Der französische Elektronik Pionier hat scheinbar keine Langeweile, denn er befindet sich augenscheinlich in der produktivsten Phase seines Lebens. 2015 und 2016 veröffentlichte er mit dem Electronica – Zweiteiler zwei Alben, bei dem er viele legendäre Musiker wie Vince Clarke, Edgar Froese oder Pete Townsend mit ins Boot holte. 2016 vollendete er mit Oxygène 3 seine Oxygene-Trilogie und brachte die Best-of CD Planet Jarre heraus, als Bonus der brandneue Track Coachella Opening. Und nun, genau 40 Jahre nach der Veröffentlichung seines zweiten Albums Equinoxe am 16.11.1978, gibt es das nun das Sequel Equinoxe Infinity zu hören. Beide Werke handeln von den “Watchers”, also Maschinen, die uns Menschen beobachten. Von dem Album gibt es zwei Versionen mit unterschiedlichen Artworks, die zwei unterschiedliche Prämissen aufstellen. Die eine zeigt eine Zukunft, in der Mensch und Natur im Einklang sind. Die andere signalisiert die Zerstörung, die Maschinen und Menschen dem Planeten Erde zufügen kann.
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Der Opener The Watchers (Movement 1) beginnt verheißungsvoll mit dunklen Synthesizerklängen, die sich tief in die Magengrube bohren. Doch die anfängliche Bedrohung durch diese Töne werden alsbald abgelöst durch Klänge, die tiefe Hoffnung aufblitzen lassen. Herzlich Willkommen auf dem Planeten Jarre. Nun kommt Bewegung ins Spiel, denn Flying Totems (Movement 2) hat jene für Jarre bekannten Arpeggiator-Bässe, die einfach unverwechselbar sind. Man meint sogar, Bläser-Sounds á la Vangelis zu hören, welche den Track noch größer erscheinen lassen. Also: Augen schließen und träumen. Es lohnt sich, denn die Musik ist so bildhaft, dass man seinen eigenen Film vor Augen ablaufen sieht. Robots Don’t Cry (Movement 3) schlägt gekonnt die Brücke zu Equinoxe 5, brilliert aber mit einer unheimlich traurig gespielten Melotron Melodie, die den Hörer nachdenklich stimmt. All That You Leave Behind (Movement 4) klingt ganz eindeutig nach Prämisse zwei. Man kann sich vorstellen, wie einige Überlebende der menschlichen Rasse durch eine Landschaft wandern, in der die Maschinen alles Lebendige zerstört haben. If The Wind Could Speak (Movement 5) wiederum atmet etwas hoffnungsvolles ein, humanoide Sprachsamples singen ein Lied vom Aufbruch. Infinity (Movement 6) nimmt diesen Faden wieder auf und erzeugt sofort gute Laune.
Es scheint, als hätte Jarre Elemente der Alben Waiting for Cousteau (1990) und Zoolook (1984) in einen großen Tiegel geworfen und die Zutaten kräftig umgerührt. Maschines Are Learning (Movement 7) beginnt mit einer funkigen Bassline, bevor Computerstimmen erklingen und die Maschinen anfangen, den Planeten Erde zu reinigen, um sich ein eigenes Reich zu erschaffen. The Opening (Movement 8) klingt nach einem Computerneustart, bei dem dunkle, geschäftige Klänge herrschen, die jedoch oft durch positive Harmonien durchbrochen werden. Don’t Look Back (Movement 9) warnt uns davor, Trübsal zu blasen und treibt uns langsam, sehr langsam in Richtung Ende. Oder gar zum Neuanfang? Das finale Titelstück Equinoxe Invinity (Movement 10) lässt uns anfangs nachdenken, ob wir etwas ändern können, oder ob wir Menschen einfach so weitermachen, wie bisher. Doch im Laufe des Tracks blitzt immer wieder etwas Optimismus, ein Funke Zukunftsglaube auf. Ist die Menschheit noch zu retten?
Mit Equinoxe Infinity hat es der Großmeister Jarre jedenfalls wieder geschafft, ein Meisterwerk zu kreieren, welches sicherlich in 40 Jahren genau so bedeutend sein wird, wie sein Werk in den 70er Jahren.
Tracklist JEAN-MICHEL JARRE – Equinoxe Infinity:
01. The Watchers (Movement 1)
02. Flying Totems (Movement 2)
03. Robots Dont Cry (Movement 3)
04. All That You Leave Behind (Movement 4)
05. If The Wind Could Speak (Movement 5)
06. Infinity (Movement 6)
07. Machines Are Learning (Movement 7)
08. The Opening (Movement 8)
09. Don’t Look Back (Movement 9)
10. Equinoxe Infinity (Movement 10)
Equinoxe Infinity erscheint am 16. November als CD und Vinyl mit den zwei verschiedenen Coverversionen und als Boxset, zusätzlich mit Equinoxe Original als Vinyl Replica CDs, Vinyl und Download-Card+Poster.
Weblinks JEAN-MICHEL JARRE:
Official: www.jeanmicheljarre.com
Facebook: facebook.com/jeanmichelJARRE