Über den Kultstatus eines Nick Cave und seinen Bad Seeds müssen wir nicht lange diskutieren, doch es scheint gerade in den letzten Jahren so, als würde er mittlerweile nicht nur bewundert, sondern auch durchweg respektiert werden. Wohl kaum eine Tour war so vielbeachtet wie die Shows zum letzten Album Skeleton Tree. Jeder einzelne Auftritt war nicht nur ein einfaches Konzert, es war eine Zelebrierung des Meisters und seines überaus talentierten Gefolges um Warren Ellis und hatte etwas fast religiöses an sich. Konzerte von Nick Cave & The Bad Seeds sind Erfahrungen, die man nie wieder vergisst, die sich fest in Herz und Geist fressen. Nicht weiter verwunderlich, dass mit dem Film Distant Sky versucht wurde, dieses Erlebte für die Nachwelt festzuhalten. Begleitend dazu erscheint nun die Distant Sky EP (Live in Copenhagen), auf der sich vier Songs befinden und die nur auf limitiertem Vinyl oder als Download erhältlich ist.
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Die Vinyl-Veröffentlichung ist chronologisch getrennt und so finden wir auf der A-Seite mit Jubilee Street und dem Titelstück zwei Stücke eher neueren Datums, die sinnbildlich für den vielleicht etwas ruhigeren und zugänglicheren Stil der letzten Veröffentlichungen stehen, aber auch deutlich machen, dass Nick Cave wie bei Distant Sky – im Duett mit der Sopranistin Elsa Torp – ein Erzähler ist, an dessen Lippen man als Hörer gerne hängt, der aber gleichzeitig wandlungsfähig wie kaum ein zweiter agieren kann. Und selbst während der ruhigeren Passagen wie der Eröffnung von Jubilee Street hört man immer wieder die Fans vor Begeisterung aufschreien, weil sie ihr Glück einfach herausschreien wollen oder gar müssen. Und spätestens wenn Cave selbst förmlich zu explodieren droht, kocht der Saal auch ohne dass man dabei Bilder sieht, die generiert das innere Auge nämlich von ganz alleine und lässt Erinnerungen an großartige Konzerte wie dem in Düsseldorf wieder aufleben.
Richtig kultig wird es dann mit zwei unvergleichlichen Klassikern auf der B-Seite, die vom Titelsong des ersten Bad Seeds Albums From Here To Eternity eröffnet wird, das auf 9 Minuten die gesamte Bandbreite der Bandfrühphase aufzeigt, mit zum Teil verstörenden, fast atonalen Klanggebilden aufwartet und die Zuschauer bei den Konzerten regelmäßig in totale Ekstase versetzte. Vollendet wird die Distant Sky EP (Live in Copenhagen) mit dem an Intensität wohl kaum noch zu überbietenden The Mercy Seat, das zwar fast friedvoll mit Akustikgitarre beginnt, sich im weiteren Verlauf aber immer weiter steigert und einen die Beklommenheit eines Menschen in der Todeszelle fast nachvollziehen lässt, so dass sich einem die Nackenhaare aufstellen und die Haut komplett mit Gänsepelle überzogen erscheint.
Distant Sky ist eine wundervolle EP, deren einziger Wermutstropfen ist, dass sie mit knapp 29 Minuten zwar für eine EP recht lang ausgefallen ist, aber eben nur vier Stücke enthält und somit einen kompletten Konzertmitschnitt nur (sehr erfolgreich) anteasert. Denn eins ist nach dieser bestens verbrachten halben Stunde sicher: Man möchte mehr…
Tracklist NICK CAVE & THE BAD SEEDS – Distant Sky EP (Live in Copenhagen):
A01. Jubilee Street
A02. Distant Sky
B01. From Here To Eternity
B02. The Mercy Seat
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