Das sympathische Melting Sounds ging in die vierte Runde. Wie immer hieß es: Dunkle Musik verschiedener Stilrichtungen aus verschiedenen Ländern im industriellen Ambiente der alten Zeche, dazu eine kleine Kunstausstellung (in diesem Jahr mit Werken von Franks Reich, Blendwerk31 und Slindesign),
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Wieder einmal waren einige hundert Menschen gekommen, davon wohl knapp 95 Prozent schwarz gekleidet. So war der Innenraum schon angenehm gefüllt, als Monographic pünktlich um 18:45 Uhr die Bühne betraten. Die Hamburger spielen Postpunk mit Psychedelic-Elementen, das erste Album S/T kam vor knapp zwei Jahren auf den Markt. An diesem Abend durfte die Band einen Gastmusiker in ihren Reihen begrüßen, der vor Jahresfrist an Ort und Stelle spielte. Jojo Brandt von The Convent half am Bass aus, der genretypisch deutlich hörbar brummelte. Ein grundsolider Opening Act, der nach 40 Minuten seinen wohlverdienten Applaus erhalten sollte.
Setlist MONOGRAPHIC @ Essen, Zeche Carl (31.03.2018)
01. The Eyes
02. Listen
03. Sail Away
04. Tomako
05. Done It Again
06. Before The Night
07. The Light
08. Endless
Nach einer ganz jungen kam eine ganz alte Band auf die Bühne. So alt, dass als offizielle Homepage auf Facebook tatsächlich eine MySpace-Seite angegeben ist. Charles de Goal kommen – wie der Name vermuten lässt – aus Paris, gehören zu den Pionieren des französischsprachigen Wave, hatten Anfang der 80er mit Exposition einen nicht kaputt zu kriegenden Szene-Hit und spielen nur sehr selten in Deutschland. Warum eigentlich? Trotz Sprachbarriere ging der Mix aus klassischem Postpunk, Elektronik, Gothrock und Punkrock verdammt gut rein. Abwechslungsreich, kraftvoll und mit starker, prägnanter Stimme ausgestattet lieferte das Quintett um Frontmann Patrick Blain einen mitreißenden und rundum überzeugenden Auftritt ab.
Setlist CHARLES DE GOAL @ Essen, Zeche Carl (31.03.2018):
01. 7x
02. Radio on
03. Modem
04. Ambiance répétitive
04. Zigzag
05. Passion/Éternité
06. Hais-Toi!
07. Frédéroc
08. A feu et a sang
09. Larmes a gauche
10. Blackpool
Dritter Act, dritter anderer Musikstil: Fans von Slowdive & Co. konnten sich vor allem auf den Auftritt von Last Leaf Down freuen. Shoegaze alter Schule mit lärmigen Gitarrenwänden und schleppenden Drums, der sich perfekt für laue Herbsttage eignet. Eine Assoziation, die anscheinend auch die Band selbst hat, schaut man sich mal ihre letzten Plattencover und Promofotos an. Die helle, stadionrocktaugliche und manchmal jammernde Stimme von Benjamin Schenk ist sicherlich Geschmackssache, Shoegaze-Liebhaber- und Sympathisanten werden allerdings ihre Freude an der Performance der Schweizer gehabt haben.
Setlist LAST LEAF DOWN @Essen, Zeche Carl (31.03.2018)
01. Deaf Heart
02. In Dreams
03. The Theme
04. The Thought That I Saw You
05. Ghost Trails
06. Truth Is A Liar
07. Dust
08. Mislead
09. Fake Lights In The Sky
10. The Path
11. Blind Mind
Bis hierhin lief technisch und musikalisch so ziemlich alles glatt. Die Serie sollte zum Auftritt von Esben And The Witch leider reißen. Das britische Post-Rock-Trio, welches sich mittlerweile dauerhaft in Berlin niedergelassen hat, kämpfte fast über die gesamte Spielzeit mit Setup-Problemen. Wie gut, dass Rachel Davies’ Stimme so glockenklar erklang wie eh und je und die Fans vor der Bühne offenbar weniger von den Schwierigkeiten mitbekamen als die Band selbst. Wie gewohnt ein fesselnder Auftritt voller Dynamik, der entsprechend bejubelt wurde.
Es passiert selten genug, dass der ruhigste Act eines Festivals den Headliner-Slot einnimmt. Geschieht dies dann aber doch mal, hat dies seine Gründe. Wer bis 23:30 Uhr durchhielt, wurde mit einer ergreifenden Performance von Jérôme Reuter und Mitstreitern, besser bekannt als Rome, belohnt. Der meist zurückhaltende Chanson Noir-Sound in Verbindung mit Reuters kraftvoller Stimme hätte es jedoch verdient gehabt, in Ruhe genossen werden zu können. Leider wurden manche Privat-Unterhaltungen im Publikum mit zunehmender Set-Dauer zunehmend lauter, was das Gesamterlebnis doch hörbar störte. Gegen 1 Uhr war das vierte Melting Sounds Festival dann Geschichte.
Setlist ROME @ Essen, Zeche Carl (31.03.2018):
01. Clemency
02. Like Lovers
03. Secret Germany
04. Celine In Jerusalem
05. Blighter
06. Hope Dies Painless
07. Families Of Eden
08. Spanish Drummer
09. Slaver
10. Sons Of Aeeth
11. One Lion’s Roar
12. The Torture Detachment
13. Seed Of Liberation
14. Skirmishes (Z)
15. Farewell To Europe (Z)
16. One Fire (Z)
17. Neue Erinnerungen (Z)
Eine Idee mit Vorbildfunktion für andere Veranstaltungen sei zum Ende dieser kleinen Festivalschau aber noch erwähnt: Gegen einen Mini-Preis von 2 Euro konnte man zwischen den Auftritten mit allen Bands eine Art „Polaroid 2.0“-Foto schießen und direkt mitnehmen, einen Absinth-Klopfer gab es umsonst dazu. Fannah und szenenah mit spannenden Acts jenseits ausgeschlachteter Großfestivalprogramme – wir hoffen auf ein fünftes Melting Sounds Festival rund um Ostern 2019.
Bildergalerien: Daniel Beiderwieden