EDITORS – Köln, Palladium (25.03.2018)

Fotos: EDITORS
Editors © Angela Trabert
Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

Ich muss zugeben, dass ich mit den letzten Alben der Editors nicht ganz so viel anfangen konnte; mir wurde da etwas zu sehr in Richtung Mainstream-Bombast-Rock geschielt, was der Tiefe der Songs meiner Meinung nach nicht so gut getan hat. Allerdings ist das Quintett immer noch eine hochqualitative Live-Band, was sie am 25.03. im proppevollen Kölner Palladium wieder unter Beweis stellten. Davon wollten sich gut  4.000 Leute überzeugen und füllten die Lokalität ziemlich komplett.

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Als Support hatten sie die Londoner Band Public Service Broadcasting an Bord, welche eine recht bunte Mischung aus Indie-und Alternative-Rock mit einer abrundenden Prise an elektronischem Beiwerk sowie Trompete darboten. Wer dazu allerdings auf Gesang wartete, der wurde enttäuscht; das Trio von Public Service Broadcasting sind seit ihrer Gründung 2009 eine Instrumental-Band, welche Dokumentationsberichte mit ihrem Sound untermalen. Dies taten sie mit Bravour, wobei der Zuschauer jedoch auf die große Leinwand starrte und die historischen Doku-Filme verfolgte. Es war eine dreiviertel Stunde gespanntes Warten auf Kommendes, was wohl mit der Verteilung von Augenbinden und Rotwein-Flaschen am Eingang einen mächtigen Aufschub widerfahren hätte.

Setlist PUBLIC SERVICE BROADCASTING @Köln, Palladium (25.03.2018):

01. People Will Always Need Coal
02. Progress
03. Korolev
04. Spitfire
05. They Gave Me A Lamb
06. All Out
07. Go!
08. Gagarin
09. Everest

Nach kurzer Umbaupause lüftete sich der Vorhang – und das im wahrsten Sinne: hinter dem schwarzen Schleier offenbarten sich neben dem wuchtigen Schlagzeug vier hoch hinausragende metallisch wirkende Skulpturen, welche jeden Transport-Logistiker erschaudern ließen. Die Editors füllten dieses imposante Bühnenwerk schnell mit ihrem musikalischen Schaffen. Der Fokus der Setlist lag auf dem brandneuen Album Violence; der Opener war logischerweise das antreibende Hallelujah, welchem Tracks wie Darkness At The Door, Nothingness und dem sich steigernden und tanzbaren Titelgeber Violence folgten. Letzterer ging fließend in den etwas älteren Track No Harm über, der einer aus der illustren, musikalischen Geschichte der Editors ist, die außerdem um die jüngsten Songs vorgetragen wurden. Dies bewerkstelligte hauptsächlich Sänger Tom Smith, der jeden einzelnen Song wahrlich durchlebt – ja manchmal zu durchleiden scheint, und wie ein unsteter Geist über die Bühne fegt. Abgestimmt mit einer imposanten Lichtshow wirkten die Lieder Formaldehyde, Sugar oder alte Kultwerke wie Munich und The Racing Rats immer noch sehr lebendig. Das Quintett wirkte dabei jeweils wie aus einem Guss und pushte das Publikum damit außerordentlich auf. Sehr beeindruckend fand ich persönlich den Song In This Light And On This Evening – auch nach Jahren sehr tiefgehend und explosiv! Mit dem Lied Ocean Of Night, welches in einem fulminanten Drum-Solo von Musiker Ed Lay endete, verschwanden die Briten gefühlt viel zu früh von der Bühne.

Die Zugabe legt noch einen drauf: Tom Smith trug eingangs alleine und mit Akustikgitarre bewaffnet ein sehr emotionales No Sound But The Wind vor; ein Song, welcher in verschiedensten Varianten in das Live-Reportoire der Band gehört und auf dem neuen Album in dieser Version nochmal verewigt wurde. Ungewöhnlich, doch nicht minder schlecht waren weitere neue Tracks wie Magazine in der Zugabe, die in zwei langen, exzessiv vorgetragenen Versionen von den Knallern Papillon und Marching Orders endete. Selbst wenn man kein Die-Hard Fan der Band ist, kann man nach dem gut einhundertzehn minütigen Konzert im Palladium sagen, dass die Editors auf der Bühne eine herausragende Hausnummer sind! Da darf man sich schon auf ein Wiedersehen freuen …

Setlist EDITORS @Köln, Palladium (25.03.2018):

01. Hallelujah (So Low)
02. A Ton Of Love
03. Formaldehyde
04. Darkness At The Door
05. Violence
06. No Harm
07. Lights
08. Blood
09. Munich
10. An End Has A Start
11. In This Light And On This Evening
12. Eat Raw Meat = Blood Drool
13. Nothingness
14. Belong
15. Sugar
16. The Racing Rats
17. Ocean Of Night
18. No Sound But The Wind (Z)
19. Cold (Z)
20. Magazine (Z)
21. Papillon (Z)
22. Marching Orders (Z)

Galeriebilder: Angela Trabert

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