Draußen wird das Wetter langsam ungemütlich, doch Musikfreunde können der aktuellen Jahreszeit trotzdem immer eine ganze Menge abgewinnen, denn in keinem anderen Monat sind hierzulande so viele Bands auf Tour wie im November und auch die Senkrechtstarter von Beyond The Black zieht es nach einem kleinen Abstecher nach Japan wieder auf deutsche Bühnen. Wir nutzten die Chance und sprachen mit der sympathischen Frontfrau Jennifer Haben über den Kometenhaften Aufstieg, den spektakulären Besetzungswechsel und natürlich über die anstehende Tour.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Hallo Jennifer, wie geht es Dir?
Mir geht es wunderbar, ich freue mich auf die Tour und vor allem darauf, die Fans zu treffen, wenn wir nach den Shows zu ihnen rauskommen.
Der Start mit Beyond The Black ging ja sehr schnell vonstatten. Schon bevor das erste Album erschien, standet ihr bereits beim Wacken Open Air auf der Bühne und kurz darauf ging es u.a. ins Vorprogramm der Scorpions. Wie war das für Dich?
Das war natürlich Wahnsinn! Vier Jahre zuvor hatte ich mich in verschiedensten Musikrichtungen ausprobiert und mich dann im Symphonic Metal gefunden. Wenn Du vier Jahre daran arbeitest und es kommt dann etwas dabei heraus und es passiert auch gleich so viel, die Leute finden es geil… toll! Das war vor allem in Wacken ein krasser Moment für mich, da auf der Bühne zu stehen und dann die ersten Reaktionen von anderen Menschen zu dem zu bekommen, was Du die ganze Zeit versucht hast auf die Beine zu stellen. Es war ein extremer Druck, aber zugleich super schön, dass es dann auch geklappt hat, die Leute stehengeblieben sind, weitere hinzugekommen sind… da erinnere ich mich gern dran.
Ist das dann auch das Event, das Dir am meisten im Gedächtnis geblieben ist?
Es sind sehr sehr viele schöne Sachen passiert, aber das war natürlich von der Erwartung her das Krasseste. Japan war jetzt tatsächlich ein bisschen vergleichbar auch und so vieles mehr wie zum Beispiel vor den Scorpions zu spielen. Das war alles so surreal. Und natürlich jedes Jahr wieder zurück nach Wacken zu kommen und jedes Jahr eine andere und sogar größere Bühne zu bespielen, das ist immer wie heimkommen. Das waren sicher unsere Highlights bisher.
Ihr habt kürzlich in Japan gespielt. Welche Eindrücke konntet Ihr dort sammeln und was könnt Ihr uns über die japanischen Fans sagen? Unterscheiden sich diese von denen in Deutschland?
Definitiv! Wir konnten ja zum Glück auch ein wenig von Japan sehen. Allein der Ablauf war dort schon anders. Nachdem die Band vor uns ihr Set beendet hatte, gab es eine fünfminütige Umbaupause in der keine Band gespielt hat und in diesen 5 Minuten war es mucksmäuschenstill, als wäre niemand mehr da. Wir hatten wirklich Angst, vor einer leeren Halle zu spielen, denn selbst der FOH-Techniker konnte sich selbst von der Bühne hören, wenn er hinten in sein Micro gesprochen hat. Das war schon extrem und kenne ich natürlich von keinem anderen Land so. Wir hatten auch 2 Meet & Greets und auch dort war es so, dass die Leute sich anstellten und dann war alles richtig durchorganisiert, was ich einerseits ganz cool finde, aber andererseits spreche ich auch sehr gerne mit den Fans und das war da nicht wirklich möglich. Natürlich gab es durchaus auch eine Sprachbarriere, aber es wäre trotzdem sehr süß gewesen, mit ihnen ein bisschen zu sprechen. Das war schon ein großer Unterschied zu Deutschland.
Es ist vermutlich wirklich alles etwas straffer organisiert.
Genau. Die Japaner haben schon echt viele Regeln, aber ich liebe dieses Land. Als Gast ist es unfassbar geil und deshalb würde ich auch jederzeit wieder hingehen und vor allem das Essen, ich liebe Sushi – Unfassbar gut!
Warst Du früher schon einmal in Japan oder war es das erste Mal für Dich?
Es war das erste Mal. Ich wollte dort immer mal hin und es war unglaublich als wir gesagt bekommen hatten, dass wir für ein Festival dorthin dürfen und jeder hat sich extrem gefreut.
Nach den frühen Erfolgen, folgte aber auch recht schnell ein Schock für Eure Fans, als deine Mitmusiker im letzten Jahr vollständig ersetzt wurden. Wie kam es dazu?
Man ist ja zu Beginn mit Beyond The Black gestartet und wusste gar nicht, wo das hingehen kann und wie viel Zeit das erfordern würde. Dass es dann so schnell so viel würde und man urplötzlich all diese Möglichkeiten hat, das hat ja niemand wissen können als man die Band gründete. Das war dann so ein Punkt, den man nach 1-1,5 Jahren mal ansprechen musste und wir haben viele Gespräche geführt um zu klären, wer diesen Weg weiter mitgehen kann und möchte und wer nicht. Wir hatten gerade einen neuen, internationalen Deal bekommen, der uns ermöglichte durch Europa zu touren usw. und so etwas musst Du dann auch wirklich wollen. Hier unterschieden sich dann unsere Ziele, was sehr schade war, da ich mich ja mit den ehemaligen Jungs, ebenso wie mit den aktuellen, sehr gut verstanden habe. Zwischenmenschlich war das nie ein Problem, sondern nur die Frage, ob man, auch wenn es hart ist als Newcomer, so viel Zeit damit verbringen möchte. Die Jungs hatten ja zum Teil auch andere Projekte oder standen in der Familienplanung usw., so dass es natürlich blöd war, dass es dann bei allen nicht mehr passte, aber nach all diesen Gesprächen stand der Entschluss dann halt fest.
Stand für Dich auch sofort fest, dass es mit Beyond The Black weitergehen würde?
Ja natürlich, denn es war immer mein Baby. Ich hab es geliebt und wollte unbedingt weitermachen, da gab es für mich nie eine Diskussion aufzuhören.
Bei weiblich angeführten Metalbands denkt man neben einer starken Metal-Lady wie Doro natürlich unweigerlich zunächst an Symphonic Metal Bands a la Within Temptation oder auch Nightwish. Siehst Du Beyond The Black in dieser Tradition oder was hat Dich am meisten beeinflusst?
Ich finde, dass Within Temptation noch am nächsten an Beyond The Black sind, während Nightwish alleine vom Gesang her weiter weg liegen und auch Doros Stimme ist einfach noch rockiger als das, was ich mit meiner Stimme mache. Das ist natürlich das, auf was ich als Sängerin am meisten achte. Insofern sehe ich uns eher bei Within Temptation, auch wenn ich all diese Bands sehr gerne höre.
Ihr seid ja auch große Star Wars Fans und habt gerade u.a. ein limitiertes T-Shirt anlässlich des neuen Films herausgebracht. Was fasziniert Dich an der Saga und beeinflusst das ebenfalls die Musik?
Ich weiß es noch nicht genau, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass Einflüsse ins nächste Album einfließen könnten. Wir schreiben ja gerade am neuen Album und man spürt schon, dass so etwas eine Rolle spielen könnte, vor allem dann, wenn diejenigen von uns, die besonders große Star Wars Fans sind, an Songs schreiben. Ich selbst mag ja Star Wars, aber bin kein großer Freak wie unser Gitarrist, Drummer oder vor allem unser Keyboarder. Die sind wirklich verrückt! Wenn die also mal einen Song schreiben, dann kann ich mir gut vorstellen, dass dann mal ein Song in diese Richtung gehen wird, die haben viel Phantasie in diese Richtung. Wir haben da wirklich viel Spaß dran, auch weil jetzt ja auch der neue Film während unserer Tour rauskommt, und so dachten wir, dass es doch super cool wäre, wenn wir ein T-Shirt und sogar ein Video dazu rausbringen würden. Das war eine coole Aktion und hat super viel Spaß gemacht.
Musik ist ja für viele Menschen ein Soundtrack zum Leben. Für welche Lebenssituationen sind Beyond The Black am besten geeignet?
Wir haben bisher ganz viele Songs gehabt, die versuchen ein bisschen zu verstehen wie sich Menschen fühlen, die gerade in einer schwierigen Situation sind und haben im C-Part auch immer mal ein bisschen Hoffnung eingebaut um zu zeigen, dass es auch schöner sein kann, dass es einen Ausweg gibt. Ich sehe uns eher in diesem emotionalen „Ich kann dich verstehen“-Kontext, weil ich mag es, mich in andere Menschen hineinzuversetzen, denn ich bin ein sehr empathischer Mensch.
Steckt vielleicht dann auch etwas Autobiographisches in euren Songs?
Das würde ich tatsächlich nicht so sagen. Ich mag es mich in Personen hineinzuversetzen, bin aber prinzipiell ein sehr fröhlicher Mensch. Zum Glück schließt sich das nicht gegenseitig aus.
Was war dein erstes und was dein letztes selbstgekauftes Album?
Ich meine mein erstes gekauftes Album waren die Greatest Hits von Queen, an das letzte kann ich mich gerade nicht erinnern, es ist aber auch schon eine ganze Weile her.
Gibt es denn einen aktuellen Künstler den Du besonders spannend findest?
Ich bleibe eigentlich immer mehr an alten Bands hängen. Was ich mega viel höre in letzter Zeit ist Paramore oder Bring Me The Horizon finde ich auch richtig cool. Und ansonsten bin ich eher bei älteren Sachen wie Phil Collins oder eben Queen.
Was macht für Dich denn einen guten Künstler aus?
Für mich macht einen Künstler aus, dass er Menschen berühren kann. Dass er viele Situationen verstehen und zum Beispiel bei einem Konzert den Leuten vermitteln kann: „Das habe ich mir bei dem Song gedacht und Ihr könnt nun nachempfinden, was ich Euch erzählen möchte“. Ich sehe das natürlich auch hier wieder sehr aus der Sänger*Innen Perspektive, denn ich möchte den Leuten auch immer genau zeigen, was in dem Song steckt, denn das ist für mich besonders wichtig.
Gibt es denn einen Künstler, mit dem Du gerne mal zusammenarbeiten würdest?
Diese Frage höre ich oft und ist doch so schwierig zu beantworten, weil ich einfach kein Idol-Mensch bin. Ich hatte nie solche Vorbilder, außer meiner Mum, meinem Bruder oder meinem Papa *lacht* Natürlich wäre es von der künstlerischen Seite her cool, mal irgendetwas mit Within Temptation oder mit Nightwish machen zu können, weil es einfach extrem gut passen würde. Aber vielleicht klappt es ja irgendwann mal.
Ihr seid ab dem 25.11.2017 wieder auf Tour. Was können Eure Fans dort erwarten?
Wir werden ein paar Songs spielen, die wir bisher noch nicht live gespielt haben und haben auch ein paar Specials eingebaut. Ich freue mich extrem drauf, denn wir haben uns ein paar coole Sachen ausgedacht und Ihr könnt auf jeden Fall eine ganze Menge Spaß erwarten und einen richtig schönen Abend – das wird gut!
Das heißt es wird auch schon neues Material zu hören geben?
Wir haben noch Material von den beiden bisherigen Alben, die wir bisher noch nicht live gespielt haben. Das neue Material ist noch nicht so weit, dass wir es schon auf dieser Tour spielen können.
Wann dürfen wir denn mit dem neuen Album rechnen?
Nächstes Jahr im Sommer, das ist der Plan!
Und wo siehst du die Band in 5 Jahren?
Ich hoffe immer noch auf dem Wacken ab und zu, vielleicht ja auch mal auf der Hauptbühne abends, das wäre natürlich mega geil. Und vielleicht hat man auch noch einmal die Chance in Japan zu touren oder in den USA, also einfach wirklich die Fühler ein bisschen weiter auszustrecken.
Möchtest Du Euren Fans noch etwas sagen?
Kommt vorbei, kauft Tickets, wir möchten noch die Läden voll kriegen *lacht*
Ich wünsche Euch auf jeden Fall ganz viel Spaß auf der Tour
Vielen, vielen Dank!
Termine BEYOND THE BLACK Lost In Forever Tour 2017:
25.11.2017 21:00 Uhr Marktredwitz, MadHouse ARENA
07.12.2017 20:00 Uhr Köln, Essigfabrik
08.12.2017 20:00 Uhr Aschaffenburg, Colos-Saal
09.12.2017 20:00 Uhr Karlsruhe, Substage
11.12.2017 20:00 Uhr München, Backstage Werk
12.12.2017 20:00 Uhr Leipzig, Hellraiser
14.12.2017 20:00 Uhr Hamburg, Markthalle
15.12.2017 20:00 Uhr Berlin, SO 36 e.V.
16.12.2017 20:00 Uhr Bochum, Matrix
17.12.2017 20:00 Uhr Saarbrücken, Garage
Fotos: Pressefreigabe, Beitragsbild Christian Barz