HAMMABURG FEST, Hamburg (17.08.2018)

Fotos: HAMMABURG FEST
In Extremo © Thomas Papenbreer
Geschätzte Lesezeit: 4 Minute(n)

Am Vorabend des Elbriot Festivals fand in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Hamburger Großmarkt das Hammaburg Fest statt. Im Herzen der Stadt, vor dem Mehr! Theater, zur schönsten Sommerzeit, ein Line-Up, mit dem man echt nicht viel falsch machen kann. Das Hammaburg Fest, das vor allem eine zusätzliche Nische für all jene schaffen soll, die sich im Mittelalter-Rock/Mittelalterrock Segment heimisch fühlen setzt auf Nummer sicher und ja, das ganze Ding hat sich, ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, an diesem Abend zu einem Selbstläufer entwickelt. Schon 16 Uhr öffnet der Großmarkt seine Pforten, ich geben zu, ganz so früh bin ich noch nicht da – die A1 Lübeck Hamburg an einem Freitagnachmittag ist nun einmal nichts für den ganz frühen Vogel.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Als ich dann am Mehr! Theater eintreffe, noch rechtzeitig für den Opener Feuerschwanz, erwartet mich eine buntgemischte Schaar Besucher. Die große Anzahl an dort getragenen Shirts mit der Aufschrift Hörner Fest, lässt mich stark vermuten, in welche Richtung das Ganze hier heute Abend gehen wir: es wird deftig, vielleicht auch ein wenig zotig, auf jeden Fall aber ausgelassen metselig bunt und rockig … mit Schalmeien. Feuerschwanz geben hierfür die Einheizer. Die Spielmannstruppe aus Erlangen ist für ihre Spielfreude und mitreißenden Auftritte bekannt, die nie um ein paar zotige und zweitdeutige Sprüche verlegen sind. “Ich zeig‘ Euch mal meine beiden wunderschönen Hupen” ist da noch vergleichsweise harmlos und familientauglich, bevor man mit Krawall den Metnotstand Im Märchenland betrauert oder den Kriegern Des Mets ein Denkmal setzt. Möglicherweise haben Feuerschwanz ja mit dem einen oder anderen Getränkestandbetreiber heute Abend einen kleinen Deal am laufen. Auf jeden Fall sind die Zuschauer nach den Nummern der munteren Truppe schon mal ordentlich auf Betriebstemperatur.

Setlist FEUERSCHWANZ @ Hammaburg Fest, Hamburg (17.08.2018):

01. Hexenjagd
02. Die Hörner Hoch
03. Schubsetanz
04. Methämmer
05. Metnotstand Im Märchenland
06. Krieger Des Mets

Auf die nächst folgende Band habe ich mich an diesem Abend ganz besonders gefreut. Denn Die Apokalyptischen Reiter sind gewissermaßen alte Bekannte von mir. Vor Urzeiten habe ich einmal in meiner alten Heimat, dem Emsland, ein kleines Underground-Festival mitorganisiert, auf dem die Reiter, damals noch in ihrer Anfangszeit, mit von der Partie waren. Was sich da so alles abgespielt hat, darüber deckt man lieber den Mantel des Schweigens (wahrscheinlich können sich die Jungs eh nicht mehr daran erinnern). Aber zu sehen, dass sich die Band mittlerweile zu einem der aufregensten Live-Acts entwickelt hat, den Deutschland aufbieten kann, ist schon irgendwie toll.

Heute Abend sind die Apokalyptischen Reiter definitiv die musikalisch härteste Front auf der Bühne. Das Set ist bestimmt von ihrem aktuellen und bisher erfolgreichsten Album Der Rote Reiter. Fuchs, Volk-Mann, Dr. Pest, Sir G. und Ady haben heute die beste Laune, kommen schon breit grinsend auf die Bühne, nehmen auch die nächsten (sehr knappen) 40 Minuten niemanden gefangen. Hit wird auf Hit abgefeuert. Stagediver auf Stagediver wird aus der Menge gepflückt. Das Publikum hat kaum eine Chance zwischen den Songs Luft zu holen, bevor sich die fünf Männer unisono verbeugen und mehr als unwillig von uns entlassen werden.

Setlist DIE APOKALYPTISCHEN REITER @ Hammaburg Fest, Hamburg (17.08.2018):

01. Wir Sind Zurück
02. Es Wird Schlimmer
03. Der Adler
04. Seemann
05. Reitermania
06. Auf und Nieder
07. Der Rote Reiter
08. Hört Mich An
09. Friede Sei Mit Dir
10. Herz in Flammen

Schandmaul sind in den letzten Jahren definitiv auf dem Höhepunkt ihres Erfolges angekommen. Nummer eins Platzierungen in den Album-Charts, familientaugliche Konzerte und alles, was dazu gehört, wenn man sich entschlossen hat, den Schritt in den Mainstream konsequent zu gehen und das all den Spöttern zum Trotz. Denn man fragt sich schon wie viele Federn die Mittelalter Folk Band aus der Nähe von München dafür lassen musste. Die Gruppe legt einen betont gut gelaunten, aufgeweckten und aber auch leicht routiniert und gefälligen Auftritt hin. Möglicherweise hat man es auch einfach schon zu oft gesehen.

Der Besetzungswechsel an der Geige tut nicht weiter weh, auch die etwas bemüht wirkende Hymne Bunt Und Nicht Braun verweht, ohne wirklich ein Statement zu sein. Aber wahrscheinlich ist der Eindruck auch subjektiv. Die Anzahl der Schandmaul-Fans ist auch heute Abend wieder sehr groß. Die Band kommt sehr gut an, bietet Fan-Service vom Allerfeinsten und ist höchst professionell. Alle haben ihren Spaß, singen und feiern und sind absolut glücklich. Und ehrlich Leute, ist es nicht genau das, worum es bei einem Festival geht?

Setlist SCHANDMAUL @Hammaburg Fest, Hamburg (17.08.2018):

01. Kaspar
02. Krieger
03. Leuchtfeuer
04. Lichtblick
05. Mitgift
06. Bunt Und Nicht Braun
07. Vogelfrei
08. Hofnarr
09. Pakt
10. Der Teufel …
11. Vor Der Schlacht
13. Walpurgisnacht
14. Dein Anblick

Als Headliner des ersten Hammaburg Fests, und zu dieser Entscheidung kann man die Veranstalter eigentlich zu beglückwünschen, gelang es die Götter des Mittelalterrocks zu verpflichten: In Extremo. Die Berliner, die es geschafft haben mit zahlreichen Nummer eins Alben, großen ausverkauften Hallen, ihrer harten Gangart zum großen Teil treu zu bleiben, sind live seit nunmehr 15 Jahren immer wieder ein fantastisches Erlebnis. Das ist nicht nur der gezielt einsetzten aufwendigen Pyro-Technik und den ausgefallenen Kostümen geschuldet, sondern auch den eingängigen Mitgröhl-Songs, die die Jungs im Repertoire haben. Dieses ist mittlerweile so riesig, dass In Extremo wohl eine komplette Tour spielen könnten, ohne sich im Set einmal zu wiederholen. Stattdessen gönnt man sich den Luxus des Cherry-Pickings und hat dafür ein gutes Händchen.

Man eröffnet mit Quid Pro Quo vom gleichnamigen aktuellen Album und hat automatisch jeden auf dem Großmarkt auf seiner Seite. Jede Zeile wird vom Publikum mitgelebt. Bei ruhigeren Stücken, wie Vollmond schauen alle versonnen zum Himmel, bei Rotes Haar, der Liebsten ganz tief in die Augen. Über die Jahre, man sieht es Michael Robert Rhein aka Das Letzte Einhorn und seinen Mannen langsam an, ist man schon etwas grauer um die Schläfen geworden, aber nicht unbedingt leiser. Das Hammaburg Fest schließt mit einem Klassiker Pikse Palve. Auf Wiedersehen! Ich sehe keinen Grund warum denn eigentlich nicht.

Setlist IN EXTREMO @ Hammaburg Fest, Hamburg (17.08.2018):

01. Quid Pro Quo
02. Feuertaufe
03. Vollmond
04. Störtebeker
05. Unsichtbar
06. Lieb Vaterland, Magst Ruhig Sein
07. Rasend Herz
08. Frei Zu Sein
09. Rotes Haar
10. Sängerkrieg
11. Sternhagelvoll
12. Moonshiner
13.Himmel Und Hölle
14. Pikse Palve

Autor