Green Carnation sind einzigartig. Dieses Prädikat hat die norwegische Band aus Kristiansand, die 1990 von Terje Vik Schei alias Tchort gegründet wurde, erworben als sie sich nach einigen Irrungen und Wirrungen in der Besetzung – So viel Zeit muss sein, das mal zu erwähnen, entstanden da ja unter anderem Genre-Legenden wie In The Woods und Carpathian-Forest und, ach ja Emperor waren irgendwie auch noch mit beteiligt. – dem Progressive Metal zuwandte und nichts weniger als ein Meisterwerk erschaffen hat. Dieses wiederum verdient seine unbestreitbare Bezeichnung nicht nur wegen seiner ohrenfälligen Virtuosität, sondern wegen der schlichten Unwiederholbarkeit seines genialen Gesamtkonzeptes und der gnadenlos-emotionalen Authentizität, die diesem Konzept innewohnt.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Die Rede ist von Light Of Day, Day Of Darkness (2001) einem Album, das bei einer Stunde Spieldauer lediglich einen einzigen Song enthält und somit die Idee des Progressive-Metal auf die Spitze treibt. Wegen dessen Verarbeitung zutiefst privater und trauriger Gefühle wird es auch gern als Tchorts Vermächtnis über Green Carnation bezeichnet. Er selbst sagt über das epische Ausnahmewerk: “Light Of Day, Day Of Darkness is emotion put into music. It is about sorrow, happiness, despair, hope, helplesness and a new beginning, all mixed together.”
Dieses Zitat findet sich ebenfalls im Prolog beider Videos, dem Konzertfilm und der kurzen Dokumentation, und wir werden sie wahrscheinlich ebenso auf der Vinyl-Version lesen können, die Green Carnation nun unter dem Titel Last Day Of Darkness veröffentlichen werden. 15 Jahre nach Release beschloss man, Light Of Day, Day Of Darkness wieder auf die Bühne zu bringen.
Von der Idee, den Proben, dem Aufflammen von Erinnerungen, den Reaktionen der Fans handelt die Dokumentation. Alle kommen in ihrer jeweiligen Landessprache zu Wort, der Film stellt englische Untertitel zu Verfügung. Es ist beeindruckend zu sehen, welche Sogwirkung Light Of Day, Day Of Darkness bei allen Beteiligten hervorruft: der tiefe Respekt der Fans, die immer noch vorhandene, aber doch in den Jahren stiller gewordene Trauer von Tchort, die unbändige Spielfreude und Professionalität der Musiker. Die Dokumentation stellt den Song als zeitloses Monument in den Mittelpunkt, bei dem man allerhand Wissenswertes erfährt.
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Der Konzertfilm ist eine Aufzeichnung des letzten Konzertes einer längeren Tour, das Green Carnation im November 2016 in ihrer Heimatstadt Kristiansand in der Theater- und Konzerthalle Kilden gegeben haben. Der Konzertsaal ist komplett bestuhlt. Dadurch erhält der gesamte Auftritt und deswegen auch die Aufzeichnung etwas Würdevolles, Gediegenes und Ernsthaftes. Die Besucher haben sich zu einem beträchtlichen Teil, diesem Rahmen angemessen in Schale geworfen. Die Stimmung ist gedämpft und flirrt erwartungsvoll. Zum Song muss nicht mehr viel gesagt werden. Wer die vertonten, widerstreitenden Gefühle, die Tchort am Bett seines schlafenden Sohnes komponiert und danach in das einstündige Stück Metal-Musikgeschichte gebannt hat, noch nicht kennt, sollte das dringend nachholen (Diese LP oder DVD wären da z. B. eine Möglichkeit.). Es gibt wenig, das so aufwühlt und einen so bleibenden Eindruck hinterlässt wie Light Of Day, Day Of Darkness.
Der Sound ist ohnegleichen. Das Bühnenbild eine einzige, kalte Zwielicht-Landschaft toter Bäume. Das Licht der Scheinwerfer wurde exakt darauf abgestimmt. Alle Musiker sind selbstverständlich versiert an ihren Instrumenten. Sie tragen schlichte, schwarze Hemden. Beeindruckend sind Stimmumfang und bildgebende Macht des Gesangs von Kjetil Nordhus. Über die gesamte Distanz des Stücks bleiben beide auf dem gleichen hohen Niveau. Abweichend von der CD-Version kommt in Kristiansand zwar kein Kinderchor zum Einsatz, aber zum Höhepunkt des Sets zählt die Darbietung von Michael Krumin am Bouzouki. Dieses Instrument beherrscht der Gitarrist virtuos. Nacheinander steigen die anderen Künstler in die Performance ein und sorgen so für das fulminante Finale von Light Of Day, Day Of Darkness. Hier hält es dann auch keinen mehr in den bequemen Sesseln und endlich trauen sich vereinzelte Metalheads im Publikum zu bangen.
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Die Veröffentlichung von Konzert und Dokumentation haben Green Carnation über ein Crowdfunding auf die Beine gestellt. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen und wird hiermit wärmstens empfohlen.
Last Day Of Darkness wird am 24. August bei Prophecy Productions erscheinen. Neben der DVD wird es auch eine Veröffentlichung des Konzertmitschnitts und des Interviews mit Terje Vik Schei auf Vinyl geben.
Weblinks GREEN CARNATION:
Facebook: https://www.facebook.com/GreenCarnationNorway/
Bandcamp: https://green-carnation.bandcamp.com/