Bury Tomorrow perfektionieren Bury Tomorrow
Metalcore muss sich von seinen Kritikern oft den Vorwurf der Formelhaftigkeit gefallen lassen. Doch bei aller Anerkennung für musikalische Wandlungsfähigkeit hat auch stilistischer Stillstand seinen Reiz – Wenn die Qualität stimmt. Wie bei Bury Tomorrow. Während sich Parkway Drive experimentierfreudiger geben und zuletzt mit Reverence weiter vom Metalcore abgerückt sind, halten die Engländer auf ihrem fünften Studioalbum Black Flame unbeirrbar daran fest. Schon mit dem Vorgänger Earthbound (2016) dürfte die fünfköpfige Band aus Southhampton so ihren australischen Kollegen den ein oder anderen Fan abgeworben haben. Ob Zufall oder nicht: Einige Riffs und Growlparts auf Black Flame erinnern an ältere Parkway Drive Stücke. Doch genug der Vergleiche, denn die schwarze Flamme brennt ohne Grillanzünder.
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Das Wechselspiel aus dem gutturalen Gekeife von Frontmann Daniel Winter-Bates und dem sehnsüchtigen Clean Gesang von Gitarrist Jason Cameron bestimmt auch auf Black Flame das Geschehen. Bury Tomorrow wissen, wie Brutalität und Harmonie für eingängige Melodien vermengt werden müssen. Bereits beim Opener No Less Violent macht sich die fette Produktion bemerkbar, für die es sich lohnt, einen qualitativ hochwertigen Kopfhörer auf die Ohren zu packen. Mit Adrenaline haben Bury Tomorrow den ersten nach Moshpit gierenden Konzertkracher auf dem Album, der von wuchtigen Gitarren mit Djent-Anleihen und präzisem Schlagzeug nach vorne getrieben wird. Es purzeln die Breakdowns. “Can you feel it, the rush it gives? Let go, discover what you’re here for, we feel it, Adrenaline” sind schnell gelernte Lyrics zum Mitsingen für emotional sicher mitreißende Live-Erlebnisse.
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Der Titeltrack Black Flame war bereits die erste Single – eine gute Wahl. Das Lied besticht durch den eingängigen Refrain mit Gänsehautgarantie, bei der Gitarrenarbeit kommen alle Headbanger auf ihre Kosten: Der erste Ohrwurm. Das aggressivere, bassige My Revenge dürfte live die Pit zum Glühen bringen, ist insgesamt aber ein zu typischer Bury Tomorrow Track und muss damit die undankbare Rolle des Lückenfüllers einnehmen. Interessanter wird es mit More than Mortal, das textlich vielfältiger daherkommt, das Tempo steigert und eine mustergültige Balance aus brutalen Shouts und klarem Gesang findet. Der Refrain: zum Niederknien, zum Moshen, zum Weinen. Beim giftigen Knife of Gold, der zweiten Auskopplung des Albums, peitschen Zuhörern die Nuancen von Daniel Winter-Bates Schreivermögen um die Ohren, flott geknüppelte Drums und ausgelassenes Saitenspiel verleihen dem Lied Dynamik.
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The Age erinnert stilistisch wieder an Black Flame und More than Mortal. Weil das Konzept erneut aufgeht, gibt es kaum Abnutzungerscheinungen. Die Festivalrakete Stormbringer zelebriert den Metalcore mit prächtigen Riffs und Breakdowns, beim vorletzten Track Overcast lassen es Bury Tomorrow langsamer angehen, womit der Wechsel von gutturalem und klarem Gesang an Profil gewinnt. Das abschließende Peacekeeper versammelt nochmal all jene Elemente, die auch noch 2018 für Bury Tomorrow stehen, bevor das Lied zu sphärischen Gitarren und Klangspielereien verstummt. Bis der Finger auf “Repeat” klickt und die schwarze Flamme erneut zu brennen beginnt.
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Auch auf Black Flame lässt sich Bury Tomorrow mangelnde Abwechslung vorwerfen, echte Überraschungen gibt es weder musikalisch noch beim Songwriting. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob vermeintlich fehlende Innovationskraft negativ ins Gewicht fällt, wenn das Ergebnis dermaßen überzeugt. Black Flame ist ein Brett und wer sich für Metalcore begeistert, kommt kaum daran vorbei.
Bury Tomorrow ist ein so brachiales wie zugängliches Album gelungen, das in einem gesättigten Genre auf vertraute Weise begeistert ohne zu langweilen. Fans werden es der Band ohnehin hoch anrechnen, dass sie ihrem Stil treu geblieben ist und diesen auf Black Flame weiter perfektioniert hat.
Update August 2018: Nachhaltige Beschallung durch Black Flame trägt zum allgemeinen Wohlbefinden ein und treibt die Endwertung auf 8.
Black Flame ist seit dem 13. Juli 2018 erhältlich.
Tracklist BURY TOMORROW – Black Flame
01. No Less Violent
02. Adrenaline
03. Black Flame
04. My Revenge
05. More Than Mortal
06. Knife of Gold
07. The Age
08. Stormbringer
09. Overcast
10. Peacekeeper
Termine BURY TOMORROW – Tour 2018
24.11.2018 Münster, Sputnikhalle
25.11.2018 Hamburg, Markthalle
30.11.2018 Berlin, SO 36
01.12.2018 Leipzig, Conne Island
03.12.2018 München, Backstage
04.12.2018 Graz, Explosiv
07.12.2018 Wiesbaden, Schlachthof
08.12.2018 Köln, Essigfabrik
Weblinks BURY TOMORROW:
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