Ungünstiger hätte der Termin für das leider mal wieder einzige NRW-Konzert von Franz Ferdinand im Kölner Palladium kaum fallen können. Der aktuell wohl populärste deutsche Rap-Act K.I.Z verkaufte das direkt gegenüberliegende E-Werk auf der „Nur für Frauen“-Tour problemlos aus und – noch viel schlimmer – The Killers spielten in der nur wenige Kilometer entfernten Lanxess Arena vor einer fünfstelligen Kulisse. Dass der Trupp um Sänger Brandon Flowers den sympathischen Schotten so manch einen Zuschauer kostete, wurde bei Betreten des gegen 20 Uhr erschreckend leeren Palladiums deutlich.
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Trotzdem freuten sich zunächst die Leoniden über ihr „bisher größtes Konzert überhaupt“. Die jungen Kieler Alternative-Rocker konnten mit ihren verspielten, meist gut tanzbaren Sounds durchaus den ein oder anderen Besucher überzeugen. Dass Vokalist Jakob Amr verhältnismäßig häufig mit Kopfstimme singt, ist sicher Geschmackssache – die meisten Anwesenden fühlten sich nach 30 Minuten mit einigen Songs aus dem selbstbetitelten, 2017 erschienenen Debütalbum zumindest gut für den Hauptact aufgewärmt.
Der startete pünktlich um 21 Uhr bei mittlerweile wenigstens knapp über Hälfte gefüllten Palladium mit dem bockstarken Titeltrack der fünften LP Always Ascending. Direkt wurde deutlich, dass Franz Ferdinand nach dem Abgang des langjährigen Gitarristen und Keyboarders Nick McCarthy nun noch ein wenig elektronischer unterwegs sind als früher. Julian Corries Synthie-Unterbau verleiht den ohnehin schon fast durchweg tanzbaren Stücken noch mehr Drive – sonst war alles wie immer. Nur, dass aufgrund des Wegfalls von McCarthy die Kultsongs Tell Her Tonight und Erdbeermund wegfallen. Schade, aber an gleichwertigem Ersatz in Sachen Hitmaterial mangelt es Franz Ferdinand nicht. Die Band um den gut aufgelegten und frisch blondierten Sänger Alex Kapranos stellte eine ausgewogene Setlist zusammen, bei der sich die neuen Stücke mit den Klassikern bestens abwechselten.
Naturgemäß reagierte das Publikum bei Liedern wie Glimpse Of Love, Lois Land oder der Ballade The Academy Award bei aller Qualität der genannten Songs nicht übermäßig euphorisch. Aber immer dann, wenn die Stimmung womöglich zu kippen drohte, kam direkt einer dieser großen Hits, die jeder mitsingen kann. Take Me Out, Michael, Ulysees, Matinee, Do You Want To?, Love Illumination – und die Menge im vorderen Hallenteil hüpfte, als wäre es wieder 2005. Bei This Fire sprang am Ende sogar die ganze Halle. Auch wenn der „New Wave Of New Wave“-Trend längst brutal abgeflaut ist und sich viele der Weggefährten von damals entweder musikalisch neu ausgerichtet oder ganz aus dem Musikbusiness verabschiedet haben, sind und bleiben Franz Ferdinand auch 2018 noch relevant. Denn so viele Rockbands gibt es nicht, die ihr Publikum über 90 Minuten so konstant zum Tanzen bringen und einfach gute Laune verbreiten.
Setlist FRANZ FERDINAND @ Köln, Palladium (05.03.2018)
01. Always Ascending
02. Walk Away
03. No You Girls
04. Lois Lane
05. Lucid Dreams
06. Matinee
07. Paper Cages
08. Glimpse Of Love
09. Do You Want To?
10. The Academy Award
11. Take Me Out
12. Michael
13. Feel The Love Go
14. Ulysses
15. Lazy Boy
16. Love Illumination
17. Huck And Jim
18. This Fire
Galerien: Angela Trabert