Am 31. März 2018 geht das Melting Sounds Festival, das wir seit dem letzten Jahr mit präsentieren, in die vierte Runde und auch dieses Mal darf sich der geneigte Musikliebhaber auf ein Programm freuen, das es in sich hat. Nachdem 2017 u. a. The Fair Sex und The Convent zum Line-up gehörten, wird 2018 Jerome Reuter mit seinem Projekt Rome aus Luxemburg ebenso mit dabei sein, wie die wundervollen Briten Esben And The Witch. Dazu gibt es mit Monographic Post Punk aus Deutschland, Shoegaze aus der Schweiz mit Last Leaf Down und aus Frankreich sind Charles De Goal dabei, zu deren Szenehit Exposition wohl schon fast jeder getanzt hat und der auch live sicher für viel Bewegung sorgen wird. Schon an dieser Auswahl merkt man, dass der Veranstalter wieder einmal mit viel Herzblut bei der Sache war und einen wavigen und äußerst spannenden Überblick über die breitgefächerte schwarze Szene aufbietet. Grund genug, sich mal mit dem Veranstalter dieser tollen Veranstaltungsreihe zu unterhalten.
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Hallo mein Lieber!
Hallo und vielen Dank für die Möglichkeit ein Interview zu geben.
Fangen wir mal ganz am Anfang an: Wie kam es zu der Idee, ein eigenes Festival aufzuziehen?
Ohje, wie erkläre ich den Anfang ohne zu weit auszuholen? Ich beginne einfach mal mit meinem Lieblingssatz: “Das Universum ist gut zu mir. Und es liegt an mir etwas von dieser Güte weiterzugeben.”
Vor dem Melting Sounds Festival Vol. I war ich damals annähernd 15 Jahre in der schwarzen Szene unterwegs. In dieser Zeit habe ich hunderte Konzerte und Festivals konsumiert. Da das Universum gut zu mir war, konnte ich mir auch einige Festivals leisten. Neben den üblichen Gigafestivals besuchte ich damals bereits die kleineren, wesentlich intimeren Konzerte und Festivals.
Diese wurden jedoch immer rarer. Ich bemerkte, dass Konzerte mit Gitarrenmusik immer weniger angeboten wurden. Partys mit Musik aus den Anfängen wurden immer schlechter besucht. Das Zwischenfall in Bochum brannte ab. Neue Bands die einen schwermütigen Sound spielten hatten es schwer. Alles in allem also eine Zeit in der die Szene versuchte sich zu finden und neu zu positionieren.
Als dann mein Geburtstag näher rückte und mich meine wunderbare Frau fragte, was ich mir, der ja alles hat, wünsche, war die Idee erstmals geboren. Ich wollte einen Abend in intimen Rahmen mit frischen und bekannten Bands. Einen Abend bei dem Freunde melancholische Musik hören, ein paar Bier trinken und sich Zeit für die wichtigen Dinge im Leben nehmen. Kurzum, ich wollte der Szene etwas zurückgeben.
Beruflich bin ich gewohnt Dinge zu organisieren. Aber ein Festival? Ich hatte keine Ahnung was wichtig war. Daher holte ich mir Hilfe beim ehemaligen Besitzer des Zwischenfall Norbert Kurtz. Auch mein guter Freund Jörg, bekannter als DJ Tuxedomoon, half mir. Kurzum fragte ich damals Matt Howden alias Sieben, Ascetic:, Aeon Sable und Soror Dolorosa an. Alle Bands sagten direkt dem Konzept zu. Mit der tatkräftigen Unterstützung meiner Freunde und Kollegen fand das erste Melting Sounds damals im Bahnhof Langendreer statt. Obwohl die Bands damals durchs Fenster in den Backstagebereich einsteigen mussten, war das Feedback der Gäste, Bands und aller Beteiligten so groß, dass ich mich entschied ein Szenefestival aufzubauen. Die persönliche Komponente ist mir dabei besonders wichtig. So sind alle Gerichte im Backstage von mir persönlich hergestellt. Das Publikum wird an der Tür von mir persönlich begrüßt und im Laufe des Abend laufe ich immer mal wieder durch das Publikum und verteile Süßigkeiten.
Das Melting Sounds Festival ist von Jahr zu Jahr weiter gewachsen und auch bekanntere Namen gehören mittlerweile zum Line-up. Was ist Dir bei der Bandauswahl besonders wichtig?
Nun grundsätzlich bleibe ich der Gitarrenmusik treu. Dann gebe ich auch unbekannteren Bands die Möglichkeit zu spielen. Egal ob es Ascetic:, The Foreign Resort oder Monographic sind. Überzeugt mich eine Band, hat diese gute Chancen. Ebenso sollte eine Band aus „den alten Tagen“ dabei sein. Ich mag es einfach die Freude in den Augen zu sehen, sobald das Publikum die Songs „von früher“ live erleben darf. Zu guter Letzt liegt alles aber auch an meinen finanziellen Möglichkeiten. Ich bezahle die Festivals aus eigenen Reserven. Leider deckt das Melting Sounds Festival die eigenen Kosten nicht. Daher sind Bands mit gigantischen Besucherzahlen natürlich nicht drin. Aber das würde ja auch die Stimmung zerstörten.
Wie informierst Du Dich über ambitionierte Nachwuchsbands oder Geheimtipps, die ja immer wieder eine wichtige Rolle im Line-up des Melting Sounds Festivals spielen?
Auch weiterhin besuche ich viele Konzerte und Festivals. Meiner Meinung nach kann ich nur dort das Potenzial einer Band wirklich erleben. Ein gutes Beispiel dafür sind Nordic Giants. Auf CD ist es gute Musik. Als Liveband aber ist es ein zutiefst beeindruckendes Erlebnis. Noch ein Jahr nach deren Auftritt habe ich begeisterte Post von Besuchern bekommen. Wer auf der Suche ist, dem kann ich das „Gotham Sounds Festival“, das „Owls n Bats Festival“ oder „A Hidden Tune“ empfehlen.
Das Festival 2018 naht mit großen Schritten. Wie ist der Stand der Vorbereitungen? Was ist 2018 neu und anders gegenüber den Vorjahren?
Ich habe am vergangenen Wochenende zwei Dutzend Hotelzimmer für die Bands gebucht. Diese Woche werde ich die Technik für die Bühne bestellen. Dann erstelle ich einen „Festival Rider“. In diesem stehen alle wichtigen Details für die Bands und Künstler zur Verfügung. Von der Anreise, Spielzeiten, Informationen über das angebotene Catering, Hoteldetails und technische Spezifikationen über die Technik vor Ort. Die Planung für die Aufbauzeiten, Anreise und ähnliches sind auch schon durchgeführt. Alle Freunde wissen auch schon, wer welche Verantwortung an dem Abend hat. Wir sind da gut eingespielt.Verändern werden wir dieses Jahr am Konzept nicht viel. Hier und dort wird etwas optimiert. Aber nichts Wesentliches. Wobei! Doch! Wir planen eine Zuckerwattemaschine einzusetzen. Das wird der Knaller.
2018 werden wieder 5 Acts aus 5 verschiedenen Ländern auftreten. Zufall oder ist Dir Vielfalt auch in dieser Hinsicht besonders wichtig?
Natürlich. Ohne Vielfalt wären wir längst in einer Orwellschen Welt.
Nach welchen Kriterien wird die Auftrittsreihenfolge festgelegt?
Ohje, das ist eine sehr schwierige Frage. Natürlich spielt der Bekanntheitsgrad der Band eine entscheidende Rolle. Aber natürlich auch die Dramaturgie auf der Bühne. Es muss eine stimmige Reihenfolge ergeben, in der sich der Zuhörer fallen lassen kann.
Neben der Musik gibst Du auch bildnerischen Künstlern im Rahmen des Melting Sounds Festivals die Chance, ihre Arbeiten auszustellen. Welche Intention verfolgst Du damit?
Ich liebe schöne Dinge. Von einer schönen Teetasse, über ein tolles Bild bis hin zu schönen Frauen und toller Musik kann ich mich leicht für Schönheit begeistern. Da war es klar, dass ich die Zeche Carl mit bildenden Künstlern an diesem Abend ausfüllen möchte. Das war auch der Grund warum wir aus dem Bahnhof Langendreer in die Zeche Carl gezogen sind. Mehr Raum für die schönen Dinge.
Bist Du selbst ein kreativer Mensch?
Ich habe viele Ideen und bin bekannt dafür auch mal lustige Einfälle umzusetzen. Aber ich bin leider niemand, den man als bildenden Künstler bezeichnen könnte.
Auf was freust Du Dich 2018 am meisten?
Natürlich auf das Melting Sounds Festival. Alle Bands wurden von mir ausgesucht, weil es mir eine Herzensangelegenheit war. Da ist mir auch egal, dass ich vermutlich wiedermal fünftausend Euro draufzahlen werde. Zudem haben wir im Herbst 2017 einen Hund gerettet. Die kleine Fellnase hat unser Leben jetzt schon total bereichert und ich bin gespannt wie es weitergeht.
Was würdest Du sagen, unterscheidet das Melting Sounds Festival von anderen Festivals?
In erster Linie die Stimmung. Ich werde immer wieder gefragt, wie wir es schaffen, dass sich jeder so wohl und willkommen fühlt. Tatsächlich ist das keine Leistung von mir alleine. Dazu gehören meine Freunde als fleißige Helfer, die Bands und auch die Gäste.
Und natürlich die Tatsache, dass die Zuschauer mit Süßigkeiten vom Veranstalter persönlich beglückt werden…?
Da haben wir wieder die persönliche Note,…
Welche Traumacts für ein Melting Sounds Festival hast Du?
Uff! Das wird schwer. Wenn ich es mir leisten könnte und dafür niemanden aus der Erde holen müsste. Dann vermutlich folgende Reihenfolge:
Sieben – The Chameleons – Faith and the Muse – Bauhaus – The Cure
Vermutlich wären meine Synapsen damit vollkommen überfordert und ich würde mir im Laufe des Abends öfters wünschen zum Schlußakkord zu sterben. Aber das wäre ein Line-up bei dem ich nackt und lachend um die Bühne laufen würde.
Gibt es für die Zukunft Expansionspläne, z.B. in Form einer zusätzlichen Bühne, einem Warm-up am Vorabend o.ä.?
Im Moment steht das Melting Sounds Festival 2018 im Zentrum meiner Planung. Damit sind wir auch erstmal voll beschäftigt.
Ob es dann ein Melting Sounds Festival in 2019 geben wird ist derzeit noch höchst unklar. Bisher war kein Festival kostendeckend. Seit 2015 habe ich mehr als den Wert eines neuen Mittelklassewagens in diese Veranstaltung investiert. Da kommt natürlich die Frage auf, wie lange das noch möglich ist. Zumal mit dem „A Hidden Tune“- Festival der Grundstein für etwas Neues geschaffen wurde. Auch sehe ich, dass die Konzert- & Festivallandschaft wieder aufblüht. Besteht da noch die Notwendigkeit eines Melting Sounds Festivals?
Derzeit mache ich diese Entscheidung allerdings am Erfolg in 2018 abhängig.
Als sehr angenehm empfinde ich, dass Du Dich auch immer wieder für andere Events und Festivals einsetzt und keinerlei Konkurrenzdenken erkennbar ist – Die Szene liegt Dir offensichtlich wirklich am Herzen. Wo siehst Du diese in 5 oder gar 10 Jahren?
Natürlich unterstützen wir andere Veranstalter. Wir leben ja von dem gegenseitigen Austausch und der Unterstützung.
Wo die Szene in 5 – 10 Jahren steht kann ich allerdings schwer prophezeien. Ich sehe viel Bewegung in der Jugendkultur. Es scheint wieder „In“ zu werden Gitarrenmusik zu hören. Schön wäre es, wenn dies zu einer Verjüngung der Szene führen würde. Gleichzeitig, würde damit auch ein sehr lange behütetes Wertegefühl der Szene endlich einmal modernisiert werden. Ob dies von den jetzigen Szenegängern allerdings in voller Front begrüßt wird, ist mir nicht klar. Oft habe ich das Gefühl, das die Szene sich bewusst konservieren möchte. Skeptisch bin ich auch bei der Vereinnahmung typischer Szenethemen durch radikale Strömungen. Nicht nur die Flüchtlingsdebatte in der Gesellschaft hat zu einem drohenden Kippen der Kultur in rechtsradikale Meinungen und plakative Parolen geführt. Hier wird sich zeigen wie lange die kulturelle Impfung der Szene funktioniert. Ich bin mir aber sicher, dass Musik als Gesprächsthema und Kit innerhalb der Szene noch lange eine funktionale Rolle einnehmen wird. Umso wichtiger ist es daher Musikveranstaltungen weiterhin zu unterstützen.
Gehen wir zum Schluss mal einen Schritt weiter und stellen uns vor, es ist Sonntagmorgen nach dem Festival. Wie muss es gelaufen sein, damit Du sagen kannst: „Ja, das war ein richtig gelungenes Event“?
Kurzum: Es muss ein richtig gutes Event gewesen sein! Die Gäste, Bands, Künstler und auch die Helfer müssen zufrieden sein. Wenn ich viele lächelnde Gesichter im Publikum, glückliche Künstler und erschöpfte, aber zufriedene Helfer sehe, dann war es ein richtig gelungenes Event.
Das Melting Sounds Festival 2018 wird präsentiert von Orkus! und Monkeypress.de!
Weblinks MELTING SOUNDS FESTIVAL:
Homepage: http://meltingsoundsfestival.de/
Facebook: https://www.facebook.com/MeltingSoundsFestival/
Veranstaltung 2018: https://www.facebook.com/events/268046320359387/