehr auf den Beginn. Dabei öffnete sich zwischendurch wiederholt die Backstage-Tür. Das löste vermehrt Gekreische beim Publikum aus, erwies sich dann aber doch als eine Reihe von Fehlalarmen.
Gegen halb zehn war es dann tatsächlich so weit: Peter Doherty kam zum Vorschein, gekleidet im grauen Anzug mit weißem Hemd und roten Hosenträgern. Sein bleiches Gesicht erinnerte an seine Zeit als Totengräber. Auch Jack Jones (Gitarre), Katia DeVidas (Keyboard), Miggles (Bass) und Rafa (Schlagzeug) nahmen nun ihre Positionen ein. Es folgte ein auffallend gesittetes Konzert, wie es viele wohl nicht erwartet hätten.
Relativ zu Beginn brachte die Gruppe I Don’t Love Anyone (But You’re Not Just Anyone) aus Dohertys Album Hamburg Demonstrations zum Besten. Begleitet wurde das Stück am Xylophon. Das trug Katia in einem kleinen Koffer mit sich herum. Einen der Höhepunkte bildete unter anderem der Song Who’s Been Having You Over von der aktuellen Platte. Mit langen Zwischensequenzen und einem noch längeren Outro, bei dem der Fokus auf orgel-ähnlichen Klängen lag, inszenierte die Band eine Art Einfrierungsprozess: Nacheinander stand jedes der Mitglieder bewegungslos dar, und es war als wäre die Zeit stehen geblieben.
Während Pete sich bei diesem kleinen Schauspiel vollkommen im Griff hatte, wirkte er an anderen Stellen eher abwesend – fing sich aber immer wieder. Es schien fast so, als spiele er mit den Erwartungen einiger Gäste, sich daneben zu benehmen. So schleuderte er auch immer wieder sein Mikro durch die Gegend, ließ es aber nie ganz los. Ob nur gespielt oder nicht, der Auftritt zeigte keinen verkommenen Junkie, sondern einen kreativen Poeten, der sein Werk lebt. Das bewies er auch mit seinem kleinen Solo von The Whole World Is Our Playground. Allein mit seiner Gitarre vorm Mikrophon sang er etwas schief gemeinsam mit seinen Fans.
Peter Doherty & The Puta Madres spielten aber natürlich nicht nur das gute alte Zeug. Auch die neuen Songs vom gleichnamigen Album erwiesen sich als gelungenes Bühnenmaterial. So zum Beispiel Narcissistic Teen Makes First XI, dem Pete mit Mundharmonika die gewisse Würze verlieh.
Einziges Manko am Freitag in Köln: Der Auftritt war mit knapp 70 Minuten ziemlich kurz. Dafür entschloss sich die Band aber gleich für zwei kleinere Zugaben. Songs wie You’re My Waterloo und Paradise Is Under Your Nose machten das Konzert schließlich vollkommen rund. Und dass Peter Doherty hier und da doch noch zwischen den Liedern switchte und sich mittendrin für ein anderes Instrument oder ein Solo entschied, gehört eben einfach zu seinem frech rotzigen Charme dazu. Ich meine mal ehrlich: Wir würden ihm auch weiterhin vier Stunden Wartezeit verzeihen, oder?
Setlist PETER DOHERTY & THE PUTA MADRES @ Köln, Kantine (17.05.2019):
01. All At Sea
02. Hell To Pay At The Gates Of Heaven (Peter Doherty)
03. Narcissistic Teen Makes First XI
04. Who’s Been Having You Over
05. I Don’t Love Anyone (But You’re Not Just Anyone) (Peter Doherty)
06. The Whole World Is Our Playground (Peter Doherty)
07. Shoreleave
08. Travelling Tinker
09. Last Of The English Roses (Peter Doherty)
10. Someone Else To Be
11. Paradise Is Under Your Nose (Z)
12. You’re My Waterloo (The Libertines) (ZZ)
Setlist ohne Gewähr
Weblinks PETER DOHERTY & THE PUTA MADRES:
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