Nach zwei restlos ausverkauften Shows in Stuttgart und Frankfurt mussten sich Covenant in Krefeld mal wieder damit begnügen, dass die Location „nur“ zu gut 90 Prozent gefüllt war. Doch Spaß beiseite: Mit neuer, zunächst exklusiv auf Tour verkaufter EP Fieldworks im Gepäck sollten die Dunkel-Elektroniker einmal mehr für einen äußerst gelungenen Konzertabend sorgen.
Zuvor waren aber erstmal Empathy Test an der Reihe. In den vergangenen Jahren ließen die Londoner durchaus aufhorchen und erspielten sich mit zahlreichen Auftritten – u.a. auch auf größeren Festivals wie dem Amphi – auch in Deutschland einen kleinen, aber feinen Fankreis. So gab es zumindest vereinzelte Besucher in den vorderen Reihen, die zu Holy Rivers, Bare My Soul und einem halben Dutzend weiterer Songs fröhlich tanzten und lautstark mitsangen. Anderen schienen hingegen Tanzbarkeit und Druck zu fehlen. Sänger Isaac Howlett, Produzent Adam Relf und Live-Schlagzeugerin Chrisy Lopez spielen eben recht seichten Elektro-Pop im Midtempo-Bereich, der niemandem wehtut. Ob man das gut genug findet, um sich eine der mit wirklich tollen Artworks versehenen CDs zu kaufen, bleibt jedem selbst überlassen. Nach 40 Minuten machten Empathy Test dann die Bühne frei – es folgte eine angenehm kurze Umbaupause, die mit dem „Fieldwork“ von Keyboarder Andreas Catjar unterlegt war.
Das Konzept zieht sich durch die gesamte Tour – ein Aufnahme-Track eines der Bandmitglieder (sprich: Eskil Simonsson, Joakim Montelius, Andreas Catjar, Daniel Jonasson und Daniel Myer) wird während der Umbauten abgespielt. In Krefeld lauschte das Publikum somit geloopten Umweltgeräuschen, die Catjar an seinem aktuellen Wohnort Potsdam per Aufzeichnung festhielt.
Die Show von Covenant bestach nicht nur durch die einmal mehr sehr interessante Setlist, sondern auch durch die extrem stimmige, knallbunte und trotzdem atmosphärische Lichtshow, teils im Rotor/Propeller-Design-Stil des Fieldworks-Cover gehalten. Los ging’s mit drei alten Fan-Lieblingen, gerade das in den vergangenen Jahren nicht so oft gespielte Feedback war als Opener eine willkommene Überraschung. Die „wunderliche Alte“ mochte diesmal nicht an der Leier drehen – statt dem Leiermann gab es Like Tears In Rain komplett in englischer Sprache dargeboten. Gut, dass danach endlich an der Sound-Schraube gedreht wurde – zu Beginn lag auf der ohnehin nicht gerade überragenden Live-Stimme Simonssons eine ganze Ecke zu viel Hall.
Stimme, Keyboard, Trommeln
Es folgte ein guter Mix aus Raritäten (Speed und insbesondere die Bullet-B-Seite Atom Heart), vereinzelten Hits zum Abfeiern und Stücken der neuen EP, von denen das von Daniel Myer intonierte False Gods inklusive Live-Trommel-Percussion herausstach. Nach einem Exzerpt des von Eskil in liebenswürdig gebrochenem Deutsch vorgetragenen Nibelungenliedes ließ das Trio Simonsson-Myer-Catjar dann endgültig das ein oder andere Fan-Herz höher schlagen. Zum ersten Mal seit der Skyshaper-Tour 2006 landete das psychedlisch-groovige Helicopter mal wieder in einem Live-Set. Und apropos Skyshaper: Zu The Men und Ritual Noise kam im Anschluss ordentlich Bewegung in die KuFa.
Kurz verabschiedete sich das schwedisch-deutsche Trio in den Backstage-Bereich. Doch wie jeder Fan weiß, geben sich Covenant bei ihren Solo-Shows nie mit nur 90 Minuten zufrieden. Nach einem Remix des ewig dümmlichen, aber doch irgendwie kultigen Happy Man und einer weiteren Rarität, dem 1996er-Rave-Klopper Flux, folgte mit Call The Ships To Port der größte Hit der Bandgeschichte. Daniel Myer war es dann vorbehalten, den Konzertabend nach etwas weniger als zwei Stunden mit seinem Lightbringer zu beschließen. Kein Dead Stars, kein One World, One Sky, kein Stalker – Covenant zeigten an diesem Abend in Krefeld erneut, dass sie mehr sind als nur ein Club-Hit-Lieferant, der live einfach seine größten Gassenhauer runterspielt. Wobei: Ein abschließender Dancefloor-Kracher der Güteklasse Babel oder Theremin (die bei so manch anderer Show der Fieldworks-Tour ihren Weg ins Set fanden) wäre schon schön gewesen.
Nichtsdestrotrotz boten die drei Protagonisten einen gelungenen Gig, der das eigene, abwechslungsreiche Schaffen der vergangenen rund 25 Jahre perfekt porträtierte. Das gelingt in der Szene bei weitem nicht jedem Act. Entsprechend gab es lauten Applaus, wenngleich der ein oder andere beim Verlassen der KuFa offenbarte, doch den ein oder anderen Song vermisst zu haben …
Setlist COVENANT @ Krefeld, Kulturfabrik (23.02.2019)
01. Feedback
02. Like Tears In Rain
03. Bullet
04. All That Is Solid Melts Into Air
05. Speed
06. Dies Irae
07. Atom Heart
08. False Gods
09. 20Hz
10. Go Film (Remix)
11. We Stand Alone
12. Das Nibelungenlied
13. Helicopter
14. The Men
15. Ritual Noise
16. Happy Man (Remix) (Z)
17. Flux (Z)
18. Call The Ships To Port (Z)
19. Lightbringer (ZZ)
Weblinks Covenant:
Homepage: www.covenant.se
Facebook: www.facebook.com/Covenant-OFFICIAL-156626197713557/