MARILYN MANSON – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle (29.11.2017)

MARILYN MANSON - Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle (29.11.2017)
Marilyn Manson, © Michael Gamon
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In den letzten Jahren waren Konzertbesucher eines Marilyn Manson Konzertes nicht immer voll des Lobes über das Erlebte. Sie berichteten immer wieder über stimmliche Schwächen und sonderliches Gehabe, selbst für Fans des Mansonschen Universums. Bei den diesjährigen Terminen gingen viele auch schon zweifelnd zum Konzert und gaben danach umso überraschter frohe Kunde. Manson habe die Töne getroffen und eine gute Show abgeliefert. Und so wurde ich ermutigt, mir ein persönliches Bild zu machen und zu meinem ersten Marilyn Manson Konzert zu gehen. Draußen herrschte frostiges Novemberwetter und auch in der zugigen Mitsubishi Electric Halle war es ziemlich frisch, da ich oben auf der Tribüne Platz genommen hatte.

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Pünktlich um 20:00 Uhr gingen die Lichter im Saal aus und Dinos Chapman betrat die Bühne, ging zu den bereitstehenden Turntables. Ein Klangteppich aus gefühlt willkürlich zusammengesetzten Tönen wurde mit einem unterstützenden Beat unterlegt, insgesamt ergab sich daraus ein merkwürdiger Soundteppich. Fiepsen, blubbern, wabern… keine Ahnung. Ähm, ja! Vielleicht funktioniert diese Musik, wenn man dazu hübsche bunte Pillen einwirft, mein Geschmack, ich war vollkommen nüchtern, wurde jedenfalls nicht getroffen. Ich fand die Darbietung nach kürzester Zeit anstrengend, obwohl ein paar gute Ansätze zu erkennen waren. Nach einer halben Stunde Spielzeit wurden Pfiffe aus dem Publikum laut. Ein sehr verhaltener Applaus ertönte zum baldigen, glücklichen Ende.

Während der Umbaupause ergab sich die Gelegenheit, das nun fast vollzählige Publikum ein wenig zu beobachten. Einige schillernde Persönlichkeiten blitzten aus der Menge von rund 6.500 Personen hervor. Der wie üblich in schwarz gekleidete Goth stand neben Jeanskutten. Alt und Jung, Schwarz und Bunt, alles traf sich, um den Abend mit einem Manson-Konzert zu feiern.

Punkt 21:00 Uhr gingen die Lichter aus, doch der schwarze Vorhang hob sich noch nicht. Ein Meer aus gezückten Handys wartete auf den baldigen Beginn. Um 21:09 Uhr fiel endlich der Vorhang und Marilyn Manson rollte auf seiner Sonderanfertigung auf die Bühne. Notwendig geworden war diese, weil er im Oktober des Jahres aufgrund eines heimtückischen Anschlags der Bühnenausstattung auf ihn diverse Verletzungen erlitten hatte und nun mit Unterstüzung von Krücken und zeitweilen im Rollstuhl sitzend seine Konzerte bestreitet. Der Sound war zu Beginn sehr unausgewogen, Marilyn’s Stimme ging im lauten Sound der Band schlicht unter. Nur in den leiseren Passagen war er recht gut zu verstehen. Im weiteren Verlauf des Konzertes änderte sich der Klang, nur noch die überaus dominante Gitarre übertönte regelmäßig seine Stimme.

Nach dem Einstieg mit Revelation #12 begrüßte er das Publikum mit “Düssel… Doooooorf”. Später änderte er seine Ansagen mantraartig in “Doooiiiiitsschhhläääääänd”. Den Mikrofonständer funktioniert er zur Krücke um und sein eingegipstes Bein ruhte unterhalb des Knies auf einer interessanten Konstruktion. So humpelte er sich durch Teile des Abends, während er beim Eurythmics Cover Sweet Dreams wehklagend auf einem OP-Tisch sang. Hier kamen, außer den ersten Reihen, die ihren Star lautstark feierten, auch mal die Ränge und hintere Reihen in Wallung und sangen mit. Zwischen den Songs verwandelte sich die Bühne in eine Dunkelkammer, aus der einzelne Lichter blitzten, der Herr wollte trotz der körperlich eingeschränkten Situation, nicht auf den Klamottenwechsel verzichten. Und so wurde jegliche aufkommende Stimmung beim Großteil der Gäste gleich wieder gekillt. Nach rund 70 Minuten war der Konzertabend mit der zweiten Zugabe The Beautiful People, bei der dann doch noch mal ein wenig mehr Stimmung aufkam, beendet. Mit dem Gedanken “Das war also ein Marilyn Manson Konzert?” fuhr ich musikalisch unbefriedigt nach Hause.

Fazit: dieser Konzertbericht spiegelt meine ureigenste Meinung wider. Ich habe mich im Nachgang mit anderen Menschen, die auch dort waren, ausgetauscht und sehr unterschiedliche Meinungen zum Konzert einfangen können. Von “Ich bin zwischendurch gegangen, weil es so grottenschlecht war!” bis “War ein klasse Konzert!” war alles dabei. Selten habe ich so ambivalente Meinungen wahrgenommen und in mir selbst tobte tagelang ein Widerstreit. Leider gewinnt Manson meinen Preis des schlechtesten Konzertes des Jahres 2017.

Setlist MARILYN MANSON @ Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle (29.11.2017):

01. Revelation #12
02. This Is the New Shit
03. Disposable Teens
04. mOBSCENE
05. Kill4Me
06. Deep Six
07. The Dope Show (mit Snippet von “I Don’t like… more )
08. 1°
09. Sweet Dreams (Are Made of This)(Eurythmics cover)
10. Tourniquet
11. We Know Where You Fucking Live
12. Say10 (mit Snippet von “Saturnalia”)
13. Cruci-Fiction in Space (Z)
14. The Beautiful People (Z)

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