“Es ist leichter das Licht in sich selbst zu löschen, als die Finsternis in der Welt zu besiegen.”
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Die Wächter der Nacht standen Pate bei der Namensfindung der Band aus Griechenland. Ich bin nicht ganz sicher, wie viel von Sergej Lukjanenkos berühmten Epos vom ewigen Kampf zwischen Licht und Dunkel es tatsächlich in die Musik des Projektes geschafft hat. Das eingangs genannte Zitat jedenfalls lässt Lukjanenko Geser, den Anführer der Lichtarmee sprechen. Dessen Motive bleiben bis zum Ende verschleiert und lassen uns letztendlich am Gleichnis von Gut und Böse zweifeln. Es ist neben den cyber-magischen Momenten diese Ambivalenz ihrer Protagonisten, die die Stärke von Nochnoy Dozor ausmacht. Und es war das Erste, das mir in den Sinn kam, als ich von der selbstbetitelten EP zum ersten Mal gehört hatte.
Die vorab veröffentliche Single Black Hand hielt zunächst nicht viel von dem, was Name und Label angekündigt hatten. Das faszinierende Wechselspiel der beiden vollen bluesigen, sehr amerikanischen Stimmen der beiden Sängerinnen Lina und Revekka entfaltet sich hier noch nicht. Auch die überraschenden, wohl dosierten Antagonismen zwischen poppigen Sequenzen, getragenen Ambientflächen, harschen Metalausbrüchen bis hin zu abyssigen Doomkratern und emotionalen Bluesanleihen kommen ebenfalls erst später auf dem Debüt zum Tragen. Schade, dass hier ein vergleichsweise schwächerer Song als Opener gewählt wurde. Denn gerade in dieser Zusammenschau verschiedener musikalischer Emotionen, gespiegelt durch die gekonnte Gegenüberstellung der beliehenen Genres, scheint das Originäre von Nochnoy Dozor zu liegen, das zum Alleinstellungsmerkmal der Band reifen könnte.
Das urbane Postrock-Stück Stain etwa gestaltet sich trotz sparsamer Instrumentierung überaus eindringlich und wird vornehmlich über den Gesang der beiden Frauen bestimmt, mal sehnsuchtsvoll drängend, mal ruhig verletzlich. Ähnlich funktioniert Home Sick Home, nur treten hier effektvolle, schwebende Ambientflächen in den Vordergrund, die den Gesang umspielen und so relativ einfach, aber wirkungsvoll für eine melancholische nach innen gerichtete Stimmung sorgen. Auf dem stärksten Song des Debüts, Ben-Hur, werden gravitätisch schleppende Doom-Riffs zu breiten, schartigen Schneisen aufgefurcht. Im weiteren Verlauf des Songs entspinnt sich ein sich unentwegt steigerndes, beinahe kathartisches Inferno aus Gesang und Instrumenten. Es scheint, als ob dieses Stück alles enthält, worauf Nochnoy Dozor im Grunde hinaus wollen. Leider gelingt es ihnen nicht das in letzter Konsequenz auf der gesamten EP umzusetzen.
Nochnoy Dozor erscheint am 26. Oktober bei Prophecy Productions.
Anspieltipps: Ben-Hur, Home Sick Home
Tracklist NOCHNOY DOZOR – Nochnoy Dozor:
01. Black Hand
02. Stains
03. Closer
04. Home Sick Home
05. All Mine
06. Ben Hur
Weblinks NOCHNOY DOZOR:
Facebook: https://www.facebook.com/nochnoydozorband/
Bandcamp: https://nochnoydozor.bandcamp.com/